iPad-Verkäufe schwächeln
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© Gregor Gruber

Tablet

Apple iPad Air im Test: Es wurde aber auch Zeit

Mit dem Retina-Display des iPad 3 und 4 hat Apple den ppi-Kampf vom Smartphone auf das Tablet verlagert. Doch nicht für jeden iPad-Besitzer war das Mehr an Pixel ein Grund zu wechseln. Viele erhofften sich ein dünneres und leichteres Gerät – stattdessen waren iPad 3 und 4 dicker und schwerer als das iPad 2.

2012 kam mit dem iPad mini zwar ein schlankeres Gerät, allerdings musste man dafür mit einem kleineren Display vorlieb nehmen und bis vor kurzem auf die Retina-Auflösung verzichten. Auch wenn das kompaktere iPad für viele keine Alternative zum iPad 2 war, war es doch ein Vorbote für das, was in Generation 5 kommen sollte: das iPad Air.

Design

Optisch ist das iPad Air der größte Design-Sprung in Apples Tablet-Geschichte seit jenem von iPad 1 auf iPad 2. Das klingt zwar revolutionär, ist aber eher der nächste Evolutionsschritt, den schon das iPad mini vorweg genommen hat, auf dessen Design das iPad Air basiert.

Von vorne betrachtet ist die auffälligste Änderung der deutlich dünnere linke und rechte Rand, der das Air um insgesamt 16,2 mm schmäler macht als das iPad 4. Deshalb passen aber auch die meisten Hüllen und andere Zubehörteile nicht mehr – für das Air muss man ein neues Smart Cover oder Case kaufen. Die Höhe ist nahezu ident. Hier ist das iPad Air um 1,2 mm kleiner als das iPad 4.

Die Frontverglasung und der Aluminium-Unibody schließen an den Rändern harmonischer ab. Im Gegensatz zum iPad 4 ist kein unschöner Plastikrahmen zwischen Frontglas und Aluminium-Gehäuse. Die Seiten und Rückseite des Aluminium-Gehäuses sind geradliniger und weniger bauchig, wodurch das Air moderner wirkt als seine Vorgänger.

Die Tasten für Standby, Lautstärke und Rotationssperre, sowie die Umrandung der Kamera an der Rückseite, haben jetzt dieselbe Farbe wie das Aluminium-Gehäuse, was ebenfalls positiv auffällt. Der Lightning-Anschluss an der Unterseite hat ebenfalls annähernd dieselbe Farbe. Einzig die 4G-Version bricht mit dem durchgehenden Farbschema. An der Rückseite befindet sich oben der mattschwarze Plastikstreifen. Im grauen iPad Air stört dieser optisch weniger als der weiße Streifen beim silbernen iPad Air. Das Grau des Aluminium-Gehäuses des iPad Air WLAN und des iPad Air 4G ist unterschiedlich. Die WLAN-Version hat ein dunkleres Grau, mit einen leichten Grünstich.

Handhabung

Leichter und um 1,9 mm dünner: Besonders die eingesparten 183 Gramm beim Gewicht machen sich positiv bemerkbar. Damit ist es sogar leichter als Sonys Xperia Tablet Z (495 Gramm), das aber mit 6,9 mm immer noch dünner als das iPad Air ist (7,5 mm).

Nicht optimal gelöst ist der obere Rand des Aluminium-Gehäuses. Die Doppelkante sieht optisch gut aus, jedoch sind beide Kanten etwas zu scharf. Es fällt zwar nicht sofort unangenehm auf, nach einer halben Stunde halten spürt man aber, wie sich die Kanten unangenehm in die Handflächen drücken. Besonders fällt es bei hitzigen Spielen auf, wie etwa Infinity Blade 3. Man hält das Tablet mit der linken Hand fester, weil man mit der rechten schnell über das Display wischen muss, wodurch sich die Kanten stärker in die Hand bohren.

Hält man das iPad Air in Händen, fühlt es sich, trotz der Abmagerungskur, robust an. Dafür ist maßgeblich das Aluminium-Gehäuse verantwortlich. Die Bedienung des Touchscreens passt jedoch nicht ganz mit diesem Gefühl der Robustheit zusammen. Tippt man auf dem Display, ist das Geräusch im Vergleich zum iPad 4 lauter und hohler. Das liegt daran, dass das Glas etwas leichter und weiter nachgibt. Hat man aber nicht den direkten Vergleich zwischen iPad Air und iPad 2 bis 4, wird das nicht weiter störend auffallen.

Die Greiferkennung verhindert, dass der Daumen, der links am Display aufliegt, als Berührung erkannt wird. Wäre das nicht der Fall, würde die abgebildete Haltung als Pinch-to-Zoom-Geste interpretiert werden.

Keine ungewollte Eingabe

Da der linke und rechte Rand schmäler sind, wurde die Halteerkennung vom iPad mini übernommen. Hält man das iPad Air im Hochformat, kann es leicht passieren, dass ein Teil des Daumens das Display berührt. Das Tablet erkennt, dass es sich dabei um eine nicht gewünschte Berührung handelt und ignoriert sie deshalb. Wischt man also mit dem Zeigefinger der rechten Hand über das Display während der Daumen der linken Hand auf den Touchscreen ragt, wird kein unerwünschter Pinch-to-Zoom-Befehl ausgeführt.

Im Test funktionierte die Erkennung sehr gut – man muss schon den Daumen ungewöhnlich weit ins Display reinhalten oder zusätzlich den Handballen aufs Display pressen, damit eine Eingabe mit den Fingern der anderen Hand nicht mehr richtig erkannt wird.

Auf den Fingerabdruckscanner im Home-Button, wie beim iPhone 5S (Touch ID), verzichtet das iPad Air. Die einzige Änderung beim Home-Button ist, das er ein kleines wenig schwerer zum Drücken ist als beim iPad 4.

Display

Das Display entspricht dem des iPad 3 und 4. Die Auflösung von 2.048 x 1.536 Pixeln sorgt nach wie vor für eine scharfe Darstellung. Die Farben sind kräftig und blassen bei maximaler Helligkeit nicht aus. Weiß wird dargestellt so wie es sein sollte: Weiß, ohne blauen oder gelben Farbstich. Dafür ist das Schwarz nicht ganz so intensiv, wie es von Geräten mit AMOLED-Display dargestellt wird.

Die Betrachtungswinkel sind nach wie vor ebenfalls gut. Die maximale Helligkeit ist für viele Situationen ausreichend. Manchmal würde man sich aber bei schönen Wetter, oder wenn im Flugzeug die Sonne durch das Fenster scheint, noch etwas mehr Helligkeit wünschen, um die Fingerabdrücke auf dem Tablet zu überstrahlen.

Bei zwei iPad Air Testgeräten konnte jeweils bei maximaler Helligkeit Display-Bleeding festgestellt werden. Die betroffene, hellere Stelle ist in beiden Fällen an der unteren Displaykante, einmal mittig und einmal links davon. Die Kernzone ist etwa 16 mm lang und 4 mm hoch. Im Normalbetrieb sollte das nicht auffallen – starrt man gerne bei maximaler Display-Helligkeit auf ein schwarzes Bild mit 2.048 x 1.536 Pixeln, würde es stören.

iPad Air

Leistung

Das iPad Air kommt mit iOS 7, das von der futurezone bereits getestet wurde. In der günstigsten Ausführung hat das iPad Air 16 GB Speicher, wovon etwa 12 GB dem User zur Verfügung stehen. Mit Apps und Videos ist dieser Platz schnell voll. Da es keinen MicroSD-Kartenslot gibt, sollte man gleich zur 64 GB oder 128 GB Version greifen. Benutzt man das iPad Air mehr zum Couch-Surfen als unterwegs, sollten die 16 oder 32 GB-Variante reichen.

Obwohl der Akku des iPad Air mit 32,4 Wh deutlich kleiner als der des iPad 3 und 4 ist (42,5 Wh), ist die Akkulaufzeit mindestens genauso gut. Bei Volllast ist der Akkuverbrauch ähnlich, wenn man von der Akkuanzeige in Prozent der iPads ausgeht. Da das iPad Air einen kleineren Akku hat, verbraucht es im Endeffekt also weniger Energie für dieselbe Leistung. Bei normaler Displayhelligkeit und Websurfen oder Filmschauen hält der Akku des iPad Air sogar länger. Im Test waren 12 Stunden problemlos möglich, während beim iPad 4 etwa nach 10 bis 11 Stunden Schluss ist.

Dies liegt unter anderem an dem A7-Prozessor, den das iPad Air vom iPhone 5S geerbt hat. Dieser ist nicht nur schneller, sondern auch Energie-effizienter. Ebenfalls positiv fällt auf, dass das iPad Air unter Volllast nicht so warm wird wie ein iPad 3 oder 4. Im direkten Vergleich zum iPad 4 werden aufwendige Apps etwas schneller geladen. Stottern oder Ruckeln bei grafisch opulenten Games gibt es nicht – was aber auch beim iPad 4 nicht der Fall war.

Bei den Verbindungsstandards hat Apple nachgebessert. Es ist jetzt ein Dual Band WLAN Modul an Bord, mit dem theoretisch Datenraten bis zu 300 Mbps erreicht werden können. In der 4G-Version werden statt 5 jetzt 14 Frequenz-Bänder unterstützt. Apple gibt auf seiner Support-Seite T-Mobile und A1 als unterstützte LTE-Netze in Österreich an. Statt wie beim iPad 4 eine Micro-SIM wird jetzt eine Nano-SIM-Karte benötigt. Der Einschub dafür ist von der linken auf die rechte Gehäuseseite gewandert.

iPad Air

Kamera

Das iPad Air nutzt nicht die 8 Megapixel-Kamera des iPhone 5S, sondern die 5 Megapixel-Cam, die schon beim iPad 3 und 4 zum Einsatz gekommen ist. Durch die eingeschränkte Kamera-App ist sie nach wie vor eher als Notlösung zur Smartphone Kamera zu sehen.

Die einzigen Einstellmöglichkeiten sind HDR an oder ein Foto im quadratischen Format zu machen. Videos können in 1080p aufgenommen werden. Einstellungen wie Panorama, Szenen oder Nachtaufnahme fehlen. Bei guten Lichtverhältnissen sind die Fotos und Videos ebenfalls gut. Bei Kunstlicht blassen die Farben schnell aus, bei wenig Licht sind ein starkes Bildrauschen und Unschärfe bemerkbar.

Sound

Das iPad Air hat an der Unterseite, links und rechts vom Lightning-Anschluss, Stereo-Lautsprecher. Optisch ist das eine elegante Lösung. Da die Lautsprecher aber so dicht zusammen sind, hat man in der Praxis kein Stereo-Erlebnis – weder im Hoch- noch Querformat.

Durch die leicht schräg nach unten gerichtete Lage der Lautsprecher klingt zudem der Sound sehr unterschiedlich, je nachdem ob man das Tablet hält, oder es am Tisch liegt. Direkt von vorne betrachtet klingt der Sound im Hoch- und Querformat zwar dumpf, dafür spürt man bei den höheren Lautstärken den Bass.

Legt man das Tablet auf den Tisch, klingt der Sound flach, wenn man mehr als zwei Schritte entfernt ist, aber noch einigermaßen sauber. Die höchsten drei Lautstärke-Einstellungen sollte man nicht verwenden. In diesen klingt der Ton nicht mehr akzeptabel.

Lautsprecher
Fazit

Auch wenn das iPad Air keine revolutionären Überraschungen bietet, erfüllt es fast alle Erwartung. Dünner, leichter und als Bonus eine etwas bessere Akkulaufzeit. Damit ist die ohnehin klare Richtung im Tablet-Markt für die nächsten Jahre vorgegeben.

Auch wenn es das beste iPad ist: Als das beste Tablet kann man das iPad Air nicht bezeichnen. Andere Geräte machen einzelne Punkte besser. So hat etwa das Nexus 10 ein höher auflösendes Display, HTC kriegt aus einem Smartphone einen deutlich besseren Sound raus und Sonys Xperia Tablet Z ist flacher und wasserfest.

In Summe ist das iPad Air aber dennoch ein ausgezeichnetes, wenn auch nicht perfektes Tablet. Für die nächste Generation wären weniger scharfe Kanten wünschenswert, sowie der Fingerabdruckscanner des iPhone 5S. Ein USB-kompatibler Lade-Anschluss und MicroSD-Slot wären auch weiterhin toll, wurden aber aufgrund Aussichtslosigkeit für die nächsten Jahre von der Apple-Wunschliste gestrichen.

Technische Daten

Modell:
Apple iPad Air
Display:
9,7 Zoll IPS LED-Bildschirm, 2.048 x 1.536 Pixel (264 ppi)
Prozessor:
1,4 GHz A7 Chip mit 64 Bit Architektur
RAM:
1 GB
Speicher:
16 GB, 32 GB, 64 GB, 128 GB, kein MicroSD-Slot
Betriebssystem:
iOS 7
Anschlüsse/Extras:
3,5 mm Klinke, Lightning, WLAN (a/b/g/n) und MIMO, Bluetooth 4.0 (4G-Variante: LTE mit 14 Bändern, Nano-SIM-Slot)
Akku:
32,9 Wh
Kamera:
5 Megapixel (Hauptkamera), 1,2 Megapixel (Frontkamera)
Videos:
Aufnahme in 1080p möglich, Frontkamera 720p
Maße:
240 x 169,5 x 7,5 mm, 469 Gramm (4G-Variante: 478 Gramm)
Preis:
ab 479 Euro (16 GB-Variante)
Link:
Technische Daten und Preise auf der Website des Herstellers

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Gregor Gruber

Testet am liebsten Videospiele und Hardware, vom Kopfhörer über Smartphones und Kameras bis zum 8K-TV.

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