Die futurezone ist derzeit zu Besuch in Tokio und erkundet das Hightech-Land Japan. Das ist trotz Technik nicht immer ganz einfach.
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Nach 11 langen Stunden im Flugzeug lande ich in Tokio. Um 7:20 Ortszeit. Am Morgen. Als weltgewandter futurezone-Redakteur logge ich mich natürlich sofort ins Gratis-WLAN am Flughafen ein, um den besten Weg zu meinem Hotel zu erkunden. Nach einer 80-minütigen Busfahrt für 3.000 Yen erklärt mir der nette Herr an der Rezeption aber, dass ich leider in der falschen Herberge gelandet bin (später erfahre ich auch noch, dass eine Zugfahrt vom Flughafen deutlich günstiger und schneller gewesen wäre). Es gibt offensichtlich weit mehr als nur ein Park-Hotel in Tokio. Obwohl ich zu diesem Zeitpunkt seit gefühlten 30 Stunden nicht mehr geschlafen habe, beschließe ich, den Rat und die auf japanisch notierte Adresse des richtigen Hotels, die mir der nette Rezeptionist gegeben hat, zu ignorieren und keine 15-minütige Taxifahrt auf mich zu nehmen. Ich glaube weiter an meine Weltgewandtheit - und Japans-Hightech-Infrastruktur.
Da es in Tokio anscheinend fast überall Möglichkeiten gibt, sich in freie WLAN-Netze einzuwählen, suche ich nach der schnellsten öffentlichen Verbindung zu einem Ort namens Shiodome, wo sich mein Hotel befinden sollte. Die nächste passende U-Bahn-Station ist zu Fuß zehn Minuten entfernt. Ich mache mich also mit Rucksack und Reisetasche auf den Weg. Zu diesem Zeitpunkt regnet es übrigens schon seit geraumer Zeit. Aber wenigstens ist es warm, ich muss also nicht frieren. Der Navigationsdienst eines bekannten Anbieters bringt mich dann auch tatsächlich sicher zur passenden U-Bahn-Station. Ich frohlocke, kaufe mir ein Ticket und sehe mich schon in der Hoteldusche, die ich mittlerweile dringend nötig hätte, als ich bemerke, dass die Monitore um mich herum mit Warnzeichen übersät sind. Es kommt derzeit zu Verspätungen - wegen Erdbeben. Die Tokioter scheinen das überhaupt nicht wahrzunehmen. Ich beschließe, ebenfalls cool zu tun und warte die paar Minuten, bis der nächste Zug einfährt (Später lerne ich, dass es sich um einen Erdstoß der Stufe 5 auf der Richter-Skala gehandelt hat).
Nach einer recht unspektakulären, langen U-Bahnfahrt habe ich es dann tatsächlich geschafft. Ich komme an der U-Bahn-Station Shimbashi an. Damit bin ich aber noch nicht am Ziel, wie ich feststellen muss. Es gibt rund zehn Ausgänge aus der U-Bahn-Station - Ich entscheide mich natürlich für einen falschen. Kein Problem, denke ich mir und zücke mein Smartphone. Mein Akku-Stand ist inzwischen aber auf zwei Prozent gesunken. Ich gebe also hastig mein Ziel ein und folge der markierten Route auf dem Schirm. Rechtzeitig bevor das Handy ausfällt, komme ich am zweiten Park-Hotel des Tages an - das aber immer noch nicht das richtige ist. Kurz bevor mein Handy dann tatsächlich den Geist aufgibt, kapiere ich noch, dass mein Hotel in einem der umliegenden drei Wolkenkratzer liegen muss. Mit Intuition statt Internet steure ich dann auch auf Anhieb das richtige an. Nach einer wohlverdienten Dusche und einer Akku-Ladepause mache ich mich dann wieder auf den Weg. Ich habe vor meinem ersten Termin in Tokio ein paar Stunden Zeit, die Stadt zu erkunden. Mit Weltgewandtheit und moderner Technik sollte das ja kein Problem sein.
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