Ein Foto inspiriert die Web-Gemeinde
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Das Foto von Aylan Kurdi bewegt die – westliche – Welt. Das Bild des kleinen Buben, der an ein Ufer im Süden der Türkei gespült wurde, zeigt auf erschütternde, bewegende, auf eine traurige Art das Versagen des Westens, auf eine der größten Flüchtlingstragödien der Gegenwart richtig und vor allem menschlich zu reagieren.
Warum ist dieses Bild so anders? Warum diskutieren Medien auf der ganzen Welt darüber? Weil das Schicksal dieses Kindes besonders nahe geht und weil Väter, Mütter, Großeltern, Schwestern und Brüder plötzlich verstehen, was hier passiert: Man sieht ein Kind an einem Strand liegen, einen kleinen Buben, drei Jahre alt, wie wir wissen, mit weinrotem Leibchen, blauer Hose und Kinderschuhen. Er ist nicht barfuß, er hat Schuhe an. Er ist so gekleidet, wie wir unsere Kinder anziehen. Ailan Kurdis Familie war im Vorjahr aus der syrischen Stadt Kobane vor der Dschihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) in die Türkei geflohen. Nur sein Vater hat überlebt.
Heftige Debatte
Er könnte der eigene Sohn, Bruder, Enkel, Neffe sein, der Bub des Nachbarn, der eines Freundes. Könnte. Er könnte beim Spielen an einem Strand – ob Meer, See oder an der Donau - genauso verunglückt sein. Er könnte auch schlafen, weil kleine Kinder häufig in einer solchen Stellung einschlafen. Könnte. In Großbritannien hat das Foto eine heftige Debatte ausgelöst, war auf praktisch allen Titelseiten zu sehen und hat Hunderttausende dazu bewegt, eine Petition zu unterzeichnen, dass sich Großbritannien mehr in der Flüchtlingsangelegenheit engagiert.
Das Foto, das von vielen schon jetzt als nächstes World Press Photo gesehen wird, geht auf Twitter unter #KiyiyaVuranInsanlik um die Welt und ist bereits zu einem Symbolbild für die Flüchtlingskrise auf dem Mittelmeer geworden. In vielen Medien wird diskutiert, warum sie das Foto abgebildet haben bzw. warum nicht - aus „Respekt vor Toten“. Dass man das Foto nicht zu sehen bekommt, ist in der Internet-Ära eigentlich unmöglich. Das erschütternde Motiv hat auch Künstler und Kreative auf der ganzen Welt inspiriert, die das Motiv umgestalten und in den sozialen Medien verbreiten. Es ist ein Versuch, der Tragödie einen Sinn zu geben und Menschen zum Umdenken zu bewegen. Auch die verantwortlichen Politiker. Die Kraft dieses Bildes ist gewaltig. Weil es „bequemes Verdrängen und rechtspopulistische Hetze unmöglich macht“, schreibt Andrian Kreye in der "Süddeutschen".
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