Ein iPhone vor der Zentral der NSO Group in der Näche von Tel Aviv
Ein iPhone vor der Zentral der NSO Group in der Näche von Tel Aviv
© APA/AFP/JACK GUEZ

Überwachung

Zehn iPhones abhören kostet 650.000 Dollar

Wenn es darum geht, Smartphones abzuhören, wenden sich Behörden und staatliche Dienste nicht selten an private Sicherheitsunternehmen. Ein solches ist die israelische NSO Group. Sie zeichnet unter anderem für das Überwachungsprogramm Pegasus verantwortlich , das vor kurzem auf iPhones entdeckt wurde. Die „New York Times“ ist nun in Besitz von internen Dokumenten, E-Mails und Verträgen des Unternehmens gelangt, die Einblick in die Preisgestaltung und Funktionsweise der digitalen Überwachungsindustrie geben.

Um Zugriff auf sämtliche Aktivitäten von iPhone-Nutzern zu bekommen, verlangt die NSO Group für zehn Geräte einen Pauschalpreis von 650.000 Dollar. Eine Einrichtungsgebühr von 500.000 Dollar muss ebenfalls entrichtet werden. Android-Nutzer können bereits für 500.000 Dollar (10 Geräte) abgehört werden. Das Abhören von BlackBerry- und Symbian-Geräten kommt auf 500.000 bzw. 300.000 Dollar für fünf Ziele. 100 zusätzliche Ziele schlagen mit 800.000 Dollar zu Buche, 50 zusätzliche Ziele kosten 500.000 Dollar extra. Neben der Einrichtungsgebühr hebt die Firma ab dem zweiten Jahr laut der „New York Times“ eine jährliche Wartungsgebühr von 17 Prozent des Auftragsvolumens ein.

Überprüfungsprozesse

Die NSO Group ist nach Angaben der Zeitung eines von mehreren Dutzend Unternehmen, die ihre Dienstleistungen Regierungen und Strafverfolgungsbehörden weltweit anbieten. Zwar gebe es Überprüfungsprozesse, an wen die Spionage-Tools verkauft würden, schreibt die „New York Times“ unter Berufung auf Insider. Bislang sei jedoch noch kein Kunde abgewiesen worden. Sei die Software einmal verkauft, könne sie nach Gutdünken eingesetzt werden, werden mit der Situation vertraute Personen zitiert. Israel habe zwar Exportbeschränkungen für „digitale Waffensysteme“, diese seien bei der NSO Group aber noch nie zur Anwendung gekommen.

Geschäft floriert

Über die Finanzen des Unternehmens, das sich im privaten Besitz befindet, ist offiziell wenig bekannt. Ein vor zwei Jahren erfolgter Anteilsverkauf für 120 Millionen Dollar, der zwei Jahre später um das Zehnfache weiterveräußert wurde, deutet jedoch darauf hin, dass das Geschäft mit der Überwachungssoftware brummt.

Ein Sprecher der NSO Group sagte gegenüber der Zeitung, dass Spionagesoftware ausschließlich an dazu autorisierte Regierungen verkauft würde und ausschließlich zur Bekämpfung krimineller oder terroristischer Aktivitäten zum Einsatz komme. Die Aussage darf zumindest angezweifelt werden. Im Falle der Pegasus-Schnüffelsoftware waren unter den Zielpersonen auch ein Menschenrechtsaktivist und ein Journalist.

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