WHISTLEBLOWER

Berlusconi lacht über Wikileaks-Enthüllungen

Italiens Ministerpräsident Silvio Berlusconi hat sich über die von der Internettplattform Wikileaks enthüllten Berichte von US-Diplomaten, die den italienischen Regierungschef auch wegen seines ausschweifenden Lebensstils kritisieren, offenbar bestens amüsiert. Berlusconi habe "gut gelacht", als er vom Inhalt der Depeschen erfahren habe, berichtete die italienische Nachrichtenagentur ANSA unter Berufung auf Vertraute Berlusconis. Die britische Zeitung "Guardian" berichtete, dass US-Diplomaten Berlusconi als "inkompetent, aufgeblasen und ineffektiv" beschrieben.

"Physisch und politisch schwach"

In einem weiteren Dokument sei der italienische Regierungschef als "physisch und politisch schwach" dargestellt worden, berichtete die Zeitung unter Berufung auf die Enthüllungsplattform weiter. Seine "Vorliebe für Partys" halte Berlusconi davon ab, genügend Erholung zu bekommen. Die oppositionelle Demokratische Partei in Italien kritisierte, die Enthüllungen demonstrierten das Ausmaß, in dem das Bild des Landes in der Welt durch Berlusconi in Misskredit gebracht worden sei.

Wikileaks hatte am Sonntag mehr als 250.000 Dokumente von US-Diplomaten in aller Welt veröffentlicht. Mehrere Zeitungen berichteten am Sonntagabend ausführlich über die Inhalte der Depeschen, in denen Details aus vertraulichen Gesprächen sowie persönliche Einschätzungen über Politiker enthalten sind.

Spionage unter Diplomaten

Das deutsche Nachrichtenmagazin "Spiegel" berichtete unter anderem, dass amerikanische Dpipolamten im Auftrag von Außenministerin Hillary Clinton die Diplomaten anderer Länder bei den Vereinten Nationen ausspähen, dass die USA in Vorbereitung des Kriegsfalles eine geheime "Araber-Allianz" gegen den Iran geschmiedet haben und dass die USA über "islamistische Tendenzen" in der Regierung des türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan besorgt seien.

Pentagon verurteilt Veröffentlichungen

Die Veröffentlichung war von den Regierungen weltweit mit Nervosität erwartet worden, weil sie unter anderem persönliche Einschätzungen von US-Diplomaten zu Politikern ihres Gastlands, vertrauliche Absprachen und geheime Informationen enthalten sollten. Bis zuletzt hatte das US-Außenministerium verbündete Staaten, unter ihnen auch Deutschland, über möglicherweise brisante Berichte aus US-Botschaften unterrichtet. Das Pentagon verurteilte die Veröffentlichungen als "rücksichtslos"; man habe Schritte unternommen, um geheime Dokumente besser zu sichern.

Mehr zum Thema:

Wikileaks: Medien veröffentlichen Details
US-Botschafter in Deutschland mahnt Wikileaks

(APA/Reuters/AFP)

Hat dir der Artikel gefallen? Jetzt teilen!

Kommentare