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Konferenzbericht

Open Data: „Paradigmenwechsel für die Gesellschaft“

Im vergangenen Herbst suchte die futurezone gemeinsam mit der Donau-Universität Krems Ideen für die Verwaltung der Zukunft. Mit ihrem Projekt „Graz Government Transparency“ (GGT) überzeugten Georg Felgitsch, Norbert Haberl, Matthias Kranisch und Johannes Rummel von der FH Joanneum in Graz die Jury und sicherten sich den Hauptpreis: Eine Reise zur Open Knowledge Konferenz, die im September in Genf stattfand. Für die futurezone hat das Siegerteam seine Eindrücke von der Konferenz zusammengefasst:

Etwa acht Monate nach dem Gewinn des Government 2021 Wettbewerbs im Zuge der 15-Jahr Feier des Bundesrechenzentrums (BRZ) konnten wir nun endlich vom 16. bis zum 18. September unseren Preis, die Teilnahme an der Open Knowledge Conference, einlösen und die Reise antreten. Da ein Kollege aus unserem Team verhindert war, traten wir zu dritt die Reise in die Schweiz an. Per Flugzeug aus Litauen (Auslandssemester) und per Auto aus Graz trafen wir Sonntag Abend am 15. September in Genf an.

Die Open Knowledge Conference oder kurz OKcon ist eine internationale Konferenz mit etwa 900 Teilnehmern von verschiedenen Universitäten, Verwaltungsstellen und Firmen aus Hawaii bis hin zu Neuseeland und stand unter dem Motto „Open Data – broad, deep, connected“. Da wir uns im Zuge unserer bisherigen Projekte eher mit Open Data in der Verwaltung bzw. Open Government und entsprechender technologischer Möglichkeiten beschäftigt haben, wurde unser Spektrum recht bald erweitert. Die präsentierten Themenfelder wurden dabei grob in die folgenden Kategorien eingeteilt: Open Government, Open Development, Open Science & Research, Open Culture, Open Education, Open Transport Data, Open Geodata und Technologien zur Umsetzung.

Visualisierung von Gesetzestexten

Verteilt über die drei Tage fanden dann, leider meist zeitgleich, über 50 Vorträge, Talks, Diskussionen, Workshops und ein Hackathon zu den verschiedenen Themenfeldern statt. Bei den Workshops wurde jeweils in kleinen Gruppen für zwei bis drei Stunden gemeinsam an verschiedenen Problemen gearbeitet oder So wurden zum Beispiel verschiedene Lösungen für Datenvisualisierungen erarbeitet oder das Open Source Web Framework CKAN, welches auch in Wien, Graz oder Linz als Plattform zur Bereitstellung von Datensätzen dient, gezeigt und vertiefend erklärt. Bei dem Hackathon wurde gleich die gesamte Konferenz über an Möglichkeiten zur Visualisierung von Gesetzestexten und an der Vereinfachung der Verständlichkeit dieser für Menschen gearbeitet.

Aber vor allem im Bereich Open Government konnten wir bei verschiedenen Vorträgen und Diskussionen einige spannende Erfahrungsberichte über die Probleme und Vorgehensweisen zur Bereitstellung von Verwaltungsdaten in anderen Ländern hören. International gesehen gibt es dabei die gleichen Probleme wie in Österreich. Da die Open Data Initiative noch recht am Anfang steht, sind viele Daten teilweise nur unvollständig vorhanden und stehen nur unstrukturiert zur Verfügung. Entwickler müssen außerdem oft, wie am Beispiel der Fahrplandaten der Wiener Linien zu sehen war, um die Bereitstellung und Verfügbarkeit bestimmter Daten kämpfen. Auch der Aufbau der technischen Infrastruktur bei den Data Providern zählt dazu. Dem entgegenzuhalten ist natürlich die Tatsache, dass bei vielen öffentlichen Einrichtungen die technische sowie personelle Infrastruktur zur Bereitstellung der Daten erst im Aufbau begriffen ist und daher auch entsprechende Erfahrungswerte mit dem Umgang mit Open Data derzeit noch fehlen.

„Data Champions“

Neuseeland verfolgt dabei einen interessanten Ansatz. Laut Paul Stone vom Ministry for Culture and Heritage wurden in jedem Ministerium und in einigen kleineren Verwaltungseinheiten sogenannte „Data Champions“ eingestellt. Die Aufgabe dieser Personen ist es, als Schnittstelle zwischen den Daten-Anbietern und den -Konsumenten, also Entwicklern oder Firmen, zu vermitteln. Dem liegt die Überlegung zugrunde, dass es bei der Offenlegung von Daten wichtig ist, einen Dialog zu führen die Wünsche der Konsumenten so weit wie möglich zu beachten, da die Daten ansonsten kaum verwendet werden und nur geringen Mehrwert bieten.

Dirk Helbing, ein Soziologe auf der ETH Zürich, bezeichnet die momentane Situation auch als Paradigmenwechsel für die Gesellschaft. Der Gedanke, Daten der Allgemeinheit zur Verfügung zu stellen, widerspricht im Grunde unserer bekannten Verhaltensweise Daten als Eigentum und Ressource zu betrachten. Durch die gemeinsame Nutzung und Verknüpfung der Daten ist es allerdings möglich Probleme auf eine neue Art kollektiv zu lösen, was unter früheren Voraussetzungen nicht möglich gewesen wäre. Dafür braucht es aber erst noch einheitliche Standards und Lizenzmodelle für die Nutzung von Daten im Bereich Open Knowledge. Zurzeit gibt es nämlich noch zu viele unterschiedliche Standards welche auch international in keiner Weise interoperatibel sind. Eine Aufgabe für welche sich zum Beispiel die Global Open Data Initiative einsetzt.

Open Source Tool wandelt Rohdaten um

Im Foyer des Konferenzzentrums stellten sich auch einige Firmen aus der Branche vor. Das kleine aber sehr innovative Züricher Startup mingle.io hat dabei aber besondere Erwähnung verdient. Die beiden Gründer haben ein Open Source Tool entwickelt, welches automatische strukturierte Rohdaten in den Formaten XML, CSV oder JSON einliest und dann per Web Service zur Verfügung stellt. Über eine recht einfach gestaltete Single Query API können die Daten dann beliebig kombiniert abgefragt werden und werden in JSON zurückgeschickt. Auf dem Server der Firma werden zurzeit die gesamten Open Data Daten der Stadt Zürich gespeichert und so für Entwickler zur Verfügung gestellt.

Wir konnten so während der Konferenz einige neue Erfahrungen und Ideen sammeln sowie Kontakte knüpfen, die uns in Zukunft sicher noch bei dem einen oder anderen Projekt nützlich sein werden.

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