Smartphone tied chain with lock, digital devices detox concept
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Digital Life

„Weihnachtszeit eignet sich perfekt zum Abschalten“

Weihnachten und Neujahr ist die Zeit für Familie und Freunde. Die Zeit, um sich zu entspannen und Kraft zu tanken – und damit auch die beste Gelegenheit, seine elektronischen Geräte einfach einmal abzuschalten und offline zu sein. Wer ständig auf sein Smartphone starrt, kann sich nicht so gut erholen. Das haben bereits zahlreiche Studien ergeben. Die futurezone sprach mit der Arbeitspsychologin Veronika Jakl über das digitale Fasten zur Weihnachtszeit.

Futurezone: Warum sollte man ab und zu abschalten? Wozu Digital Detox?
Veronika Jakl: Eine Studie der TU Wien hat erhoben, dass man weniger zufrieden ist, wenn man ständig erreichbar ist. Man steht ständig im Stress, ist gehetzt. Man erholt sich schlechter und das ist langfristig körperlich eine Gefahr. Erholung und Ruhephasen sind das Batterieaufladen für den Körper. Wie das Handy an den Strom muss, müssen auch Menschen regelmäßig ihre Batterien aufladen. Dazu braucht es das Abschalten, das sich nicht ständig mit allen Kanälen beschäftigen müssen.

Dafür würde sich die Weihnachtszeit eigentlich perfekt eignen, oder?
Es ist die einzige Zeit im Jahr, in der es gesellschaftlich anerkannt ist, wenn man nicht erreichbar ist. In den meisten Bürojobs ist zwischen 24. und 31. Dezember niemand da und Führungskräfte würden sich nie trauen, jemanden in dieser Zeit mit Problemen zu konfrontieren. Diese eine Woche ist für unseren Kulturkreis heilig und ein Ruhepol.

Kann man das Abschalten planen?
Es ist wichtig, die besinnliche Weihnachtszeit bewusst zu erleben und herbeizuführen. Das kommt nicht von alleine. Man muss dazu bewusste Entscheidungen treffen. In der Woche vor Weihnachten sollte man etwa in der Arbeit seine letzten Termine gut planen, Übergaben mit Kollegen, die doch Dienste versehen und die Stellung halten müssen, festlegen und auch seinen Kunden kommunizieren, wann genau man weg ist und wann man wiederkommt. Während der Feiertage muss man dann selbst entscheiden, wann man sein Smartphone abschaltet.

Sollte man ganz auf sein Smartphone verzichten oder reicht es, es zu bestimmten Zeiten abzudrehen?
Für viele Menschen ist es ein Problem, beim Feiern auf sein Smartphone zu verzichten. Es ist für viele mittlerweile Kameraersatz und man macht Fotos vom Weihnachtsbaum, von der Familie, vom Essen. Es ist daher sinnlos, zu sagen, dass das Smartphone beim Feiern gar nichts verloren hat. Aber man kann es stummschalten.

Ablenkung gab es auch schon im SMS-Zeitalter. Schon damals bekam man Massennachrichten von Freunden, die einen abgelenkt haben. Jetzt sind es Nachrichten über Messenger. Da muss man sich ebenfalls bewusst überlegen, ob man auf jede einzelne antwortet oder die Nachrichten ignoriert.

Raten Sie, selbst Grüße zu verschicken?
Wenn man welche verschickt, muss man damit rechnen, dass viele in Dialog treten wollen. Dann kann es mit der Besinnlichkeit und Ruhe schnell vorbei sein.

Gibt es eine Definition, ab wann die Smartphone-Nutzung eine Sucht ist?
Es gibt keine klinisch-psychologische Smartphone-Sucht, aber man kann das umlegen. Sobald es eine Art Zwang wird, aufs Smartphone zu schauen, und man Entzugserscheinungen bekommt, wenn man es nicht tut, wird es gefährlich. Wenn jemand etwa Urlaub in den Bergen ausschließt, weil es dort keinen Handy-Empfang gibt, ist das ebenfalls ein Warnsignal.

Es geht beim Offline-Sein auch viel um das innerliche Abschalten. Wie gelingt das?
Das ist sehr unterschiedlich. Es gibt Menschen, die eine innere Unruhe entwickeln, weil sie Angst haben, etwas zu verpassen. Die haben ihre Smartphones ständig bei sich. Jeder sollte einmal ausprobieren, wie es einem damit geht, nicht alle 15 Minuten aufs Handy zu schauen, und zu reflektieren.

Wenn man feststellt, dass man sich damit schwer tut – was raten Sie?
Wenn man merkt, dass man einen Automatismus in sich hat, ständig aufs Handy zu schauen, dann muss man sich dem bewusst stellen und beobachten, wie oft man das Ding in die Hand nimmt. Es gibt Apps, die das tracken können. Dann sollte man sich selbst fragen: Was kann im schlimmsten Fall passieren? Wodurch werde ich genau angezogen?

Stimmt es, dass sich durch das Abschalten auch der Schlaf verbessern kann?
Schlafstörungen sind der erste Faktor, wenn man innerlich schlecht abschalten kann. Wenn man kurz vor dem Schlafengehen reizüberflutet wird, tut sich das Gehirn schwer, loszulassen.

Mittlerweile gibt es den Nacht-Modus, der das Licht am Handy dimmt, wenn man das einstellt. Oder auch eine Funktion, mit der man seine Bildschirmzeit kontrollieren kann.
Der Nachtmodus ist natürlich sehr angenehm. Wenn das Auge sehr helles Licht wahrnimmt, wird das Gehirn wacher, aber dennoch, wenn ich meinen Twitter-Feed am Abend lese, hat mein Gehirn etwas zu tun. Das unterbricht der Nachtmodus nicht. Das ist eine psychische Belastung, auch wenn die körperliche reduziert ist. Bildschirmzeiten messen finde ich sehr spannend, für einen selbst rauszufinden, wie oft man da drauf schaut.

Was gibt es noch für weitere für Strategien, sich selbst einzubremsen?
Mittlerweile werden die Menschen bei Gruppennachrichten sensibler, vor allem, wenn sie anfangen persönlich zu nerven. Man fängt an, bestimmte Gruppen stummzuschalten, oder tritt aus. Man muss selbst in sich hineinspüren, wie sehr einen das beeinträchtigt, wenn man ständig getrieben ist, sofort

Welche technischen Lösungen würden Sie sonst noch empfehlen?
Persönlich nutze ich am Smartphone die Funktion Stummschalten oder den Flugmodus, wenn ich telefonisch nicht erreicht werden möchte. Das ist am Handy der Klassiker. Das Schließen des E-Mail-Programms kann ich auch sehr empfehlen. Dann poppt rechts auch kein Fenster auf und es gibt  keinen nervigen Ton. Das sind Kleinigkeiten, aber die können schon helfen.

Müssen Menschen erst lernen, wie sie mit neuen Technologien umgehen sollen, damit sie uns nicht schaden, sondern nutzen?
Das ist bei allen Änderungen so. Beim Smartphone haben wir das alle leidvoll mitbekommen. Am Anfang haben wir alles ausprobiert, was es kann. Jetzt gibt es seit einigen Jahren wieder eine Besinnung darauf, dass wir uns nicht von der Technologie beherrschen lassen wollen, sondern dass diese gut für uns arbeitet und menschengerecht funktioniert.

Zur Person: Veronika Jakl ist zertifizierte Arbeitspsychologin und Geschäftsführerin von eval IT. Sie selbst fährt im Urlaub am liebsten in die Berge und geht regelmäßig komplett offline.

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Barbara Wimmer

shroombab

Preisgekrönte Journalistin, Autorin und Vortragende. Seit November 2010 bei der Kurier-Futurezone. Schreibt und spricht über Netzpolitik, Datenschutz, Algorithmen, Künstliche Intelligenz, Social Media, Digitales und alles, was (vermeintlich) smart ist.

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