Skype-Telefonate wurden in Heimarbeit ausgewertet
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Ein ehemaliger Microsoft-Mitarbeiter hat verraten, wie Tonaufnahmen durch Menschen ausgewertet wurden, die durch das Assistenzprogramm Cortana sowie bei Skype-Telefonaten gesammelt wurden. Laut dem Insider legte Microsoft dabei so gut wie keinen Wert auf Datenschutz. Mitarbeiter wurden vom Unternehmen offenbar beliebig ausgewählt und keiner besonderen Sicherheitsüberprüfung unterzogen. "Ich glaube, sie wollten einfach meine Kontodaten", zitiert der Guardian den Mann.
Unverschlüsselt
Über eine Web-App für den Chrome-Browser (erstaunlicherweise nicht Edge) wurden dem solcherart schnell rekrutierten Mitarbeiter Tonschnipsel zugespielt, die transkribiert und auf Tonqualität bewertet werden mussten. Die Aufnahmen wurden nicht verschlüsselt, die Zugangsdaten für die Web-App erhielt der Mitarbeiter im Klartext per E-Mail. Bereits nach kurzer Zeit durfte der aus Großbritannien stammende und in Peking lebende Mann seine Tätigkeit anstatt in einem Büro von zuhause auf seinem privaten Laptop durchführen.
Laut dem Mitarbeiter wäre es ihm jederzeit möglich gewesen, Aufnahmen lokal abzuspeichern und illegal weiterzugeben. Die fehlende Verschlüsselung der Daten ließ in dem Mann auch den Verdacht der Fahrlässigkeit angesichts staatlicher Spionage aufkeimen. "Wenn du in China lebst und arbeitest, bist du bereits bei fast allem durchleuchtet", meint der Insider. Für staatliche Organe wäre es seiner Auffassung nach ein Kinderspiel gewesen, auf die von Microsoft übermittelten Daten zuzugreifen.
Keine Praxis mehr
Um eine Stellungnahme gebeten, teilt Microsoft dem Guardian mit, dass Programme wie das geschilderte mittlerweile eingestellt wurden. Tonaufnahmen, die normalerweise nicht länger als zehn Sekunden lang und keiner spezifischen Person zuordenbar sind, würden nunmehr ausschließlich außerhalb Chinas von speziell geschultem Personal ausgewertet. Man orientiere sich beim Datenschutz an den höchsten Standards, wie etwa der europäischen Datenschutzgrundverordnung.
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