Snowden-Darsteller hält Whistleblower für großen Patrioten
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Als der Schauspieler Joseph Gordon-Levitt (35, "Inception") von Regisseur Oliver Stone das Angebot bekam, Edward Snowden im Film "Snowden" (Österreich-Start am Freitag) zu spielen, musste er den Whistleblower erstmal googeln. Was er bei der Internetrecherche herausgefunden hat und wie er heute zu Snowden steht, erzählt er im Interview der Deutschen Presse-Agentur in München.
Hatten Sie Bedenken, jemanden zu spielen, dessen Gesicht im Grunde jeder kennt?
Antwort: Die Wahrheit ist: Als Oliver Stone mir den Job angeboten hat, war ich natürlich sehr aufgeregt, weil ich ein großer Fan von ihm bin. Aber mein nächster Gedanke war: Edward Snowden? Ich wusste, ich hatte den Namen schon mal gehört, aber - um ehrlich zu sein - ich konnte mich nicht genau erinnern, wer er ist und was er getan hat. Man hört so viel in den Nachrichten, und nur selten beschäftigt man sich dann näher damit. Ich habe festgestellt, dass ich einiges lernen musste.
Was war denn das wichtigste, das Sie dabei gelernt haben?
Antwort: Ich habe viele verschiedene Dinge gelernt. Wenn man Edward Snowden googelt, bekommt man so viele Meinungen - einige negativ, einige positiv und einige, die sich direkt widersprechen. Einer der Momente war, als ich etwas über die Anhörung im Kongress gelesen habe, in der James Clapper, der Director of National Intelligence, der über der CIA und der NSA steht, unter Eid aussagte, die NSA sammle keine Daten von Millionen amerikanischer Bürger. Er hat gelogen, unter Eid gelogen. Vielleicht sollte es mich nicht überraschen, dass Regierungsbeamte lügen, aber so sollte es nicht sein. Das Schöne an einer Demokratie ist ja, dass die Regierung der Bevölkerung Rechenschaft schuldig ist. Wenn Regierungsbeamte lügen, hat das mit Demokratie nicht mehr viel zu tun. Als ich gemerkt habe, dass die Demokratie uns entgleitet, wollte ich das beleuchten.
Was ist Ihre Meinung über Snowden - jetzt, nachdem Sie im Grunde Snowden waren?
Antwort: Es gibt viele Dinge, die ich nicht über ihn wusste - zum Beispiel, dass er sich 2004 für die US-Armee verpflichtet hat, zu einer Zeit, als im Irak der Krieg tobte. Er wollte dorthin, er wollte im Kampf für sein Land sein Leben riskieren. Er ist sehr patriotisch aufgewachsen, und meiner Ansicht nach ist er immer noch extrem patriotisch. Er kritisiert bestimmte Dinge, die die Regierung macht, aber diese Kritik kommt aus einer Liebe zu seinem Vaterland. Wenn man etwas liebt, möchte man es bewahren.
Ist es gut, dass der Film jetzt so kurz vor den Präsidentschaftswahlen in den USA herauskommt?
Antwort: Sicher. Ich denke, dieser Film dreht sich um Demokratie, obwohl es natürlich auch um Technologie und Privatsphäre geht. Das eigentliche Thema ist: Was ist die Regierung dem Volk schuldig? Und das sollten wir natürlich auch im Kopf haben, wenn wir wählen gehen.
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