Estland: E-Voting trotz des bekannten Sicherheitsrisikos
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Nach Einschätzung der estnischen Wahlkommission sei das Risiko nicht so gravierend, um den Bürger des baltischen EU-Staates die Möglichkeit des „E-Voting“ vorzuenthalten. Im Oktober finden in Estland Kommunalwahlen statt. „Die elektronische Abstimmung wird in Übereinstimmung mit dem Gesetz stattfinden“, sagte Kommissionsleiter Meelis Eerik einem Rundfunkbericht zufolge am Mittwoch in Tallinn.
750.000 ID-Karten betroffen
Estland hatte am Dienstag ein mögliches Sicherheitsrisiko beim elektronischen Personalausweis einräumen müssen. Betroffen davon sind nach offiziellen Angaben rund 750.000 ID-Karten. Bei ihnen könne der öffentliche Schlüssel der digitalen Identität „theoretisch“ auch ohne die Karte und die PIN ermittelt werden. Nahezu alle der gut 1,3 Millionen Esten besitzen eine computerlesbare ID-Karte mit einem speziellen Datenchip, die als Personalausweis dient und im Internet die Feststellung der Identität ermöglicht.
Seit 2005 kann in Estland mittels der ID-Karte auch online abgestimmt werden. Dazu identifiziert sich der Wähler auf der Webseite der Wahlbehörde per PIN-Code, stimmt ab und verifiziert die Wahl mit einem zweiten Code. Bei den letzten Parlamentswahlen 2015 setzten rund ein Fünftel aller Wahlberechtigten ihr Kreuz daheim am Computer.
Bekannte Bedenken
Estland wird immer wieder als Vorzeigebeispiel für digitale Verwaltung genannt. Dem Land wurde aber bereits 2014 von IT-Experten empfohlen, wieder auf die Papierwahl umzusteigen, weil das System nicht sicher sei, wie Erich Neuwirth vor kurzem im futurezone-Gespräch erläutert hatte. Die Experten hatten erklärt, dass Cyberkriminelle einzelne Stimmen oder das gesamte Wahlergebnis ändern könnten, ohne Spuren zu hinterlassen. Bei den Wahlen im Jahr 2015 wurden bereits rund 30 Prozent der Stimmen per E-Voting abgegeben.
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