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Maker Faire

Real Magic: Hände sollen als VR-Controller dienen

Seit drei Jahren wird bei der tschechischen Elektronikfirma Nanotrik am Projekt "Real Magic" gearbeitet. Ziel ist es, Controller zu entwickeln, die es erlauben, Handbewegungen in der virtuellen Realität (VR) abzubilden. Zuerst wurde dazu ein Handschuh genutzt, mittlerweile arbeitet das Team aber auch an einem Ring, der die Handbewegungen erfassen und an einen PC, ein Smartphone oder eine eigenständige VR-Brille übermitteln kann.

Die Geräte sollen quelloffen sein und mit den VR-Produkten verschiedener Unternehmen funktionieren. "Wir beziehen Komponenten aus den USA, der EU und Asien und setzen diese dann zusammen. Wir nutzen verschiedene Sensoren und selbst entwickelte Algorithmen, um die Bewegungen der Hand möglichst genau abzubilden", erklärt Projektleiter Lukas Satin gegenüber der futurezone.

Die Daten der Handsensoren werden wahlweise per WLAN oder Bluetooth 4.0 LE an das jeweilige VR-System übermittelt. Derzeit arbeitet Nanotrik mit der Universitätsklinik Ostrava zusammen, um eine Lösung zu entwickeln, die in der Rehabilitation von Schlaganfallpatienten zum Einsatz kommen soll.

Für Samsungs Gear VR hat Nanotrik eine App für Czechtourism entwickelt und die Handsteuerung soll künftig auch in einer App für Musikproduzenten zum Einsatz kommen, die dann die Klangsynthese mit ihren Gesten steuern können. Die Steuerungsgeräte sollen schon bald in verschiedenen Ausführungen auf den Markt kommen. Der Preis für die einfachste Variante, die nur Handbewegungen trackt und keine Knöpfe bietet, wird 79 Euro kosten.

Viele Optionen

Teurere Varianten werden Knöpfe, einen Sensor zur Erfassung der Muskelaktivität, Vibrations-Feedback und andere Zusatzfeatures bieten. Derzeit bietet Nanotrik sein System zwar schon an, allerdings nur als maßgefertigtes Produkt auf Anfrage. Für eine Massenproduktion hofft das Unternehmen noch auf einen Sponsor. Mit Vertriebspartnern wird derzeit verhandelt.

Das Ziel von Nanotrik ist es, unter der Dachmarke Real Magic diverse Lösungen für verschiedene Einsatzbereiche zu entwickeln, vom Computerspielen über medizinische Anwendungen bis zu Designern. Dafür könnte das System auch so angepasst werden, dass mehr als nur die Handbewegungen erfasst werden. "Auch das Tracking des ganzen Körpers wäre kein Problem, dazu braucht man aber mehr Sensoren, was entsprechend teurer ist. Für ein Bogenschieß-Videospiel können wir aber etwa leicht beide Hände tracken, damit der VR-Bogen realistisch bedient werden kann", sagt Satin. Je mehr Sensoren und Spieler gleichzeitig zum Einsatz kommen, desto wichtiger wird eine gute Verbindung. "Bei acht Spielern mit jeweils mehreren Sensoren reicht Bluetooth nicht aus und die Nutzer brauchen einen guten WLAN-Router, damit das klappt", sagt Satin.

Mit Real Magic ließe sich so ein komplett kabelloses VR-System einrichten, sofern auch die VR-Brille nicht auf Kabel angewiesen ist. Die maximale Entfernung vom Router sollte dabei aber 80 Meter nicht überschreiten. Derzeit werden Steam VR, Oculus, HTC Vive, iOS, Android, Linux, Samsung Gear VR, PC, Google VR und Samsung Smart TV als Plattformen unterstützt. "Alles, was wir von einem VR-System brauchen, ist eine Bluetooth oder WLAN-Verbindung", sagt Satin. Die Latenz liegt zwischen einer und fünf Millisekunden. Eine Kalibrierung ist für einfache Anwendungen nicht notwendig. Sollen die Handbewegungen aber auf einen Avatar übertragen werden, muss der Nutzer eventuell kurz in eine vorgegebene Richtung zeigen, um dem System die Orientierung zu ermöglichen.

Schnitzel und Open Source

Satin legt viel Wert darauf, dass Real Magic eine quelloffene Lösung ist: "Wir wollen Nutzer nicht zwingen, proprietäre Technologie zu nutzen, die alle zwei Jahre ausgetauscht wird, damit die Hersteller mehr Geld verdienen können. Wir wollen eine fröhliche Community, die uns unterstützt, weil sie es will." Die großen Tech-Konzerne wie Facebook, Google oder HTC sieht Nanotrik dabei nur bedingt als Konkurrenz. "Die treten auch diversen offenen Initiativen wie OpenVR bei, weil sie allein nicht in der Lage sind, komplette Systeme anzubieten. Wir sind flexibel, können uns auf die Controller spezialisieren und dort die neuste Technologie anbieten", sagt Satin.

Probleme habe es bisher nur mit Google gegeben, das ein Controller-Monopol bei Daydream VR einführen will. "Ich glaube nicht mehr an Google. Die machen einen eigenen VR-Store, in dem niemand veröffentlichen kann außer Google. Als Controller darf nur Googles Hardware zum Einsatz kommen. Das führt zu einem Monopol, das technischen Fortschritt verhindert. Das ist einer unserer wichtigsten Beweggründe", sagt Satin.

Maker Faire

Bei der Maker Faire, die am 20. und 21. Mai in Wien stattfindet, wird Real Magic präsentiert. Interessierte können sich in der METAStadt in der Otto-Neurath-Gasse 3 im 22. Wiener Gemeindebezirk also am Wochenende selbst ein Bild machen. "Wir wollen unser Produkt der Öffentlichkeit präsentieren und freuen uns auf interessante Gespräche. Mit etwas Glück geht sich auch noch einige Sehenswürdigkeiten, ein Schnitzel und eine Sachertorte aus", sagt Satin.

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