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Google ist kein Statussymbol

Apple hat bereits vor Jahren etwas geschafft, was davor eigentlich nur Modemarken und Autoherstellern gelungen ist: Sich als Statussymbol zu etablieren. Der Apfel auf der Rückseite von Laptops, iPads und iPhones alleine ist für viele Kunden ein Kaufargument, die Technik dahinter bzw. was jene wert ist, rückt dabei oft in den Hintergrund. Genau das nutzt Apple ökonomisch geschickt aus und verkauft Geräte entsprechend teuer.

Wer 800 oder sogar über 1000 Euro für ein Handy ausgibt, will nicht nur bloße Technik, sondern einen Lifestyle. Und das kann Apple vermitteln. Die neuen Pixel-Handys sind mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit sehr gute Geräte, allerdings ohne Killer-Feature. Um die Preise zu rechtfertigen braucht Google genau das, was Apple seit jeher hat: Emotionen. Zwar kennt jeder Google, das “G” ist aber kein Statussymbol.

Google hat mit seinen eigenen Handys in der Vergangenheit einen anderen Ansatz gewählt. Die hauseigenen Nexus-Geräte wurden mit High-End-Hardware günstig angeboten, wodurch man sich eine entsprechende Fangemeinschaft erarbeitete. Nexus-Handys waren für drei Dinge bekannt: Gute Hardware, fairer Preis und Stock-Android. Die perfekte Kombination für Software-Entwickler und Technik-Begeisterte. Und genau jene waren es, die auch einen entscheidenden Teil zum Erfolg der Plattform beigetragen haben. Es war außerdem ein Gegenpart zu Apple.

Strategiewechsel

Jetzt vollzieht man eine Neuausrichtung. Die neuen Google-Handys sind High-End-Geräte zum High-End-Preis, dezent aber dennoch deutlich sichtbar prangt das "G"-Logo darauf. Parallel dazu fährt man eine entsprechend aggressive Marketingkampagne. "Made by Google" soll sich in den Köpfen der Leute einbrennen, auch wenn es - Stichwort HTC als Hersteller - nur die halbe Wahrheit ist.

Googles radikaler Kurswechsel ist mutig, jedoch muss man anzweifeln, ob es erfolgreich sein wird. Apples Transformation zur Lifestyle-Marke hat Jahre gebraucht und mit Steve Jobs eine schillernde Figur, die sie in Szene setzte. Das lässt sich nicht von heute auf morgen kopieren, auch nicht mit Millionen an Marketing-Budget und semi-lustigen Farb-Bezeichnungen. Erschwerend kommt hinzu, dass man gerade bei Android immer zahlreiche günstigere Alternativen im gleichen Ökosystem haben wird. Ein Problem das Apple in dieser Form nie kannte. Umso schwieriger ist Googles eingeschlagener Pfad.

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Thomas Prenner

ThPrenner

Beschäftigt sich mit Dingen, die man täglich nutzt. Möchte Altes mit Neuem verbinden. Mag Streaming genauso gern wie seine Schallplatten. Fotografiert am liebsten auf Film, meistens aber mit dem Smartphone.

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