FILE PHOTO: Logo of Google is seen at an office building in Zurich
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Netzpolitik

Google könnte Chrome-Browser verkaufen müssen

Google wird zurzeit vom US-Justizministerium kartellrechtlich untersucht. Offenbar erwägen die Behörden dabei eine Zerschlagung des Konzerns. Google wäre dann dazu gezwungen, Teile seines Geschäfts zu verkaufen. Das berichtet Politico und beruft sich dabei auf anonyme Quellen, die mit der Sachlage vertraut sind.

Demnach könnte das Justizministerium den Internetkonzern zwingen, sein Chrome-Browser-Sparte sowie Teile seines Werbegeschäfts abzugeben. Der Chrome-Browser ist aktuell mit Abstand der am weitesten verbreitete Browser weltweit. Google nutze den Browser auch, um seine Suchmaschine mit Suchanfragen zu füttern und die Google-Suchmaschine stelle noch immer das Herz des Unternehmens dar, heißt es in dem Bericht.

Eine finale Entscheidung sei noch nicht getroffen worden. Allerdings lasse sich das US-Justizministerium von Brancheninsidern und Technologieexperten dahingehend beraten. Weder Google noch die Justizbehörden wollten sich zu dem Politico-Bericht äußern.

Ten years since Google releases web browser Chrome

Werbeindustrie vs. Google vs. Politik

Erst vor wenigen Tagen hat das House Judiciary Committee einen Bericht über den Wettbewerb auf digitalen Märkten veröffentlicht. Darin heißt es, dass der Chrome-Marktanteil es Google ermöglichen würde, Standards für die gesamte digitale Werbeindustrie zu setzen. Das ist von besonderer Relevanz, weil Google angekündigt hat, eine neue Art von Cookies im Chrome-Browser einzuführen.

"Das werbebasierte Geschäftsmodell von Google kann Fragen dazu aufwerfen, ob die von Google eingeführten Standards letztlich in erster Linie den Interessen von Google dienen", heißt es in dem Bericht. "Die Marktteilnehmer sind besorgt darüber, dass Google die Cookies von Drittanbietern, die von anderen Unternehmen für digitale Werbung benötigt werden, auslaufen lässt, Google sich jedoch weiterhin auf Daten verlassen kann, die im gesamten Ökosystem gesammelt werden."

Werber sind besorgt

Google hat in der Vergangenheit stets bekräftigt, dass das Unternehmen mit Vertretern der Werbeindustrie zusammenarbeite, um eine Alternative zu den herkömmlichen Cookies zu entwickeln. Möglich wäre etwa, dass Auktionen um Werbeplätze künftig direkt im Browser stattfinden, damit die Daten nicht mehr an externe Server versandt werden müssen.

Google argumentiert mit dem Schutz der Privatsphäre, da die notwendigen Daten das Smartphone oder den Computer nicht mehr verlassen müssten. Der Werbeindustrie bereitet diese Alternative jedoch Sorgen. Denn damit würden sie quasi die komplette Kontrolle an Google und sein Chrome-Browser abgegeben.

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