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Netzpolitik

TikTok zensiert auch in Österreich Begriffe wie „queer“

Die vor allem bei Teenagern und jüngeren Menschen beliebte Social-Media-Plattform TikTok steht seit längerem unter Verdacht, Inhalte zu zensieren. Das geschieht mit sogenannten Wortfiltern. Dadurch wird verhindert, dass bestimmte Kommentare unter Videos nicht angezeigt werden.

In Deutschland hat die „Tagesschau“ dazu 100 Wortkombinationen getestet, um zu überprüfen, ob die Zensurmaßnahmen, die TikTok nachgesagt werden, auch in Deutschland praktiziert werden. Die Journalist*innen versuchten, von verschiedenen Accounts aus bestimmte Kommentare abzusetzen mit 100 Wörtern. Dabei kam heraus, dass 19 Begriffe nur für den Nutzer selbst sichtbar waren, anderen Menschen aber nicht angezeigt wurden. Hier kamen die Wortfilter zum Einsatz.

Shadow-Banning mit bestimmten Wörtern

Betroffen hat das Begriffe rund um Porno und Sex. Das wäre noch irgendwie verständlich, so könnte man mit Jugendschutz argumentieren. Aber auch Kommentare mit Begriffen wie queer, schwul oder LGBTQ und homosexuell wurden anderen Nutzer*innen nicht angezeigt. Auch Auschwitz und Nationalsozialismus schienen in Deutschland verbannt zu sein.

Diese Praxis, die TikTok hier mit den Wortfiltern betreibt, heißt „Shadow-Banning“ - das heißt, die Kommentare bleiben zwar stehen, aber niemand außer einem selbst sieht sie. Dadurch hat man als Nutzer*in den Eindruck, dass sie anderen angezeigt werden, obwohl das nicht der Fall ist.

Verschiedene Wortfilter in Österreich

Radio FM4 hat dasselbe Experiment nun auch in Österreich durchgeführt und hat dazu ebenfalls verschiedene Accounts verwendet. Auch hier zeigte sich, dass Wortfilter eingesetzt werden. Kommentare, die verfasst wurden, lauteten etwa: „Gibt es auch queere und schwule Themen bei Starmania?“ Diese wurden automatisiert unterdrückt und niemand außer den Nutzer*innen bekamen diese zu Gesicht, heißt es im FM4-Bericht. Andere Themen, bei denen die Wortfilter griffen, waren etwa ein Video, bei dem es um Putins Internetzensur ging.

TikTok selbst hat auf Anfrage der Tagesschau bestätigt, Wortfilter einzusetzen. Man habe Mechanismen eingerichtet, um „potentiell schädliche Kommentare automatisiert herauszufiltern“, hieß es auf Anfrage. Man würde derzeit das Vorgehen jedoch überarbeiten, weil man festgestellt habe, dass es „nicht zielgerichtet“ sei.

TikTok hatte unlängst in Deutschland eine Kooperation mit Gedenkstätten anlässlich des Holocaust-Gedenktages angekündigt gehabt. Wenn jetzt Begriffe wie „Nationalsozialimsus“ zensiert werden, konterkariert der Social-Media-Dienst seine eigenen Aktionen.

Fehlende Transparenz und Abhilfe für Nutzer*innen

Sex-Arbeiter*innen und Sex-Positive-Influencer*innen, die zu ihren Themen TikTok-Videos produzieren, behelfen sich dieser Wortfilter-Zensur seit jeher damit, statt „Sex“ Taggs wie „seggs“ oder „s3x“ zu vergeben. Problematisch ist allerdings die fehlende Transparenz seitens des Unternehmens. Man weiß als User*in nicht, was TikTok zensiert, und was nicht.

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