Technisches Museum macht Stromnetz interaktiv erlebbar
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Strom ist im Leben der meisten Menschen allgegenwärtig, wo genau er herkommt und wie er transportiert wird, bevor er etwa das eigene Handy-Ladegerät erreicht, darüber herrscht oft wenig Wissen. Das Technische Museum Wien will mit seiner neuen Ausstellung "On/Off" Klarheit über das heimische Stromnetz schaffen. Auf 500 Quadratmeter sollen Besucher ab 9. November interaktiv in die Welt der Stromerzeugung, -Verteilung, -Speicherung und -Nutzung eingeführt werden.
Verbraucher im Mittelpunkt
Im Zentrum der Ausstellung steht der Verbraucher. Seine Bedürfnisse sind der Grund für die Existenz und die Erweiterung des Stromnetzes. Der zentrale Bereich vermittelt die Gegensätze zwischen Wachstum und Fortschritt auf der einen, sowie Umweltbewusstsein und Energiesparen auf der anderen Seite. Besucher lernen Begriffe wie die "Lastgangskurve"kennen, also den unterschiedlichen Stromverbrauch je nach Tageszeit und Witterung. Ein anderer Begriff ist jener der "grauen Energie", also des oftmals unsichtbaren Stromverbrauchs hinter einem Produkt, etwa für Produktion und Transport. An mehreren Stationen können Besucher ihr eigenes Smartphone aufladen.
Wasser und Wind
Über dem Verbraucher schwebt in der Ausstellung "On/Off" das Stromnetz als Verbund von Lichtröhren, in denen verschiedene Energieerzeuger und Verbraucher als bunte Wellen erscheinen. Als Energieerzeuger ist etwa die Wasserkraft präsent. Hier wird etwa die Technik hinter verschiedenen Wasserkraftwerken, etwa Kaplan- oder Peltonturbinen, aber auch die so genannte "Stromboje" vorgestellt. Im Bereich Windkraft wird unter anderem eine Windturbine mit einer Flügelspannweite von 20 Meter vorgestellt. Die Anlage stammt aus den 1990er-Jahren und nimmt sich im Vergleich zu modernen Windkraftanlagen winzig aus. In einem Windkanal können Besucher verschiedene Windrad-Designs testen.
Solar und Atom
Im Bereich Solarstrom kann man verschiedene Photovoltaik-Konzepte kennenlernen. Das Technische Museum Wien selbst verwendet Photovoltaik-Zellen, die in den Fensterscheiben des Gebäudes integriert sind. Durch die beidseitige Belüftung erreichen sie einen höheren Leistungsgrad. Ein eigenes Kapitel der Ausstellung widmet sich auch der Atomkraft, wobei die Geschichte rund um Zwentendorf und das knappe Nein der Bevölkerung gegen Kernkraftwerke beleuchtet wird. Kontroverse Einstellungen der Bevölkerung werden allerdings auch in Verbindung mit Wind- und Wasserkraft (Stichwort Hainburg) präsentiert.
Steuerungszentrale
Welch wichtige Rolle das Management des Stromnetztes einnimmt, erfährt man in der "Steuerungszentrale". Aus erhöhter Position überblickt man hier den gesamten Ausstellungsbereich. Auf einem Touchscreen kann man sich im richtigen Balancieren von Stromproduktion und Stromverbrauch üben. Das Spiel kann in vier Schwierigkeitsstufen gespielt werden. Über einen simulierten Tag hinweg gilt es, möglichst keinen "Blackout" zu produzieren, sonst gehen im visualisierten Stromnetz über den Köpfen vorübergehend die Lichter aus. Werden in der leichtesten Spielstufe lediglich zwei Variablen beeinflusst, kommen in der höchsten Dinge wie Stromimport und -export, Strom aus wenig berechenbaren erneuerbaren Quellen (Wind- und Solarkraft) und Stromspeicher zum Einsatz.
Speicherung
Die Speicherung von Strom wird in einer eigenen "Black Box" thematisiert. Hier erfährt man Näheres zu Pumpspeicherkraftwerken oder Lithium-Ionen-Akkus, aber auch zu wesentlich ungewöhnlicheren Konzepten wie Supraleiterspeichern oder Lageenergiespeichern. Bei letzterem wird etwa gezeigt, wie mit überschüssigem Strom im Netz ganze Gebäude angehoben werden können, um deren Lageenergie bei Bedarf wieder in Strom umzuwandeln.
Nachhaltigkeit
Schlussendlich wird der Besucher auch mit dem Begriff der Nachhaltigkeit konfrontiert. Hier wird etwa gezeigt, wie lange es dauert, bis Brennstoffe wie Holz, Torf, Braunkohle und Steinkohle erzeugt werden. In einer Kammer werden unterschiedliche Stromverbrauchsszenarien je nach warmer und kalter Jahreszeit vorgeführt. Besucher sollen dabei erkennen, dass sie entscheidenden Einfluss darauf haben, wie Strom in Zukunft erzeugt und genutzt wird.
Dauerausstellung
Die Ausstellung "On/Off" soll in den kommenden Jahren als Teil des Energiebereichs im Technischen Museum Wien bestehen bleiben. Durch seine interaktive Gestaltung eignet er sich besonders für Schüler, aber auch alle anderen Strom-Interessierten. Am Eröffnungswochenende (11. und 12. November) bietet das Technische Museum Wien mit UNIQA spezielle, kostenlose Führungen für Familien an.
Die futurezone ist Medienpartner der Ausstellung "Zukunft der Stadt" im Technischen Museum Wien, die unmittelbar neben On/Off zu bestaunen ist.
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