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Küchenutensilien aus schwarzem Plastik
Gravierender Rechenfehler in Studie sorgte für Kochlöffel-Panik
Vor kurzem sorgte eine Studie über die gesundheitlichen Auswirkungen von schwarzem Plastik für Aufsehen. Die Studie, die im renommierten Journal "Environment International" erschien, untersuchte die Freisetzung von Chemikalien aus schwarzem Plastik, das häufig bei Kochutensilien wie Kochlöffeln oder Pfannenwendern zum Einsatz kommt. Auf die Studie folgten zahlreiche Reaktionen, wie Artikel oder Podcasts, die vor dem schwarzen Plastik warnen.
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Jetzt stellte sich heraus, es gab einen Rechenfehler. Die Autorinnen und Autoren der Studie mussten eine Korrektur veröffentlichen. Die gesetzlich vorgegebenen Grenzwerte werden durch die Verwendung der schwarzen Kochutensilien nicht so schnell erreicht wie gedacht.
BDE-209
Stein des Anstoßes ist das Flammschutzmittel BDE-209 oder Decabromdiphenylether. Die Studie ergab, dass bei Verwendung von belasteten schwarzen Küchenutensilien täglich 34.700 Nanogramm dieses Schadstoffs in den menschlichen Organismus aufgenommen werden.
Diesen Wert verglichen die Forscherinnen mit den Grenzwerten der US-Umweltschutzbehörde Environmental Protection Agency (EPA). Der sichere Wert der EPA liegt bei 7.000 ng pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag.
Für die Studie wurde von einem durchschnittlichen Gewicht einer erwachsenen Person von 60 Kilogramm ausgegangen. Das heißt, der tägliche Grenzwert liegt bei 420.000 ng pro Tag. In der ursprünglichen Fassung der Studie, die bereits das Peer-Review durchlaufen hatte, wurde allerdings eine Null weggelassen. Der Grenzwert wurde also mit 42.000 ng statt 420.000 pro Tag angegeben.
Das hätte bedeutet, dass der EPA-Grenzwert in den Studienergebnissen nur knapp unterschritten wurde. Tatsächlich lag der Grenzwert aber um den Faktor 12 höher.
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Schlussfolgerung bleibt
Die Autorinnen und der Autor sehen in dem keinen Einfluss auf die Schlussfolgerung der Studie. „Dieser Rechenfehler hat keinen Einfluss auf die Gesamtschlussfolgerung der Arbeit“, heißt es in der Korrektur. Die korrigierte Studie endet weiterhin mit der Feststellung, dass Flammschutzmittel die Kunststoffprodukte „erheblich verunreinigen“, was ein „hohes Belastungspotenzial“ darstelle.
Gleichzeitig wird in der Studie jedoch festgehalten, dass Verunreinigungen mit derartigen Chemikalien grundsätzlich selten sind. Von den 109 getesteten Küchenutensilien wiesen nur 9 Stück (8 Prozent) bedenkliche Werte auf.
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Herkunft Elektrogeräte
Das problematische Flammschutzmittel kommt an sich in Plastik vor, das bei Elektrogeräten zum Einsatz kommt. Erst durch Recycling findet es dann seinen Weg in Küchenutensilien.
In der EU ist der Einsatz der Chemikalie seit 2006 verboten, in einigen US-Bundesstaaten seit 2007. China begann erst 2023 mit der Beschränkung von BDE-209. Der Stoff gilt als krebserregend und wird mit Störungen des Hormonsystems, Neurotoxizität und Fortpflanzungsschäden in Verbindung gebracht.
Diskussion über Qualität in der Wissenschaft
Dieser Vorfall hat eine Debatte über die Qualitätskontrolle in der wissenschaftlichen Forschung und die Bedeutung von Peer-Review-Prozessen ausgelöst.
Während einige Experten die Transparenz der Autoren bei der Fehlerkorrektur loben, stellen andere die Glaubwürdigkeit der Studie infrage und fordern eine gründlichere Überprüfung von Methoden und Ergebnissen.
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