Russlands Hyperschallrakete hat ein großes Problem
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Als "unbesiegbar" bezeichnet Russlands Präsident Wladimir Putin die Hyperschallrakete Zirkon. Die angebliche "Wunderwaffe" hat russischen Angaben zufolge eine Reichweite von mehr als 500 Kilometern und kann auf bis zu 8.000 bis 9.000 Kilometer pro Stunde beschleunigen - damit wäre sie von herkömmlichen Raketenabwehrsystemen kaum aufzuhalten.
Mit der hohen Geschwindigkeit der Zirkon ginge aber auch ihre Präzision verloren, meint Sidharth Kaushal, Experte für Seekriegsführung am britischen Royal United Services Institute. "Die Zirkon ist eine wichtige Entwicklung, deren Bedeutung jedoch nicht übertrieben werden sollte", relativiert Kaushal die Schlagkraft der Rakete gegenüber Business Insider.
Ein Video zeigt einen früheren Test der Waffe:
Rakete muss abbremsen
Laut dem Experten stellen vor allem bewegliche Ziele, wie etwa Schiffe, ein Problem für die Zirkon dar. Grund seien die Gesetze der Physik. Raketen oder Flugzeuge, die sich mit Hyperschallgeschwindigkeit bewegen, ionisieren die Luft um sich herum. Eine Plasmahülle entsteht, die wiederum Radarsignale blockiert.
Lenkflugkörper, wie die Zirkon, benötigen allerdings Radar, um ihr Ziel genau anzupeilen. "Da die Plasmaschicht der Rakete den Einsatz von aktivem Radar und anderen Sensoren zur Verfolgung eines Zielschiffs in der Endphase ausschließt, muss die Rakete wahrscheinlich auf deutlich unter Hyperschallgeschwindigkeit abbremsen, um mobile Ziele zu verfolgen", erklärt Experte Kaushal. Damit könne sich die Zirkon nicht viel schneller fortbewegen als frühere russische Anti-Schiffs-Raketen.
Zirkon gut sichtbar
Die Zirkon habe laut Kaushal einen weiterer Nachteil. Die Rakete müsse - im Gegensatz zu anderen Schiffabwehrraketen - nach dem Start in besonders große Höhe gebracht werden, damit ihr Triebwerk anspringen und sie Überschallgeschwindigkeit erreichen kann. Aber je länger sie in großer Höhe fliegt, desto besser sei sie für das Radar sichtbar, so Kaushal.
"Die Rakete kann entweder Hyperschall oder eine geringe Sichtbarkeit haben, aber nicht beides zusammen", hält der Experte fest.
Experte zweifelt an Einsatzbereitschaft
Grundsätzlich zweifelt Kaushal daran, dass Zirkon überhaupt einsatzbereit ist. Die Waffe sei im Vergleich zu früheren russischen Raketen auffällig schnell entwickelt worden. "Außerdem scheint es keine gemeldeten Fehlstarts zu geben, was für einen neuen Flugkörper, insbesondere eine so komplexe Hyperschall-Rakete, ungewöhnlich ist", so der Experte.
Erst kürzlich hat Russland seine erste Fregatte, Admiral Gorschkow, mit der Zirkon ausgestattet. Sie gehört zu Russlands Nordmeerflotte und soll auf eine lange Seereise in den Atlantischen und Indischen Ozean geschickt werden, um Russlands Seemacht zu demonstrieren.
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