Open Data

CeDEM 11: An der Schwelle zur eDemocracy

Keynote-Sprecher Dough Schuler (Programmdirektor des "Public Sphere Project") machte in seiner Präsentation deutlich, dass Demokratie generell auf dem Prüfstand steht. So stehe die Mehrheit der Bevölkerung auch angebotenen ePartizipationsprozessen skeptisch gegenüber. Für ihn ist die Idee einer kollektiven Intelligenz, die primär auf sozialen Fähigkeiten basiert, ein Schlüsselkonzept, das von der Politik ernst genommen und angekurbelt werden muss. Die Idee der “Civic Intelligence” stehe für eine Art von kollektiver Intelligenz, für die wir noch nicht wirklich einen Namen hätten, die wir aber kultivieren müssten, um dem angesprochenen Desinteresse der Bevölkerung an politischen Prozessen entgegenzuwirken.

Social Media "von oben"
Peter Parycek, Leiter des Zentrums für E-Government und Chair der Konferenz, sieht die Lage positiver, wenn er feststellt, dass es sich bei der Nutzung von Social Media mittlerweile nicht mehr nur um einen Hype handelt, sondern um ein wirkliches persönliches Bedürfnis immer größerer werdender Bevölkerungsteile. Wenn nun BürgerInnen Social Media Umgebungen auch bei Staat und Verwaltung realisiert sehen wollen, gelte es für die angesprochenen Institutionen, eine adäquate Antwort zu finden.  Schließlich müsse ein Paradoxon eingelöst werden: Social-Media-Kommunikation von zentralen Regierungsstellen von "oben herab" zu ermöglichen. Einzige Chance dazu sieht Peter Parycek in der engeren Zusammenarbeit zwischen Staat, NGOs und Zivilbevölkerung - wie etwa im Bereich Open Data.

Krisen als Chance
Axel Bruns (Professor an der Queensland University of Technology in Brisbane), der den Begriff des „Prosumers“ wesentlich geprägt hat, behandelte in seinem Vortrag das Potential von Krisensituationen – sogenannten „acute events“. In Krisensituationen werden jene Hürden, die üblicherweise für elektronische Partizipation gelten, sehr schnell bewältigt. Diese Prozesse im Schnelldurchlauf zeigen auf, dass mit eParticipation schnell Lösungen für akute Probleme gefunden werden können. Bruns schlägt vor, eParticipation in Krisenfällen - wie zum Beispiel die Überschwemmungen in Queensland - weiter zu analysieren und in Zukunft genauer zu beobachten, da sie die wirklich nutzenorientierten Beispiele für eParticipation darstellen.

Daten verstecken ist "eine Schande"
Open-Data-Experte Stefan Gehrke bennennt es als eine Schande, wenn wertvolle Daten hinter Textbüchern oder ungünstigen Formaten versteckt werden. Ein Schlüssel, Open Data langfristig politisch zu implementieren, sei die Arbeit von sogenannten „change agents“. Personen, die aufzeigen, wie Open Data zum verbesserten Austausch zwischen staatlichen Stellen und Bürger/innen beitragen kann, und die Prozesse und Veränderungen anstoßen. Während Änderungsproszessen, in denen Technik, Verwaltungskultur und politisches Verständnis im Wandel sind, sei es wichtig, sich nach den jeweiligen "good practice umzusehen. Das jüngst vom deutschen Open Data Network präsentierte opendata-showroom.org gibt demzufolge auch die Anwort auf die Frage: Was kann man den mit Open Data alles machen?

eDemocracy ohne Schwelle
Die "politischen Spielplätze", die Caroline Haythornthwaite (Director, School of Library, Archival and Information Studies at the University of British Columbia) vorschlägt, sollen anonym sein. Der erste Schritt zu eDemocraty und eParticipation solle tunlichst ohne Login, Identifikation oder Membership auskommen. Anonymität senke die Eintrittschwellen zur politischen Beteiligung wesentlich herab. Erst bei den nächst-komplexeren Stufen von eDemocracy ist die Identifikationsmöglichkeit von Individuen von Bedeutung.

Die CeDEM 11 findet alljährlich an der Donau-Universität Krems statt. Einige Beiträge der Konferenz aus 2010 können im Open Access Journal JeDEM (Journal for eDemocracy and Open Government,
www.jedem.org) nachgelesen werden.

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