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Indie-Game

Shooting Stars: Mit Laser-Katze gegen Kanye West und Psy

Ein Hipster namens Tscherno, eine Katze mit Laser-Augen und ein Hoverboard sind die letzte Hoffnung der Menschheit. Die Bedrohung: Aliens, die sich als Prominente verkleidet haben, wollen die Erde erobern. Wenn es jemand ist, den das Internet liebt, steckt vermutlich ein böser Alien dahinter. Seien es Hollywood-Schauspieler, Popsänger, YouTube-Stars oder einfach nur beliebte Memes wie “Scumbag Steve” und “Techno-Viking”, alle versuchen, Tscherno aufzuhalten. Klingt verrückt, doch das ist das Szenario des neuen Shoot’em Ups “Shooting Stars”, das ab sofort für iOS (2,99 Euro) verfügbar ist. Shooting Stars ist eines der schrägsten Indie-Games des Jahres - und es kommt aus Österreich.

Spiel für Reddit- oder 9GAG-Nutzer

“Wenn du das Internet spielen willst, spielst du Shooting Stars”, erklärt Stefan Malzner, eines der Gründungsmitglieder des Wiener Indie-Studios Bloodirony Games, gegenüber der futurezone. Mit dem Debüt-Titel will man vor allem jene Generation erreichen, die mit dem Internet aufgewachsen ist und daher ohnedies viel Zeit vor Smartphone und Tablet verbringt. Das Spielprinzip ist simpel: Der Spieler bewegt Tscherno mit dem Finger und versucht den Gegnermassen und dem Beschuss auszuweichen. Die Katze, die Tscherno auf dem Arm trägt, verschießt laufend Laserstrahlen über ihre Augen und schaltet so Gegner aus. Hin und wieder taucht ein Power-Up auf, das Gesundheit wiederherstellt oder neue Fähigkeiten freischaltet. So lässt sich beispielsweise alle 30 Sekunden ein “Mega Rainbow Lazer” aktivieren, der alle Gegner mit einem breiten Laserstrahl in Regenbogenfarben ausschaltet.

Das Spiel ist rasch erlernt, aber dennoch fordernd. Ein Level ist in fünf Minuten geschafft, sodass sich “Shooting Stars” auch für ein kurzes Spiel in den Öffis gut eignet. Die “Kampagne” ist in 30 bis 40 Minuten absolviert, wobei hier die Gegner zufällig generiert werden und so jedes Mal anders verläuft. Für die weltweite Rangliste gibt es zudem einen “Daily Run”, bei dem jeden Tag eine neue vorgefertigte Kampagne angeboten wird. So kann der Spieler seinen Highscore mit jenem anderer Nutzer vergleichen. “Shooting Stars” ist arm an Spielmodi, aber reich an Charme. Das Spiel lebt von vielen kleinen Details, die vor allem jene, die regelmäßig Reddit, 4chan oder 9GAG besuchen, zu schätzen wissen.

“Klage von Kanye West wäre tolle PR”

So wird jeder Tod im Spiel von einem Meme kommentiert, beispielsweise von “Bad Luck Brian” oder Boromir (“One does not simply walk into Mordor”). Die Texte variieren und sorgen so für Abwechslung. Aber auch Prominente, die bereits vor dem Internet populär waren, sind im Spiel zu finden. “Der erste Gegner, den wir erstellt haben, war David Hasselhoff”, sagt Malzner. Markenrechtliche Probleme will man mit veränderten Namen umgehen. So heißt Hasselhoff im Spiel Savid Husseldoff, aus Kanye West und Justin Bieber werden Kanye East und Justin Belieber. “Wir haben bei einem Anwalt nachgefragt und er meinte, dass das bei Personen öffentlichen Interesses kein Problem sein sollte”, sagt Malzner.

Greg Miller, ein YouTube-Star bekannt als GameOverGreggy, nahm seine Parodie mit Humor. Er erlaubte dem Team sogar, seinen echten Namen zu verwenden, stellte allerdings eine Bedingung: Er forderte ein anderes Outfit. “Sollte uns Kanye West verklagen, wäre das natürlich tolle PR. Aber wenn er dann Schadenersatz oder einen Teil unserer Umsätze möchte, könnte es natürlich zum Problem werden.” Dennoch verstecken sich die Entwickler nicht. Die meisten YouTuber wurden über ihre Parodien informiert, Antworten erhielten sie aber nur selten. Mit einem provokanten Bild wollte zudem ihr kanadischer Publisher die Werbetrommel für das Spiel rühren. Darauf ist der tote “Justin Belieber” vor einer kanadischen Flagge zu sehen, darunter steht “Fröhlichen Kanada-Tag, gern geschehen”. Das Konzept ging nicht auf, der virale Effekt blieb aus.

Der Retro-Grafikstil von “Shooting Stars” soll ein “Gegenstück zur polierten bunten Welt von Candy Crush” sein. Dennoch lässt sich leicht erkennen, wer hinter den pixeligen Parodien steht. Die Effekte sind beeindruckend, sorgen aber vor allem bei großen Gegnermassen dafür, dass es rasch unübersichtlich wird. Das ist aber durchaus gewollt und sorgt insbesondere bei den hohen Schwierigkeitsgraden für schweißtreibende Situationen.

Von Diablo zum Shoot’em Up

Das Projekt “Shooting Stars” ist beeindruckend, da es von einem dreiköpfigen Team von Quereinsteigern entwickelt wurde, die sich zudem einen engen Zeitplan gesetzt haben. Von der ersten “vagen Idee” bis zur Fertigstellung vergingen nur sechs Monate. Dazwischen gab es immer wieder Betatests, in denen mehr als 300 Nutzer wertvolles Feedback lieferten. “Eigentlich wollte ich ja immer so etwas wie Diablo auf Mobile entwickeln, aber wir haben die Idee immer weiter gesponnen und sind dann bei einem Shoot’em Up gelandet”, sagt Gründer Michael Hartinger.

Hartinger ist es auch zu verdanken, dass Bloodirony Games gegründet wurde. “Ich habe eigentlich die HTL besucht, um Spiele zu machen, aber damals war es einfacher, einen Job als Programmierer zu finden”, erzählt Hartinger, der mehr als zehn Jahre für die Erste Bank arbeitete. Er wagte bereits 2011 erste Schritte in der Videospiel-Branche. “Tekla” istein Snake-Klon für iOS, der das Spielprinzip des Nokia-Klassikers um Springen und komplexere Level erweitert. Trotz der cleveren Idee blieb ihm der Durchbruch verwehrt und er kehrte wieder zum Programmierer-Job zurück. “Letztes Jahr habe ich mir dann gesagt: ‘Du bist 36, jetzt oder nie’.”

Auch für Konsole und PC

Obwohl das Unternehmen noch kein Jahr alt ist, ist man bereits sehr stark in der heimischen Videospiel-Branche vernetzt. Bloodirony veranstaltet auch regelmäßig Meet-ups, bei denen üblicherweise zwischen 60 und 70 Personen vorbeikommen. Dort sollen heimische Spiele-Entwickler ihr Wissen austauschen können. Zudem gibt es Bemühungen, eine Plattform aufzubauen, auf der sich heimische Indie-Entwickler präsentieren können.

Aber auch für “Shooting Stars” hat man große Pläne. Im Laufe des Monats soll eine Android-Version folgen, zudem soll Shooting Stars auch für Spielkonsolen und den PC portiert werden. Das Budget ist zumindest noch für dieses Jahr gesichert, danach kommt es auf den Erfolg von “Shooting Stars” an. Gedanken über einen möglichen Nachfolger macht man sich noch nicht, der Fokus liege laut Hartinger auf “Shooting Stars”: “Ich habe mir vorgenommen, dass ich mit den beiden zumindest noch Spiele entwickeln werde, bis ich 45 bin.”

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Michael Leitner

derfleck

Liebt Technik, die Möglichkeiten für mehr bietet - von Android bis zur Z-Achse des 3D-Druckers. Begeistert sich aber auch für Windows Phone, iOS, BlackBerry und Co. Immer auf der Suche nach "the next big thing". Lieblingsthemen: 3D-Druck, Programmieren, Smartphones, Tablets, Open Hardware, Videospiele

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