Großbritannien greift auf zweifelhafte Maßnahmen gegen Hacktivisten zurück
Großbritannien greift auf zweifelhafte Maßnahmen gegen Hacktivisten zurück
© Reuters/DAVID MOIR

Snowden-Enthüllung

Britische Spione bekämpfen Anonymous mit Cyberattacken

Wie die nun von der NBC veröffentlichten Dokumente zeigen, setzte eine Abteilung des britischen Geheimdienstes GCHQ (Government Communications Headquarters Communications) selbst Hackermethoden ein, um unliebsame Hacktivisten an ihrer Kommunikation zu hindern. So wurden etwa IRC-Kanäle und andere Chaträume mit falschen Identitäten infiltriert bzw. mit gezielten DDoS-Attacken (Distributed Denial of Service) überhaupt ausgeschaltet.

Unverhältnismäßiges Verhalten?

Laut NBC ist Großbritannien damit der erste westliche Staat, dem der Einsatz von zweifelhaften Hacking-Methoden im Kampf gegen vermeintliche Staatsfeinde eindeutig nachgewiesen wurde. Aber auch die USA waren in die Vorgehensweise eingeweiht. Während Michael Leiter, der ehemalige Chef des National Counterterrorism Center der USA, ein derartiges Vorgehen verteidigt, mehren sich aber auch kritische Stimmen, die dem britischen Geheimdienst ein unverhältnismäßiges Verhalten vorwerfen und den Einsatz von Methoden kritisieren, die eines Rechtsstaates nicht würdig seien.

Die Anthropologin und Unversitätsprofessorin Gabriella Coleman, die sich eingehend mit Anonymous befasst hat, kritisiert, dass die überwiegende Mehrzahl der Leute, die sich für die Sache engagiert hatten, in keinster Weise Terroristen seien, sondern lediglich von ihrem Recht auf Meinungsfreiheit Gebrauch machten. Dass Staaten oder ein Geheimdienst ganze Kommunikationskanäle außer Gefecht setzen und pauschal alle zu Verdächtigen mache, sei eine gefährliche Entwicklung. "Anonymous und andere Hacktivists anzugreifen ist damit gleichzusetzen, dass Bürger für den Ausdruck ihrer politischen Meinung angegriffen werden", so Coleman.

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