© Barbara Mair

Österreich 2050

Coole Schule: Wie wir uns in Zukunft bilden

Wodurch sich ein „gebildeter“ Mensch auszeichnet, unterliegt nicht nur einem historischen Wandel, sondern wird auch von verschiedenen sozialen Gruppen unterschiedlich bewertet. Die historisch am meisten wahrgenommenen Schwankungen liegen zwischen dem humanistischen (ganzheitlichen) Bildungsideal und einem Verständnis, das sich an gesellschaftlichen und arbeitsmarktpolitischen Anforderungen orientiert. Zweifellos geht es jedoch nicht um ein „entweder oder“ sondern um ein „sowohl als auch“. Denn auf der einen Seite soll Bildung zu einer ganzheitlichen Persönlichkeitsentwicklung und Sinnfindung beitragen, was soziale und kulturelle Kompetenzen sowie Werthaltungen inkludiert. Auf der anderen Seite sind Wissen und Bildung zentrale Produktionsfaktoren und Motoren der Wirtschaft, die den Grundstein für Innovation liefern. Länder, die erfolgreich Wissen und Bildung ihrer Bürgerinnen und Bürger fördern, sichern damit sowohl für jede einzelne/ jeden einzelnen Persönlichkeitsentwicklung, Lebensqualität, Arbeitsplatz und Zukunftsperspektiven als auch für die Bevölkerung als Ganzes.

"Bodenschatz" Bildung
Österreich ist ein kleines Land, ohne nennenswerte Bodenschätze. Es wird 2050 noch mehr als heute auf die Bildung, das Wissen, die Innovationskraft seiner Bürgerinnen und Bürger angewiesen sein. Österreich braucht daher Bürgerinnen und Bürger, die offen sind für Neues, die Lernen und Bildung wertschätzen. Vor diesem Hintergrund muss die Schule der Zukunft nicht nur Wissen und Kompetenzen in Sprachen, Mathematik etc. vermitteln, sondern vor allem Bildungsmotivation fördern und das Interesse an Neuem. Zusätzlich muss sie die Kompetenzen vermitteln und fördern, die notwendig sind, Bildungs- und Lernmotivation erfolgreich über die ganze Lebensspanne zu realisieren, und damit letztlich Lebenslanges Lernen vorbereiten und ermöglichen. Das bedeutet insbesondere die Fähigkeit zum selbstregulierten, selbstverantwortlichen Lernen und Arbeiten. Wie vielfach belegt, gilt es dabei möglichst frühzeitig anzusetzen und die angeborene Neugierde von Kindern zu einer nachhaltigen Bildungsmotivation zu entwickeln.

Triste Situation
Die aktuelle Situation in Österreich liefert jedoch keinen Anlass für Zukunftsoptimismus. Interesse und Lernzielorientierung der Schülerinnen und Schüler nimmt über die Schulzeit hinweg ab. Das zum Teil trotzdem sehr hohe zeitliche Investment der Schüler/innen für die Schule ist durch Prüfungsangst und niedriges Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten mitbedingt. Die Konsequenzen sind bekannt. In internationalen Schulleistungsstudien wie z.B. PISA schneidet Österreich im Vergleich zu anderen Ländern mittelmäßig bis schlecht ab, wobei insbesondere die Defizite im sinnverstehenden Lesen, das die zentrale Basis für jegliche weitere Bildung darstellt, alarmierend sind.

Die Schule als Wohlfühlort
Die Schule der Zukunft ist dagegen ein Ort, an dem die Schülerinnen und Schüler sich wohl fühlen, und der gleichzeitig ihr Lernen unterstützt. Es gibt keinen fixen Stundenplan mehr, sondern man arbeitet an Themen und Fragestellungen, einen Tag, eine Woche, oder auch länger. Die Themen werden nicht nur von einem Fach bearbeitet, sondern aus allen Perspektiven, die dafür wichtig sind. Die Schule der Zukunft bezieht gezielt andere Lernorte sowie die mit ihnen verbundenen positiven Aspekte in den Unterricht ein. Sie hat eine Fehlerkultur etabliert, die Fehler zu Lernchancen macht. Sie sieht die Förderung von Bildungsmotivation und des Interesses an Neuem als zentrale Ziele. Sie vermittelt daher auch die Kompetenzen, die notwendig sind, Bildungs- und Lernmotivation erfolgreich über die ganze Lebensspanne zu realisieren. Der Schule der Zukunft gelingt es die Chancen, die sich durch die Vielfalt der Lernenden ergeben, zu nutzen und jeden Schüler/ jede Schülerin gemäß seiner/ ihrer Möglichkeiten angemessen zu fördern. Sie sieht jegliche Kompetenzen als Ressource und Potential an und nicht nur wenige ausgewählte. In einer solchen Schule der Zukunft gibt es auch das Wort „Streber" nicht mehr. Alle arbeiten und lernen gerne und freuen sich über eigene Erfolge aber auch über Erfolge von Mitschülerinnen und Mitschüler. Es ist „cool" sich anzustrengen und etwas zu schaffen.

Laufende Bildung für Pädagogen
Zweifellos benötigt die Schule der Zukunft auch Rahmenbedingungen, die all dies unterstützen und ermöglichen. Dazu gehören insbesondere eine hohe Autonomie der Einzelschule mit entsprechend qualifizierten Schulleitungen, die flächendeckende Etablierung von Ganztagesschulen mit verschränktem Unterricht, eine Organisation von Bildungsgängen, die zu frühe und zu viele Schnittstellenentscheidungen und Unterbrechungen vermeidet bei gleichzeitiger Ermöglichung von Durchlässigkeit, sowie eine entsprechende Aus-, Fort- und Weiterbildung von Pädagoginnen und Pädagogen. Die Schule der Zukunft ist in eine Gesamtkonzeption der staatlichen Bildungs- und Kulturvermittlung integriert, welche auch die vorschulische Bildung umfasst, mit systematischer Qualitätssicherung auf allen Ebenen.

10 signierte Bücher
Anlässlich der Veröffentlichung des Buches verlosen wir zehn signierte Exemplare von "Österreich 2050" unter futurezone-Lesern. Einfach ein Mail mit dem Betreff "Österreich 2050" an redaktion@ futurezone.at senden. Bis Ende Oktober wird wöchentlich ein Gewinner ausgelost.

Christiane Spiel studierte Mathematik, Geschichte und Psychologie. Seit 2000 leitet sie als Gründungsprofessorin den neu eingerichteten Arbeitsbereich Bildungspsychologie und Evaluation an der Universität Wien. Von 2004 bis 2006 hat sie als Gründungsdekanin die Fakultät für Psychologie an der Universität Wien aufgebaut. Seit 2010 ist sie Präsidentin der Österreichischen Gesellschaft für Psychologie.

Österreich 2050:

Zwei Dutzend österreichischer Wissenschafter haben sich Gedanken gemacht, wie Österreich im Jahr 2050 aussehen könnte. Die Publikation „Österreich 2050" beleuchtet unsere Zukunft aus unterschiedlichen Blickwinkeln, von Bildung über Forschung bis Innovation. Das Buch „Österreich 2050“ ist im Holzhausen-Verlag erschienen und kostet 17.30 Euro.

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