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Erster Eindruck von Die Siedler: Wuseln mit Verkehrsplanung

2019 wird ein gutes Jahr für Fans von Aufbaustrategie. Neben Age of Empires IV, Tropico 6 und Anno 1800 kehrt ein weiterer Klassiker auf die PC-Bildschirme zurück: Die Siedler. Pünktlich zum 25. Geburtstag der erfolgreichen Videospiel-Reihe dürfen die Siedler wieder „wuseln“ und neue Regionen erkunden.

Die Ankündigung kam überraschend, der letzte Ableger - Die Siedler 7 - hat immerhin schon acht Jahre auf dem Buckel. Pünktlich zum Jubiläum wagt Entwickler Blue Byte aber einen Neustart der Serie, gemeinsam mit Schöpfer Volker Wertich als Creative Director. Die futurezone konnte im Rahmen der Gamescom einen ersten Blick auf das Spiel werfen, das im Herbst 2019 für Windows 10 erscheinen soll.

Auf dem richtigen Pfad

Kaum ein anderes Spiel wird wohl dermaßen oft mit dem Begriff „Wuselfaktor“ beschrieben. Zurecht, ging es in Die Siedler doch stets darum, wie süße kleine Dorfbewohner in Comic-Optik eine fiktive Mittelalter-Region bevölkern. Von Beginn an laufen diese quer über den Bildschirm, um Bäume zu fällen, Häuser zu bauen und Wild zu jagen. Damit das Ganze nicht zu chaotisch wird, muss der Spieler strategisch Gebäude platzieren und Pfade anlegen, denen die Bewohner dann folgen.

Ein wichtiges Element, wie sich später im Spiel zeigt. Der Untergrund beeinflusst beispielsweise, wie viele Ressourcen die Bewohner transportieren können und wie schnell sie sich dabei fortbewegen. Durch schlechte Planung, beispielsweise bei einem engen Trampelpfad, den viele Siedler durchqueren müssen, kann so rasch ein Stau entstehen. 

Der Bau neuer Wege ist relativ einfach möglich, das Spiel schlägt automatisch die effektivste Route vor. Bei der Nutzeroberfläche orientiert man sich offenbar an der „Anno“-Serie und hält diese schlank. Stattdessen lassen sich viele Informationen aus den Details im Dorf ablesen. Läuft die Produktion neuer Waffen beispielsweise nur schleppend? Das könnte daran liegen, dass lediglich eine Handwerkerin die mehrstufige Produktion übernehmen muss. Per Mausklick lassen sich mehrere Handwerker hinzufügen, die Produktion läuft deutlich schneller ab.

Tausende wuselnde Siedler

Auch wenn man für derartige Informationen etwas genauer hinsehen muss, die gezeigten Animationen wurden mit dermaßen viel Liebe zum Detail gestaltet, dass das Zuschauen Freude bereitet. Wie gut man bei größeren Städten den Überblick behält - die von Blue Byte gezeigte Demo zählte mehr als 3000 Bewohner - muss die finale Version zeigen. Bis zur geplanten Veröffentlichung im Herbst 2019 ist aber noch ausreichend Zeit.

Laut den Entwicklern verzichte man aber auf sinnlose Animationen. Alles, was in der Welt zu sehen ist, hat auch tatsächlich Auswirkungen auf das Spiel. So beispielsweise das Umschulen von Trägern zu Handwerkern, das sich in einer Mischung aus Fitnessstudio und Vergnügungspark abspielte. Auch die Ausbildung von Soldaten war ansprechend animiert, die Spieler schlugen - mal mit mehr, mal mit weniger Geschick - auf Trainingspuppen ein. Obwohl es Schlachten im Spiel gibt, sind diese in kinderfreundlicher Optik ohne Blut gestaltet.

Handwerker verfügen nun über Ausdauer und müssen, wenn sie erschöpft sind, essen. Das Essen wird ihnen von Trägern aus den Wohnhäusern gebracht. Man muss daher stets die richtige Balance zwischen Produktion und Siedlungen finden, um die Wirtschaft aufrechtzuerhalten, denn ein hungriger Handwerker arbeitet nicht weiter. Ohnedies spielen die Warenkreisläufe, die seit Anbeginn der Serie ein wichtiger Bestandteil waren, weiterhin eine wichtige Rolle. Wie bei anderen Aufbausimulationen wird es komplexer, je weiter man im Spiel vorankommt. Ein Gebäude, das zunächst nur eine Ressource verarbeitet, kann nach Upgrades mehrere verschiedenen Varianten produzieren, beispielsweise hartes und weiches Holz. Hier muss der Spieler früh planen, kann aber auch später die Produktion einzelner Ressourcen in Gebäuden unterbinden.

Einfacher Kampf und eine Arena

Blue Byte hob bei der Präsentation zudem hervor, dass der Ort nun gleichermaßen von Frauen und Männern bevölkert wird und diese sich alle Aufgaben fair aufteilen. Das bedeutet, es wird genauso viele Holzfäller wie Holzfällerinnen und gleich viele Soldatinnen wie Soldaten geben. Auf Stereotypen, wie ausschließlich männliche Jäger und Soldaten, wird verzichtet.

Eine weitere wichtige Veränderung betrifft die Expansion des Geländes. Die Soldaten rücken automatisch vor und erweitern das besiedelbare Territorium. Der Spieler kann jedoch auf Wunsch die Richtung vorgeben und mithilfe von modularen Stadtmauern die Außengrenzen absichern. Schlachten laufen in einem eigenen Modus ab, in dem sich die Soldaten nach Typ in Formationen begeben. In der von Blue Byte gezeigten Demo formierten sich beispielsweise die Schwertkämpfer vorne und die Bogenschützen direkt dahinter. In der Mitte stand der Anführer, der über eine Spezialfähigkeit verfügt. In der Demo konnte er beispielsweise das Feuer der Fernkämpfer mit seinem Schild kurzzeitig auf sich lenken und so seiner Armee Entlastung verschaffen. Das Ziel: Die Stadtmauern durchbrechen und den Wehrturm zerstören. Sobald das erreicht wurde, flüchten die gegnerischen Soldaten automatisch und die Stadt gilt als erobert.

Das ist jedoch nicht der einzige Weg, um eine gegnerische Stadt zu erobern. Eine Stadt kann einen besonders mächtigen Krieger trainieren, der in Arena-Kämpfen gegen Krieger anderer Städte antritt. Gewinnt man auf diesem „Path of Honor“, überzeugt man die Bewohner der gegnerischen Stadt womöglich davon, dass man der bessere Anführer wäre. Die Folge: Eine Revolution, die einen Regimewechsel zur Folge haben kann. Laut Blue Byte sei es aber auch möglich, derartige Aufstände zu beenden, wahlweise gewaltfrei durch Diplomatie oder mithilfe der Armee.

Vorfreude ist angebracht

Auf Blue Byte ist Verlass. Nach Anno bewahrt das deutsche Studio auch bei der Die-Siedler-Reihe einen großen Namen vor dem Untergang. Die Neuauflage der Aufbausimulation macht einen hervorragenden Eindruck und könnte vor allem jene Fans locken, denen Titel wie Cities Skylines einfach zu komplex sind. Die Gefahr, dass das Spiel zu einfach verkommt, dürfte wohl nicht bestehen.

Blue Byte will, wie bei der Anno-Reihe, offen über die Entwicklung kommunizieren und der Community auch Mitspracherecht geben. Laut einem Blue-Byte-Entwickler seien Events wie bei der „Anno Union“ geplant, bei der Fans von Blue Byte eingeladen und dort eine frühe Version des Spiels ausprobieren konnten. Wer sich nicht bis Herbst 2019 gedulden will, darf sich mit der History Collection trösten, die alle bisher veröffentlichten Titel der Reihe inklusive aller Erweiterungen beinhaltet. Diese wird am 15. November veröffentlicht.

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Michael Leitner

derfleck

Liebt Technik, die Möglichkeiten für mehr bietet - von Android bis zur Z-Achse des 3D-Druckers. Begeistert sich aber auch für Windows Phone, iOS, BlackBerry und Co. Immer auf der Suche nach "the next big thing". Lieblingsthemen: 3D-Druck, Programmieren, Smartphones, Tablets, Open Hardware, Videospiele

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