Birgit Wildburger: "Elektromobilität macht nur mit Strom aus erneuerbaren Quellen Sinn. Smatrics nutzt Verbund-Grünstrom."
Birgit Wildburger: "Elektromobilität macht nur mit Strom aus erneuerbaren Quellen Sinn. Smatrics nutzt Verbund-Grünstrom."
© Smatrics

Elektromobilität

Smatrics plant Ultra-Highspeed-Ladestationen

Teslas können es bereits, in Zukunft werden es immer mehr Elektroautos können - die Rede ist von Stromtanken mit besonders hoher Leistung. An Stromtankstellen, die dafür ausgelegt sind, soll künftig mit 150 bis 350 Kilowatt geladen werden. Bei einem halbstündigen Aufenthalt an der Ladesäule kann man so Strom für rund 300 Kilometer Reichweite tanken. Smatrics, der bislang einzige österreichweite Ladenetzbetreiber, wird künftig solche Ultra-Highspeed-Ladestationen anbieten.

Mehr Leistung

Smatrics ist seit 2013 am Markt. Das Joint-Venture von Siemens und Verbund ist mit dem Versprechen an den Start gegangen, alle 60 Kilometer auf Österreichs Straßen eine Ladestation für Elektroautos zu errichten. Die Grundversorgung mit 22-kW-Stationen (für das so genannte "beschleunigte Laden") wurde zügig abgedeckt. Seit 2015 macht sich Smatrics daran, sein Netz mit so genannten High-Speed-Ladestationen (bis zu 50 kW) auszubauen. Heute bietet Smatrics insgesamt 380 Ladepunkte. Bei rund 200 Ladepunkten kann man Strom mit "High-Speed" tanken.

"Die 50-kW-Stationen sind eindeutig die beliebtesten", meint Birgit Wildburger, die Leiterin Marketing und Öffentlichkeitsarbeit bei Smatrics. "Das Auto in 20 Minuten vollladen ist einfach etwas ganz anderes als vier bis fünf Stunden darauf zu warten." Immer mehr Elektroautos würden das High-Speed-Laden unterstützen. Die Zukunft gehöre aber dem Ultra-Highspeed-Laden, meint Wildburger. "Die nächste Generation der Elektroautos, die ab 2018 auf den Markt kommen wird, unterstützt dies." Ultra-Highspeed soll High-Speed an neuralgischen Punkten ergänzen.

Wachsende E-Mobilität

Für Smatrics bedeuten die neuen Hochgeschwindigkeits-Ladestationen die dritte Ausbaustufe (nach 22-kW und 50-kW-Stationen) des eigenen Netzes. Bisher habe Smatrics 3500 Kunden gewonnen. 2000 Kunden sind alleine im Jahr 2016 dazugekommen. Der österreichische Elektroautomarkt wächst rasant. Jedes Jahr verdoppelt sich der Elektrofahrzeugbestand im Land.

"Durch die Steuerreform erleben wir eine weitere Beschleunigung", ist Wildburger überzeugt. Unternehmen fänden dadurch heute attraktivere Bedingungen vor, um ihre Fuhrparks auf Elektroautos umzustellen. Elektroautos sind von der Vorsteuer, der Normverbrauchsabgabe (NoVA) und der Versicherungssteuer ausgenommen. Bundesländerspezifisch kommen verschiedene Förderungen dazu.

Heimladen

Smatrics versucht, sowohl das Laden unterwegs, etwa auf Transitstrecken, als auch Daheim oder am Firmenparkplatz möglichst gut abzudecken. Neben Ladestationen im öffentlichen Raum bietet das Unternehmen eine Wallbox mit bis zu 22 kW Ladeleistung an. "Wir bieten ein Rundum-Sorglos-Paket inklusive Beratung, Installation, Betrieb und Abrechnungssystem an", meint Wildburger. Das Errichten von Ladestationen soll dadurch neben Privatpersonen auch für Gemeinden, Einkaufszentren oder Immobilienbetreiber attraktiv werden.

Smatrics baut sein E-Ladestellennetz in Österreich aus

Verhandlungen

Öffentliche Standorte für Ladestellen betrachtet Wildburger als "eine große Herausforderung". In Wien gab es etwa lange Zeit eine komplette Blockade gegen Stromtankstellen auf öffentlichem Grund. Smatrics ging deshalb Partnerschaften zur Parkplatznutzung von Privatunternehmen, etwa Restaurants oder Supermärkten, ein. Die Haltung der Stadt wird aber zunehmend gelockert. Zunächst soll ein Versorgungsnetz für E-Taxis aufgebaut werden. Privatpersonen profitieren davon vorerst nicht. Smatrics bemüht sich um eine weitere Öffnung des Marktes.

Verbesserungspotenzial sieht Wildburger auch bei politischen Entscheidungen zur Elektromobilität in Österreich im Allgemeinen. "Am Beispiel Norwegen sieht man, was möglich ist, wenn die Rahmenbedingungen passen." Maßnahmen wie örtliche Mautbefreiungen und kostenloses Parken fehlten noch, doch ein erster Schritt sei durch die Steuerreform gemacht. Wichtig wäre laut Wildburger auch, die unterschiedlichen Elektromobilitäts-Fördermodelle in den Bundesländern zu vereinheitlichen.

Zusammenarbeit

Abgesehen von Verhandlungen mit der Politik ist Smatrics auch in Gesprächen mit anderen Ladenetzbetreibern, um ein gemeinsames Angebot für österreichische Elektromobil-Fahrer zu entwickeln. Während regionale Stromanbieter Insellösungen im ganzen Land geschaffen haben, setzt Smatrics auf überregionale Verfügbarkeit. "Bei uns kann jeder laden", meint Wildburger. An allen Stationen könne man sich mit Smartphone und Internetzugang einfach registrieren und anschließend einen Ladevorgang beginnen. Auch Kunden aus dem Ausland steht das Netz zur Verfügung.

Um einen Anreiz für den Umstieg auf die Elektromobilität zu setzen, verhandeln Österreichs Ladenetzanbieter jedoch über ein gemeinsames Vorgehen, etwa eine Karte oder eine App, um alle Ladestellen im Land zu benutzen. Laut Wildburger sei es dafür erforderlich, technische Anforderungen zu definieren und eine gemeinsame Abrechnungsplattform zu schaffen. Mehrere Elektrizitäts-Versorgungsunternehmen haben angekündigt, bis zum Frühjahr 2017 ein entsprechendes Konzept vorlegen zu wollen.

Dieser Artikel entstand im Rahmen einer Kooperation zwischen futurezone und Verbund.

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David Kotrba

Ich beschäftige mich großteils mit den Themen Mobilität, Klimawandel, Energie, Raumfahrt und Astronomie. Hie und da geht es aber auch in eine ganz andere Richtung.

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