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Europa

EU-Parlament: Roaming-Preise werden halbiert

Nach der EU-Kommission hat am Donnerstag in Brüssel auch das Europaparlament erwartungsgemäß die Verbilligung der EU-Auslandsgespräche beschlossen. Die Kosten für EU-Auslandsgespräche werden sich gegenüber den heutigen Preisen etwa halbieren. Die Verbilligung erfolgt Schrittweise und startet bereits am 1. Juli 2012.

Derzeit muss pro Minute für einen ausgehenden Anruf 35 Cent bezahlt werden, ab Juli 2014 nur mehr 19 Cent. Bei den eingehenden Anrufen wird es im Verhältnis noch billiger - von heute 11 auf dann nur mehr fünf Cent ist weniger als die Hälfte. Beim Datenroaming gab es bisher keine Regelung, ab Juli ist es dann aber soweit. Der EU-Ministerrat muss noch zustimmen, dies gilt aber als Formalsache.

Bürgerinitiative
Bengt Beier, Gründer der Bürgerinitiative "Europeans for Fair Roaming", ist mit dem heutigen Abstimmungsergebnis zufrieden. "Wir hätten uns zwar noch niedrigere Preise gewünscht, aber die neue EU-Roaming-Verordnung ist ein erster Schritt", sagte Beier am Donnerstag in Brüssel zur futurezone. "Die Preise für Roaming werden um die Hälfte sinken. Die Nutzer werden die Möglichkeit haben, einen anderen Anbieter zu wählen, wenn sie ins Ausland reisen. Ich hoffe allerdings, dass die EU weiterhin dahinter bleibt, denn es gibt noch Lücken. So sind beispielsweise die Gebühren für Auslandsgespräche, die aus dem Inland geführt werden, noch sehr teuer", so der in Salzburg lebende Aktivist.

Durch die Verordnung werden erstmals auch Preise von Daten-Roaming gesenkt. Diese betragen ab 1. Juli allerdings noch immer stolze 800 Euro für 1 GB an Daten. "Hier hätten wir uns eine Senkung auf zumindest 100 Euro für 1 GB gewünscht", so Beier.

Außerhalb der EU sollen Nutzer künftig gewarnt werden, wenn sie beim Daten-Roaming die Grenze von 50 Euro überschreiten. Das gibt es in Europa schon länger. "Das hat sich allerdings bisher als relativ wirkungslos erwiesen", resümiert Breier.

Aufruf
"Wir rufen die EU daher auf, die Preise für alle Auslandsgespräche und weltweites Roaming zu senken." Die Initiative "Europeans for Fair Roaming" gründete Beier – aus eigener Betroffenheit von den hohen Preisen. "Roaming war von Anfang an ein Problem aus der Praxis." Laut seinen Angaben gab es in Brüssel keine geschlossene Telekom-Lobby, die sich vehement gegen die Senkung der Preise aussprach. „Die meisten kleineren Netzbetreiber waren sogar auf unserer Seite", erzählte Beier, dessen Initiative in den letzten zwei Jahren von 18 Verbänden, 14 EU-Abgeordneten und EU-weit von rund 150.000 Personen unterstützt wurde.

"Die EU ist manchmal unverständlich, aber wie die Roaming-Verordnung zeigt, bringt sie manchmal einen Mehrwert für Bürger mit sich", zeigt sich auch Jörg Leichtfried, EU-Abgeordneter der SPÖ, zufrieden.

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