Spieleranalyse: SAP und IBM umgarnen Sportevents
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Schon nach der ersten halben Stunde stand fest: Dieses Spiel dürfte in die Geschichte eingehen. Als die deutsche Nationalmannschaft am 8. Juli 2014 mit einem 7:1 gegen Brasilien vom Platz zog, war sie gefühlt schon fünf Tage vor dem Endspiel Weltmeister.
„Wir waren der 12. Mann auf dem Platz“, sagt Stefan Wagner - nicht ohne eine gehörige Portion Selbstbewusstsein. Wagner ist beim Softwarekonzern SAP unter anderem für den Bereich Sport zuständig. Was er meint: Die Nationalmannschaft hatte während der WM in Brasilien Spielabläufe und Leistung ihrer Spieler mit SAP-Analysesoftware durchleuchtet. Lauf- und Abwehrverhalten oder durchschnittlicher Ballbesitz wurden mit Hilfe von Videoaufnahmen und Chips erfasst, verarbeitet und visualisiert. Taktiktafeln und Spickzettel aus Papier waren gestern.
Ab A-Jugend aufgezeichnet
Auch wenn Bayern München und die TSG Hoffenheim am Wochenende zum Start der Bundesliga auf dem Platz stehen, wird SAP im Hintergrund dabei sein. Beide Vereine verbindet mit dem Softwarekonzern eine Mischung aus Kundenbeziehung und Sponsoring. Sie kaufen Software und werden dafür bei Neuentwicklungen eingebunden. Beide verwenden die digitale Trainingshilfe des Walldorfer Softwarekonzerns. Während der Spiele ist der Einsatz in der Bundesliga allerdings noch nicht erlaubt. Neben Spielanalysen werden auch Leistungsparameter und Verletzungshistorie der Spieler erhoben und ausgewertet.
„Passlänge, Schussgeschwindigkeit, das Tempo, aber auch das Abbremsen eines Spielers lassen sich ebenso messen wie die Schrittzahl und ob der Ball mit rechts oder links geschossen wurde“, sagt Rafael Hoffner, bei Hoffenheim für Sport-IT-Innovationen zuständig. Um die Daten zu erfassen, arbeitet SAP mit Anbietern wie Opta und Prozone zusammen. „Bis zu 50 000 Positionsdaten pro Sekunde kann das RedFIR-System, das zum Beispiel bei unserer A-Jugend eingesetzt wird, aufzeichnen“, so Hoffner. Diese stehen in einem Container am Spielfeldrand sofort zur Verfügung, wo eine Datenbank von SAP sie verarbeitet. Die Trainer können damit Millionen Daten binnen Sekunden für die Trainingsplanung verwenden.
NBA und WTA als Kunden
SAP startete erst vor drei Jahren mit Softwareangeboten für den Sportbereich. Ursprünglich war das Engagement als reines Marketing gedacht. „Wir wollten die große Bühne nutzen“, erklärt Wagner. Die Segelnationalmannschaft überprüfte vor den Olympischen Spielen 2012 Trim und Reaktionszeiten bei Manövern am Rechner. Die National Basketball League (NBA) wertet Spielstatistiken aus. Seit neuestem wird SAP-Software auch bei den Tennis-Turnieren der Women's Tennis Association (WTA) genutzt. Trainer bekommen Live-Daten auf das Tablet gespielt und können ihren Schützlingen noch während des Spiels die Analysen ihrer gröbsten Schnitzer und Stärken vorlegen.
Die Analyse großer Datenmengen gehörte in den vergangenen Jahren zu den am schnellsten wachsenden Bereichen im Softwaregeschäft. Sowohl SAP als auch IBM gehören zu den Marktführern auf dem Feld.
"Mittelgroßes Geschäft"
Deshalb ist es kaum verwunderlich, dass auch IBM bei den großen Sportereignissen mitmischt. Der IT-Konzern, der zu den größten Softwareanbietern weltweit gehört, beliefert seit 25 Jahren das Tennis-Turnier Wimbledon mit IT - inzwischen auch mit Programmen, die Daten von Spielern auswerten. Dazu kommen Echtzeitanalysen, die Zuschauern helfen sollen, die Spiele zu verfolgen. Dadurch sind etwa Vergleiche bis in die Anfänge von Wimbledon im Jahr 1877 möglich.
„Viele Sportorganisationen kommen inzwischen auf uns zu und fragen, könnt ihr uns helfen“, sagt Sam Seddon, der bei IBM für die Technologien rund um Wimbledon zuständig ist. IBM baut keine speziellen Programme für die Sportler. „Wir konfigurieren unsere Software auf verschiedene Weise.“ Bei IBM spricht man von einem „mittelgroßen Geschäft“. „Es ist ein guter Weg, den Nutzen unserer Software zu erklären“, sagt IBM-Manager Seddon.
Auch SAP verschenkt seine Software inzwischen nicht mehr. Seit dem 14. Juli tauchen die Analysewerkzeuge für Fußballteams auch in der Preisliste des Softwarekonzerns auf. Das große Geld erwartet SAP in dem Geschäft allerdings nicht. „Wir nehmen den Markt ernst und sehen Wachstum“, sagt Wagner. Nach wie vor gehe es aber eher darum, die Möglichkeiten der Software aufzuzeigen.
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