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Smartphones

3D mit Kopfweh: LG Optimus P920 im Test

Die Verbreitung von 3D-fähigen Geräten steigt an. Laut DisplaySearch.com sollen im Jahr 2014 weltweit 91 Millionen 3D-Fernseher abgesetzt werden, 2009 waren es gerade einmal 3,2 Millionen. Auch der Smartphone-Hersteller LG hat den Trend erkannt und bringt mit dem Optimus 3D P920 ein Smartphone heraus, das 3D-Inhalte darstellen kann, ohne dass der Nutzer eine 3D-Brille benötigt. Dank zwei Kameras an der Rückseite kann das Smartphone sogar Videos und Fotos in 3D aufnehmen. Das Optimus 3D ist somit das erste 3D-fähige Smartphone am europäischen Markt. Möglich wird das Ganze durch eine spezielle Filterschicht über dem Display (Parallaxen- Filter), die für den 3D-Effekt verantwortlich ist. LG hat die grafische Benutzerführung trotzdem nur zu einem kleinen Teil in 3D-gehalten – auf Dauer ist der Effekt für die Augen anstrengend und bringt im Alltag mit dem Smartphone keine Vorteile.

Im Inneren des P920 arbeitet ein Texas Instruments Dual-Core-Prozessor OMAP 4 mit zwei mal einem Ghz, als GPU kommt ein PowerVR SGX 540 zum Einsatz, der von 512 MB RAM unterstützt wird. Das Optimus verfügt mit Lage-, Helligkeits- und Näherungs-Sensoren, einem Gyroskop und typischen Schnittstellen wie WLAN (aktuellster Standard N) und Bluetooth über alles, was bei High-End-Smartphones derzeit Standard ist.

Erster Eindruck
Die umfangreiche Hardware braucht viel Platz, das ist dem Optimus auch auf den ersten Blick anzusehen. Das Display misst 4,3 Zoll, das Gehäuse ist insgesamt rund 129 mm hoch, 68 mm breit und rund 12 mm dick. Das Smartphone bringt ganze 168 Gramm auf die Waage, zum Vergleich, das aktuelle Samsung Galaxy S liegt bei 116 Gramm und selbst das HTC Sensation ist mit 148 Gramm leichter. Neben der obligatorischen Front-Kamera verfügt das Optimus für die 3D-Aufnahme über zwei Kameras an der Rückseite mit jeweils fünf Megapixel. Zusätzlich ist ein LED-Blitz integriert. Über einen HDMI-Stecker können 3D-Fotos und -Videos direkt an einem entsprechenden Fernseher ausgegeben werden. Ansonsten sind mit Mikro-USB und Kopfhörerbuchse noch zwei Standardanschlüsse mit an Bord.

Sofern man über entsprechend große Hände verfügt, liegt das Smartphone bei der Bedienung auch sicher in der Hand. Das große Display macht im ersten Moment einen soliden, aber keinen überragenden Eindruck. LG setzt wie gewohnt auf die ältere TFT-Technologie, anstatt auf AMOLED oder Super-LCD. Die 480 mal 800 Pixel wirken zwar kontrastreich, es fehlt allerdings an Brillanz und die Farben kommen etwas übersättigt an. Die Helligkeit ist gut, man kann auch bei strahlendem Sonnenschein etwas erkennen.

3D-Anwendungen
Beim ersten Einschalten präsentiert sich das Optimus im typischen Android-Design und wartet noch mit keinen 3D-Features auf. Jene sind im Untermenü „3D Space“ gesammelt. Neben einer 3D-Anleitung kann hier auf Spiele in 3D, die Kamera samt 3D-Galerie und auf den 3D-Channel von YouTube zugegriffen werden. Standardmäßig finden sich am Optimus drei 3D-fähige Spiele, das Rennspiel Asphalt, die Simulation Let`s Golf und der First-Person-Shooter Nova. Zusätzlich ist noch das virtuelle Bilderbuch Gullivers Reisen vorinstalliert.

Die brillenlose 3D-Technik bedingt, dass der Effekt nur bei Betrachtung im Querformat funktioniert. Hält man das Smartphone im Hochformat kommt der 3D-Effekt also nicht zum Tragen. Damit die optische Täuschung einwandfrei funktioniert, muss der Bildschirm auch in einer bestimmten Entfernung und Winkel zum Auge gehalten werden. Der Effekt tritt je nach Inhalt mal mehr und mal weniger deutlich zum Vorschein. Innerhalb von Spielen zeigt sich der Effekt weniger beeindruckend, bei Videos oder Fotos kommt - sobald man den richtigen Blickwinkel gefunden hat - die räumliche Erscheinung schon wesentlich besser zur Geltung. Die Darstellung von Fotos und Videos in 3D wirkt auch gröber und weniger hochauflösend, als die von 2D-Inhalten.

Insgesamt war im Test festzustellen, dass die Augen durch die dreidimensionale Darstellung sehr angestrengt werden. Auch die Tatsache, dass man den richtigen Blickwinkel oft verliert und nachbessern muss, fiel im Test negativ auf. Insgesamt trübt die Anstrengung der Augen das 3D-Erlebnis bereits nach kurzer Zeit. Daher ist das Optimus nicht besonders ideal, um sich etwa ganze Filme in 3D darauf anzusehen. LG hat dieses Problem wohl erkannt und bietet an der Seite des Gehäuses einen eigenen 3D-Knopf. Mit jenem kann bei Videos und Fotos zwischen 2D- und 3D- Ansicht umgeschaltet werden.

Filme und Fotos in 3D
Richtig Spaß macht das Produzieren eigener 3D-Inhalte mit dem Smartphone. Ermöglicht wird das von zwei Kameras mit jeweils fünf Megapixel an der Rückseite des Gerätes. Fotos in 3D werden mit maximal drei Megapixel geschossen, 3D-Videos in 720p.

Der 3D-Effekt kommt bei Objekten besonders gut zur Geltung, die sich nur wenige Meter von der Kamera entfernt befinden. Die optische Täuschung nimmt immer mehr ab, je weiter das zu fotografierende Objekt in der Ferne liegt. Dieser Umstand ist darin begründet, dass die beiden Kameralinsen auf der Rückseite sehr nahe beieinander liegen.

Weitere Software und Leistung
Das Optimus wird standardmäßig mit Android 2.2 (FroYo) ausgeliefert, ein Update auf Gingerbread ist geplant. Abgesehen von den 3D-Anwendungen stattet LG das Smartphone mit dem Social Network Tool LG Social aus. Zusätzlich sind noch verschiedene weitere Tools wie LG World oder ein eigener Auto-Modus vorhanden, in welchem der Nutzer schnell und einfach Zugriff auf die wichtigsten Funktionen hat. Durch den Dual Core Prozessor geht die Navigation durch die Menüs flott voran, im Test waren kaum Verzögerungen oder Hänger festzustellen.

Fazit
Das Optimus 3D kann von der Leistung her locker mit den gängigen High-End-Smartphones mithalten. Als eines der ersten mobile Geräte mit 3D-Funktion ist der 3D-Modus nicht perfekt und nur auf den ersten Blick beeindruckend. Insgesamt ist das Konsumieren und das Erstellen von 3D-Inhalten ein interessantes Feature, für den dauerhaften Einsatz allerdings noch zu wenig ausgereift. Auch die eher geringe Verbreitung weiterer 3D-fähiger Geräte macht es dem Nutzer schwer, den dreidimensionalen Content mit anderen, etwa über das Internet, zu teilen. Early Adopter bekommen mit dem P920 ein solides Android-Smartphone mit 3D-Features, die derzeit in erster Linie ein Blickfang ohne dauerhafte Einsatzmöglichkeit sind.

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Thomas Prenner

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Beschäftigt sich mit Dingen, die man täglich nutzt. Möchte Altes mit Neuem verbinden. Mag Streaming genauso gern wie seine Schallplatten. Fotografiert am liebsten auf Film, meistens aber mit dem Smartphone.

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