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Testbericht

AKG K267: DJ-Kopfhörer mit großen Ambitionen

Ein DJ-Kopfhörer muss verschiedenes können: Er muss gut sitzen, schließlich hat man ihn oft mehrere Stunden lang kontinuierlich am Ohr. Er muss gut klingen und vor allem das Gehörte laut wiedergeben, denn schließlich ist man in Clubs oft mit schlechten Anlagen oder zu lauten Monitorboxen konfrontiert, die man mit einem guten Kopfhörer ausgleichen muss. Man darf sich nicht im Kabel leicht verheddern, schließlich steht man nicht zwei Stunden still am Fleck, sondern bewegt sich in der Regel - sei es um mit dem Beat mitzufiebern, oder um neue Songs auszuwählen.

Ob man dabei als DJ ein Spiralkabel bevorzugt oder ein normales Kabel, ob dieses auf der linken oder rechten Seite des Kopfhörers angebracht sein muss - darüber lässt sich streiten. Laut Thomas Stubics, Product Marketing Manager bei AKG, gingen hierbei die Meinungen bei den insgesamt sieben DJs, die im Rahmen der Entwicklung der Kopfhörer hinzugezogen wurden, stark auseinander. Deshalb hat sich AKG bei den unterschiedlichen Modellen auch für unterschiedliche Lösungswege entschieden.

Spiralkabel oder nicht - Glaubenskrieg unter den DJs
Beim AKG K67 TIËSTO gibt es ein normales Kabel auf der linken Seite, beim AKG K167 TIËSTO gibt es ein Spiralkabel auf der rechten Seite und beim AKG K267 TIËSTO gibt es ein Spiralkabel sowie ein normales Kabel zum Auswählen. Auch auf welcher Seite man es anbringen möchte, kann man sich als DJ aussuchen, denn der Profi-Kopfhörer kommt mit einem Dual-Plug-System. Hier ist man wahrlich flexibel - und will sich offenbar aus dem "Glaubenskrieg" raushalten. Während Technics beim Modell RP-DJ 1210 das Spiralkabel rechts anbringt, setzt Sennheiser beim HD 25-1 II auf ein normales Kabel auf der linken Seite. Somit ist AKG bei der Konzeption ihrer Profi-Kopfhörerlinie, die in Zusammenarbeit mit dem Musik-Produzenten und DJ TIËSTO entstanden sind, fein raus.

Doch neben der entscheidenden Kabelfrage kommt es bei einem DJ-Kopfhörer vor allem auf den Klang an. Hier gleich eines vorweg: Die hochwertigeren AKG-Kopfhörer-Serien stehen generell für gute Qualität beim Klang. Das bewahrheitet sich auch bei der Profi-Linie im DJ-Bereich. Beim Spitzenmodell, dem AKG K267 TIËSTO, setzt der Konzern auf einen Frequenz-Übertragungsbereich von fünf bis 30.000Hz. Beim Sennheiser HD 25-1 II sind es vergleichsweise 16 bis 22000 Hz. Im futurezone-Test war dieser feine Unterschied allerdings beim Anhören von Musikstücken in CD-Qualität kaum wahrnehmbar. Der Kopfhörer hat beim Soundcheck dennoch seine Konkurrenz überholt: Weder der Sennheiser- noch der Technics-Kopfhörer brachten einen derart dynamischen, relativ lauten, aber dennoch klaren, ausgewogenen Sound zustande.

Einstellungen für Live- und Studio-Einsatz
Das Besondere am AKG K267 TIËSTO-Kopfhörer ist zudem, dass man als DJ die Möglichkeit hat, direkt am Kopfhörer drei verschiedene Einstellungen vorzunehmen. Mit dem Stage-, Club- oder Studio-Modus lässt sich vor allem die Wiedergabe der Bass-Sounds, die bei elektronischer Musik besonders wichtig sind, beeinflussen. Gerade der Technics RP-DJ-1210-Kopfhörer ist besonders bekannt für seinen lauten, fetten Bass-Sound. Der AKG K267 TIËSTO kann mit diesem Referenz-Modell auf jeden Fall mithalten. Zwar ist die Basswiedergabe im Stage-Modus (also der Modus, den man bei einem Live-Auftritt auf großen und mittelgroßen Bühnen einsetzt) nicht ganz so stark ausgeprägt wie beim RP-DJ-1210, aber im Gesamten klingt der Sound mit dem AKG-Kopfhörer einfach besser und "fetter". Auch im Bereich "Loudness" gibt es keinerlei Abstriche.

Dieser Eindruck bestätigte sich beim futurezone-Test sowohl im kleinen Heim-Studio, als auch beim Einsatz auf der Bühne des Wiener Clubs "Flex". Zum Mischen von Club-Sounds aus dem Bereich elektronischer Musik bestand der AKG K267 TIËSTO diesen "Field-Test" mit Bravour - lupenreiner Klang, perfektes Handling und kein Schwitzen am Kopf oder bei den Ohren. Da der Kopfhörer ohrenumschließend ist, sitzen die Polster nicht direkt auf dem Ohr. Das führt einerseits dazu, dass Umgebungsgeräusche besonders gut abgeschirmt werden, andererseits bedeutet es eben, dass man weniger schwitzt - und auch dieser Aspekt ist besonders in vollgestopften, überhitzten Clubs nicht zu verachten.

Unterschiede zwischen den Modellen
Zum Stage-, Club- und Studio-Modus sollte man noch sagen, dass dies auch einen gewaltigen Vorteil mitbringt für alle DJs, die zugleich auch Musik-Produzenten sind. Sie können mit dem DJ-Kopfhörer im "Studio"-Modus an ihren eigenen Produktionen arbeiten, beispielsweise wenn sie unterwegs sind, denn der Klang ist hier - wie von den AKG-Studio-Kopfhörern gewohnt - sehr neutral.

Diese Unterscheidung gibt es bei den Modellen AKG K167 TIËSTO und  AKG K67 TIËSTO allerdings nicht. Bei den beiden Modellen ist zudem statt einem 50-mm-Wandler ein 40-mm-Wandler verbaut, der AKG K167 TIËSTO-Kopfhörer ist aber ebenfalls ohrenumschließend. Das bedeutet, man muss beim Sound minimale Abstriche machen, bei der Bequemlichkeit aber nur wenige. Der AKG K67 TIËSTO hingegen ist ohrenaufliegend. Manche DJs finden dies komfortabler, für Brillenträger ist es eher von Nachteil.

Kleiner Nachteil, der keiner ist: das Gewicht
Vergleicht man die AKG-Kopfhörerlinie nochmals mit Sennheiser oder Technics-Headphones, muss man auch erwähnen, dass die TIËSTO-Modelle allesamt durch den Einsatz von XRP³ glasfaserverstärkten Polymer-Komponenten (beim 167er und 67er) und eloxierten Aluminium-Komponenten (bei 267er), die den Kopfhörer robuster machen, auch ein wenig schwerer sind. So wiegt beispielsweiser der 67er AKG-Kopfhörer 210 Gramm, das Spitzenmodell 267er sogar 330 Gramm. Der Sennheiser-Kopfhörer ist mit 120 Gramm dagegen ein Leichtgewicht. Im Live-Einsatz wirkte sich das Gewicht allerdings nicht nachteilig aus, die Kopfhörer fühlten sich nach einem 1,5 Stunden-Set aufgrund der angenehmen Polsterungen nicht schwerer am Kopf an als die Konkurrenz-Modelle.

Fazit: Top, aber teuer
Fazit: Die AKG-Profikopfhörerlinie, mitentwickelt von DJ & Producer TIËSTO, kann mit einem lupenreinen dynamischen Klang mit satten Bässen, einem optisch schönen Design, einer gut umgesetzten Abschirmung von Außengeräuschen und einem hohen Tragekomfort punkten - wäre da nicht der Preis. Das Einsteiger-Modell K67 TIËSTO kostet 119 Euro, der Allrounder K167 TIËSTO bereits 259 Euro und das Premium-Modell K267 TIËSTO 429 Euro (alles UVP für Österreich).

Jeder DJ sollte sich also gut überlegen, welches der drei Modelle das Richtige für seine persönlichen Bedürfnisse ist. Allen, die professionell in Clubs auflegen, sei zumindest der K167 ans Herz gelegt, für den Heimgebrauch reicht der K67, und alle Musikproduzenten sollten, sofern sie noch keinen Studio-Kopfhörer besitzen, den K267 andenken. Dieser ist allerdings preislich schon "recht ambitioniert" angesetzt. Zum Vergleich: Der Technics RP-DJ 1210, den es am Markt allerdings schon lange gibt und der rein auf den DJ-Einsatz in Clubs ausgelegt ist, ist bereits ab 109 Euro zu haben und vom Klang her nicht wesentlich schlechter. Vielleicht hängt die Entscheidung für das passende Modell daher vom "Glaubenskrieg" rund um die Kabel (links oder rechts, Spiral oder normal) ab. Dies muss allerdings jeder DJ für sich selbst entscheiden. AKG bietet hier mit den unterschiedlichen Varianten im Gegensatz zur Konkurrenz eine Auswahl an.

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Barbara Wimmer

shroombab

Preisgekrönte Journalistin, Autorin und Vortragende. Seit November 2010 bei der Kurier-Futurezone. Schreibt und spricht über Netzpolitik, Datenschutz, Algorithmen, Künstliche Intelligenz, Social Media, Digitales und alles, was (vermeintlich) smart ist.

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