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Kommentar

Keine Entscheidung bedeutet keine Zukunft

In Österreich zeigt sich jetzt, was die Unternehmensberatung Arthur D. Little bereits vor Jahren in einem Strategiepapier für einen Mobilfunkanbieter berechnet hat: In diesem Land können nur drei Netze profitabel betrieben werden. Trotzdem tun sich die nationalen und internationalen Behörden schwer damit, die notwendige Konsolidierung zu unterstützen. Ihre Hauptsorge ist, dass eine solche Konsolidierung den Wettbewerb einschränken würde. Dabei zeigen zahlreiche internationale Beispiele, dass auch in konsolidierten Märkten starker Wettbewerb und entsprechender Preisdruck herrschen.

In sehr vielen Ländern weltweit hat man verstanden, dass sich nur eine wenig redundante Infrastruktur rechnen kann, da hohe Kapitalkosten, ein extremer Wettbewerb und die Auswirkungen der Finanzkrise die Telekommunikationsbranche inklusive Arbeitsplätze dieses Sektors stark gefährden. So gibt es in Amerika zum Beispiel nur noch vier relevante Mobilplayer, während sich in Europa rund 120 Anbieter mit eigener Infrastruktur am Markt drängen. Auch Japan, das einwohnermäßig 15mal größer ist als Österreich, verfügt über verhältnismäßig weniger Mobilfunker als Österreich, dasselbe gilt für China.

Das eigentliche Problem dahinter: Während viele Länder in der Welt die Konsolidierung in der Telekommunikationsbranche zügig vorantreiben, befasst sich die EU noch immer damit, welchen Weg sie einschlagen soll, um Anreize für die notwendigen Investitionen zu schaffen. Denn darum geht es im Kern der ganzen Debatte: Wenn sich Investitionen in die Infrastruktur für die Telekomunternehmen betriebswirtschaftlich nicht rechnen, finden sie nicht statt. Und dann verliert ein Land den Anschluss an die Zukunft.

Diese Gefahr droht Österreich. Werden keine Entscheidungen getroffen, werden die Investitionen der betroffenen Unternehmen gestoppt. Ein Beispiel dafür ist die verzögerte Vergabe der österreichischen Frequenzen (digitale Dividende) für den flächendeckenden Ausbau einer mobilen Breitbandinfrastruktur. Dadurch ist Österreich eines der letzten EU-Länder, das keinen konkreten Plan für Investitionen und die Einführung dieser modernen Technologie hat.

Es ist nachvollziehbar, dass innerhalb der EU Entscheidungsprozesse transparent und absolut korrekt  abgewickelt  werden müssen. Doch dieses darf nicht dazu führen, dass Entscheidungswege oft holprig sind,  die Prozesse zu lange dauern und eine große Unsicherheit über den Prozessabschluss besteht.

Um Entscheidungen in realistischen Zeiträumen zu treffen, muss die EU dringend einen strafferen Reformprozess durchführen. Es muss möglich werden, dass die Time-to-Market (TTM) nicht ein Jahr dauert, sondern wie in der USA oder Japan innerhalb weniger Monate abgewickelt wird.

Gelingt dies nicht, drohen negative Konsequenzen. Die gefährlichste: Eine weitere Verschlechterung der Wettbewerbsfähigkeit Europas aufgrund fehlender moderner Infrastruktur.

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Karim Taga ist Geschäftsführer von
Arthur D. Little Österreich. Er ist auf Mobilfunk spezialisiert  (Telecommunications, Information Technology, Media and Electronics) und beschäftigt sich seit 18 Jahren mit Mobilfunk.

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