© dpa/Daniel Reinhardt

WhatsApp

Zu bequem für die eigene Privatsphäre

WhatsApp liefert in Zukunft die Telefonnummern der User an Facebook aus. Mit schwammigen Formulierungen versucht das Unternehmen den Schritt zu begründen. Man könne dadurch die Infrastruktur verbessern und dem Kunden ein auf ihn zugeschnittenes Produkt liefern, heißt es.

Ein Aufschrei geht deswegen durch das Netz. Die Telefonnummer scheint für viele die letzte Bastion der Privatsphäre zu sein. Wo wir uns befinden und mit wem wir unterwegs sind, teilen wir bereitwillig in sozialen Netzwerken. Einen Haufen Cookies schleppen wir gezwungenermaßen von Webseite zu Webseite. Vermeintlich wird dadurch unser Online-Erlebnis noch großartiger. Derartige Versprechungen sind Euphemismen für eine aggressive Marketingstrategie. Versierten Usern ist das bewusst, unbedarfte Nutzer sind von den verwirrenden Formulierungen diverser Datenschutzrichtlinien überfordert oder ignorieren sie schlicht. An die Telefonnummer klammern sie sich alle.

Tausche Emoji gegen Lebenslauf

Dabei sind unsere Daten ohnehin längst nicht mehr in unseren Händen. Technologiefirmen vereinfachen unser Leben durch Apps und Gadgets. Im Austausch geben wir ihnen nicht nur Geld, sondern auch unsere Daten. Es gibt zahllose Beispiele, wie Unternehmen uns Informationen abluchsen. Jedes Start-up hat „Big Data“ im Businessplan stehen. Daten sind zur Währung geworden, das ist nichts Neues. Wem das nicht bewusst ist, der lebt auf einer Insel und spielt mit einem Ball namens Wilson.

Doch nicht erst das Internet hat den Datenhandel angefacht. Kundenkarten diverser Handelsriesen zeugen davon, dass es nicht nötig ist, einen Computer einzuschalten, um jegliche Privatsphäre fallen zu lassen. Bonuspunktesammler geben nicht bloß ihre Kontaktdaten her. Sie teilen ihr gesamtes Konsumverhalten mit Organisationen, die dankbar daraus Kapital schlagen.

Die Faulheit darf nicht siegen

Die Österreichische Post ist ebenfalls eine riesige Drehscheibe für Personendaten. Wer sich wundert, warum plötzlich ein persönlich adressiertes Anschreiben einer Möbelfirma im Briefkasten liegt, obwohl er dort noch nie eingekauft hat, war vielleicht auf der Post, um einen Nachsendeauftrag abzuschließen. Dafür sind einige Unterschriften nötig. Unter anderem willigt man ein, dass die eigene Adresse an Drittunternehmen für Werbezwecke weitergeleitet werden darf. Wer Glück hat, wird darauf vom Schalterpersonal hingewiesen. Im Internet nehmen diese Rolle kleine Balken irgendwo am unteren Ende der Webseite ein. Doch wer liest sich die je durch?

Sich zu wehren verspricht wenig Erfolg. Das ist keine Aufforderung, den Kopf in den Sand zu stecken. Doch die Bequemlichkeit holt einen schnell ein. Solange die Freunde WhatsApp verwenden, bringt es kaum etwas, auf eine Alternative umzusteigen. Das denkt sich jeder und so ändert sich nicht viel. Idealisten wie Max Schrems gerät es zur Lebensaufgabe, Facebook zur Rechenschaft zu ziehen. Die restliche Userschaft lässt sich durch schöne Filter und lustige Emoji einlullen und vergisst den hohen Preis, den sie dafür zahlt.

Hat dir der Artikel gefallen? Jetzt teilen!

Nina Buchgraber

mehr lesen
Nina Buchgraber

Kommentare