Kylo Ren: Der neue, mysteriöse Bösewicht in Star Wars Episode VII
Kylo Ren: Der neue, mysteriöse Bösewicht in Star Wars Episode VII
© /Disney

Filmkritik

Star Wars Episode VII: Eine gelungene Entschuldigung

Keine Angst: Wer fürchtet, hier von Spoilern überrumpelt zu werden, darf beruhigt weiterlesen. Damit das so bleibt, bitten wir, auch nach den Premieren von Spoilern in den Kommentaren abzusehen. Wer sich auch künftig vor Star-Wars-Spoilern schützen möchte, kann das mit dieser Chrome-Erweiterung tun - oder einfach bis zur nächsten Vorführung das Internet meiden.

Der gefallene Schöpfer

George Lucas ist eine bewundernswerte, aber auch tragische Person. Der Filmemacher hat 1977 mit “Star Wars” eines der beliebtesten Science-Fiction-Universen aller Zeiten geschaffen. Ein überraschender Erfolg, an den nicht einmal seine engsten Freunde geglaubt haben. Selbst das Filmstudio, das die Produktion mit zehn Millionen US-Dollar finanzierte, hatte Zweifel. So geschah es, dass Lucas eine magere Gage akzeptierte, dafür aber 40 Prozent der Netto-Einnahmen sowie alle Rechte an der Marke “Star Wars” behielt. Ein Deal, der ihm Reichtum bescherte, ihn aber auch auf Jahrzehnte an “Star Wars” kettete.

Den erfolgreichen Produzenten und Regisseur plagten fortan Selbstzweifel. Seine Filme wurden geliebt, aber immer wieder entdeckte er Elemente, die er lieber anders gemacht hätte. Die Filme waren bereits auf Zelluloid gebannt, daran ließ sich nichts mehr ändern - bis in die Neunzigerjahre. Mithilfe von Digitaltechnologie überarbeitete er die Trilogie pünktlich zum 20. Jubiläum - und verärgerte damit seine größten Fans. Neben kosmetischen Anpassungen wurden auch einige Punkte der Handlung verändert. Plötzlich schoss etwa Kopfgeldjäger Greedo zuerst auf Han Solo, sodass er in Notwehr handeln musste.

Disney als Retter

Mit den Sequels, die die Geschichte von Anakin Skywalker erzählten, eskalierte die Situation jedoch. Die Fans hofften auf “Star Wars”, wie sie es kannten, doch Lucas hatte bereits eine andere Vorstellung. Obwohl die neue “Star Wars”-Trilogie finanziell erfolgreich war, war für viele Fans klar: George Lucas hat den Fokus verloren. Doch wer sollte die Science-Fiction-Saga retten? Die Antwort kam 2012 in Form eines 4-Milliarden-Dollar-Schecks von Disney.

Drei Jahre später kommt endlich jener Film in die Kinos, für den die gefühlt längste Marketing-Kampagne aller Zeiten gefahren wurde. Sei es das erste Foto, auf dem einige der früheren “Star Wars”-Darsteller gemeinsam das Drehbuch lesen, die Veröffentlichung des Titels oder der erste Trailer - jede Kleinigkeit, die irgendwie mit “Star Wars” zu tun hatte, sorgte für Vorfreude im Internet. Umso kurioser, dass nun, kurz vor der offiziellen Premiere, viele Internet-Nutzer “Star Wars”-Artikel aus Furcht vor Spoilern bewusst meiden.

Keine Sorge, in diesem Artikel wird es keine Spoiler geben - allerdings muss für die Kritik die grundlegende Geschichte erzählt werden. Wer auch das nicht hören will, sollte den Tab schleunigst schließen und diese Kritik erst nach einem Besuch im Kino lesen (tl;dr: Unbedingt anschauen).

Das Erwachen der Macht
Die Handlung beginnt rund drei Jahrzehnte nach dem Ende von “Die Rückkehr der Jedi-Ritter”. Das Imperium wurde von den Rebellen geschlagen, Darth Vader fand doch noch etwas Menschliches in sich und die Ewoks feierten gemeinsam mit den Helden am Lagerfeuer - ein Happy End. Doch im Universum von “Star Wars” herrscht selten lange Frieden. Dieses Mal sorgt die Erste Ordnung, ebenfalls angeführt von Sith-Kriegern, für Unruhe.
Carrie Fisher im Star-Wars-Film The Force Awakens
Ihnen stellt sich der Widerstand entgegen, der von Generalin Leia Organa angeführt wird. Das dürfte “Star Wars”-Fans, wie auch einige andere Elemente, aus gutem Grund bekannt vorkommen. Regisseur J.J. Abrams hat geschickt die Grundzüge der Handlung von “Eine neue Hoffnung” (Episode IV) als Grundlage für den neuen Film genutzt. Ein Experiment, das ihm schon zwei Mal gut gelungen ist, kurioserweise in einem anderen großen Science-Fiction-Universum: Star Trek.

Liebenswerte zwei Kugeln

Doch während die Handlung fast schon altbekannt ist, stehen einige neue Hauptcharaktere im Mittelpunkt: Finn, ein Sturmtruppler; Rey, eine geheimnisvolle Bewohnerin des Wüstenplaneten Jakku sowie Poe Dameron, ein Pilot des Widerstands. Als “Star Wars”-Fan möchte man instinktiv den Charakteren bekannte Rollen zuteilen - Wer ist wohl die neue Leia, wer der neue Han Solo? Ein Fehler, denn “Das Erwachen der Macht” schafft es gut, dass sich die neuen Helden von selbst in Szene setzen. Dabei kommen zum Teil interessante, wenn auch schnell durchschaubare Charaktere zum Vorschein.

Das Erwachen der Macht
Zwei Figuren stehlen ihnen allerdings die Show: Der liebenswerte Roboter BB-8 und der jähzornige Kylo Ren, der seinem Vorbild Darth Vader alle Ehre macht. Adam Driver, bekannt aus der Fernsehserie “Girls”, erweist sich in der Rolle des Sith als Idealbesetzung. Abgesehen von den menschlichen Figuren ist es nahezu verwunderlich, wie viel Charakter man in einen kugelförmigen Roboter verpacken kann. BB-8 zog bereits mit einem Kurzauftritt im ersten Trailer die Aufmerksamkeit auf sich, im Film lockert er die Stimmung immer wieder auf.

Han-Solo-Darsteller Harrison Ford läuft zudem zu Hochtouren auf. Trotz seines fortgeschrittenen Alters - “Indiana Jones” ist mittlerweile 73 Jahre alt - liefert er eine großartige Leistung ab und lässt keinerlei Müdigkeit erkennen. Da darf man sich zurecht auf den Han-Solo-Film freuen, der 2018 in die Kinos kommen soll.

Konservatives Star Wars

Ebenfalls erfrischend: Abrams besinnt sich auf die Ursprünge von “Star Wars” zurück und verzichtet auf ein Übermaß an visuellen Effekten, die später am Computer erzeugt werden. Stattdessen kommen klassische Spezialeffekte zum Einsatz - der Roboter BB-8 rollte und piepte beispielsweise tatsächlich so am Set umher und viele der Explosionen passierten auch so am Set. So geht auch der Comic-ähnliche Stil in den Schlachten verloren. In den Sequels sah man hier oftmals vor lauter Laserstrahlen die Handlung nicht mehr. Der realistische Stil wird geschickt mit den spärlich eingesetzten 3D-Effekten kombiniert. Hier findet man, im Gegensatz zu vielen anderen Hollywood-Blockbustern, die richtige Mischung.

Das Erwachen der Macht
Und ja, in “Das Erwachen der Macht” sind auch hin und wieder die berühmt-berüchtigten “Lens Flares”, ein Markenzeichen von Abrams, zu sehen. Im Vergleich zu einigen seiner früheren Werke tauchen sie aber sehr selten auf. In einem Punkt übertreibt man es aber: Cameos. So sehr bekannte Gesichter bei Fans für Freude sorgen mögen, nach einer Weile hat man genug. Ein Effekt, der sich auch schon bei einigen Marvel-Verfilmungen bemerkbar machte, als plötzlich ein bekannter Charakter nach dem anderen auftauchte.

Ein Star-Wars-Film mit Disney-DNA

Das hätte wohl vor einigen Jahren niemand gedacht: Disney, nicht George Lucas, hat den Film gemacht, den sich Star-Wars-Fans seit Jahrzehnten wünschen. Regisseur J.J. Abrams hat geschickt den Spagat zwischen den Klassikern und dem neuen Disney-Kanon geschlagen. In 136 spannenden Minuten wird eine klassische Abenteuer-Geschichte erzählt, die Star-Wars-Fans und -Neulinge gleichermaßen unterhält. So liefert man - stellvertretend für George Lucas - eine gelungene Wiedergutmachung für die misslungenen Sequels ab.

Doch so bedächtig Disney auch bisher mit dem Erbe der früheren Star-Wars-Filme umgegangen ist, der Film und die Pläne für die Zukunft zeichnen ein Bild, das man bereits von Disney-Tochter Marvel kennt. Jahr für Jahr kommt ein neuer Film daher und räumt an den Kinokassen ab. Wie lange das gut geht, werden die Fans entscheiden.

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Michael Leitner

derfleck

Liebt Technik, die Möglichkeiten für mehr bietet - von Android bis zur Z-Achse des 3D-Druckers. Begeistert sich aber auch für Windows Phone, iOS, BlackBerry und Co. Immer auf der Suche nach "the next big thing". Lieblingsthemen: 3D-Druck, Programmieren, Smartphones, Tablets, Open Hardware, Videospiele

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