Europarat will Handy- und WLAN-Verbot an Schulen
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Mit einer mehrseitigen Abhandlung und Empfehlung hat ein Ausschuss des Europarats die Diskussion um potenzielle Gesundheitsrisiken durch Elektrostrahlung angeheizt. In dem auf den 6. Mai datierten Dokument wird den EU-Mitgliedsstaaten geraten, Mobilfunk und WLAN von Schulen zu verbannen, solange die tatsächlichen Auswirkungen von Elektrosmog auf den menschlichen Körper nicht geklärt sind. Für Aufregung sorgt zudem die Forderung, die Strahlungsbelastung auf 0,2 Volt pro Meter zu senken.
„Diese Forderungen sind eindeutig überzogen und führen nur dazu, dass die Bevölkerung unbegründet verunsichert wird“, meint FMK-Geschäftsführer Maier im futurezone-Interview. Die aktuell gültigen und von der Weltgesundheitsbehörde WHO festgelegten Grenzwerte von 41-64,4 Volt pro Meter, die zudem zumeist weit unterschritten werden, seien mehr als ausreichend, sagt Maier.
Kein wissenschaftlicher Nachweis
Nach wie vor würden keine wissenschaftliche Studien existieren, die eine Gesundheitsgefährdung durch Handystrahlen aufzeigen könnten. Eine Reduzierung der elektrischen Feldstärke auf 0,2 Meter sei technisch nicht möglich, wolle man mobile Datenübertragungen flächendeckend aufrecht erhalten. Geringere Höchstwerte bei einzelnen Funkantennen würde zudem bedeuten, dass viel mehr Antennenstationen errichtet werden müssen. „Ob die Bevölkerung den dadurch verursachten Wildwuchs bei Handymasten gut heißen würde, wage ich zu bezweifeln. In der Schweiz ist abgesehen von der Verunsicherung genau das passiert“, so Maier.
Die Schweiz hält sich zwar bei der allgemeinen Strahlenbelastung an die von der WHO vorgegebenen Werte. Als zusätzliche Vorsichtsmaßnahme wurde aber bereits Ende der 90er-Jahre ein um den Faktor zehn kleinerer Grenzwert für Mobilfunkstationen festgelegt. An den niedrigeren Werten will man vorerst festhalten, wenngleich ein nationales Forschungsprogramm erneut keine Anhaltspunkte für eine Gesundheitsgefährdung durch Handystrahlen feststellen konnte.
Schweiz hält an Grenzwerten fest
„Es gibt derzeit keinen Bedarf die ohnehin strengen schweizerischen Grenzwerte anzupassen – weder nach oben noch nach unten“, meint Jürg Baumann, Sektionschef beim Schweizer Bundesamt für Umwelt BAFU, im Gespräch mit der futurezone. Die gerade veröffentlichten Ergebnisse des Forschungsprogramms hätten keinerlei Nachweis erbracht, dass Gesundheitsbeschwerden auf Funkstrahlung bzw. den Gebrauch von Mobiltelefonen zurückzuführen seien. Andererseits habe man gewisse biologische Wirkungen nachweisen können, wisse jedoch noch nicht, ob diese für die Gesundheit bedeutsam seien. „Unseren Weg der vorsorglichen Strahlungsbegrenzung erachte ich daher für richtig“, so Baumann.
Die Empfehlungen des Europarat-Ausschusses wollte Baumann nicht weiter kommentieren. WLAN und Mobilfunk an Schulen generell zu verbieten, bezeichnete er im Gespräch mit der futurezone allerdings als drastische Maßnahme, zumal eben keine wissenschaftlichen Befunde existierten, die eine Gesundheitsgefährdung eindeutig belegen würden.
Mobilfunk mit Tabak und Asbest verglichen
Neben den vorgeschlagenen neuen Grenzwerten und dem Verbot von Handys, Schnurlostelefonen und WLAN an Schulen fordert das Empfehlungspapier auch Informationskampagnen ein, um Lehrer, Eltern und Kinder über den zu frühen, ungeeigneten und andauernden Gebrauch von Handys und anderen vergleichbaren Geräten aufzuklären. Bereits im Vorspann werden die potenziellen Risiken zudem mit den gesundheitsschädigenden Auswirkungen von Asbest, verbleitem Benzin und Tabak in Verbindung gebracht.
In Österreich steht das Thema "Mobilfunk und Gesundheit" am 24. Mai 2011 beim Expertenforum des Wissenschaftlichen Beirats Funk (WBF) zur Diskussion. Bei der Veranstaltung sollen 91 aktuelle Studien zum Thema von wissenschaftlichen Mitgliedern des WBF, aber auch externen Fachleuten diskutiert werden. Der Kongress findet seit mehreren Jahren einmal jährlich statt.
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