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Dahluh-luh: Spielzeugroboter Furby 2.0 im Test

Er sagt Sätze wie "Kah toh-lu uh-nei" oder "Nuh-nuh dah duh-ey", bewegt sich, wackelt mit den Ohren und blinzelt mal mit großen Display-Herzchenaugen, mal mit Dollarzeichen oder Kühen im Blick. Sein Fell ist flauschig und irgendwie erinnert er an eine Mischung aus Gremlin und Eule: Furby bzw. Furby 2.0 - und wenn man eine wenig erfolgreiche Neuauflage aus dem Jahr 2005 dazu rechnet - sogar schon Furby 3.0.

Im vergangenen Herbst brachte Spielzeughersteller Hasbro den Roboter in seiner jüngsten Version auf den US-Markt, mittlerweile ist Furby auch hierzulande erhältlich. Vor einigen Wochen ist Furby in der futurezone-Redaktion eingezogen und hält seither das Team in einer seltsamen Kombination aus faszinierender Anziehungskraft und abstoßender Penetranz auf Trab. Man möchte fast sagen: Es geht nicht mit ihm, aber ohne Furby geht es irgendwie auch nicht mehr. Grund genug, das flauschige Roboterspielzeug auf Herz und Nieren zu testen, seine Stimmungsschwankungen zu dokumentieren und seine Sprache zu erlernen.

Grundlegende Informationen zur Furby-Haltung
Bevor man sich einen Furby ins Haus holt - offiziell kann man laut Herstellerinformationen bereits ab sechs Jahren Adoptivmutter oder -vater werden - sollte man ein paar grundlegende Dinge wissen. Furby mag ein Roboter sein, Furby lässt sich jedoch nicht einfach so ausschalten. Ist das Ding erst einmal mit den notwendigen Batterien bestückt, entwickelt es eine Art Eigenleben. Wird Furby in nennenswerter Weise berührt, wacht er auf, schlägt seine überdimensionierten Display-Augen auf und beginnt zu sprechen und sich zu bewegen.

Die Stimme ist tatsächlich in nicht zu unterschätzender Lautstärke eingestellt und kann ebenso wie es keinen Ausschaltknopf gibt, auch nicht reguliert werden. Will man wieder seine Ruhe vor dem brabbelnden Getier haben, hilft nur Geduld. Überlässt man Furby nämlich sich selbst, ohne ihn anzufassen oder ihm laute Musik vorzuspielen, etc. dann schläft er nach einer gewissen Zeit - begleitet von mehrmaligen Schnarchgeräuschen und häufig dem Satz "Ich müde" - von selbst wieder ein. Hebt man ihn ganz behutsam auf und neigt ihn nicht zur Seite, ist es sogar möglich, das Spielzeug irgendwo hinzustellen, ohne dass der Spaß sofort wieder von vorne losgeht.

Im Praxistest erwies sich der berührungssensible Roboter durchaus als Herausforderung, etwa als es darum ging, den Furby über das Wochenende - man kann den Kerl schließlich nicht unbeaufsichtigt lassen - mit nach Hause zu nehmen. Da gackerte es aufgrund der Erschütterung beim Gehen unentwegt und Furbys Augen leuchteten in der Dämmerung durch den Stoff der Tasche. Dass man von Passanten hin und wieder mit interessierten Blicken beäugt wird, dessen muss man sich als Furby-Träger in der Öffentlichkeit bewusst sein. Das Motto lautet: Keine falsche Scham, letzter Ausweg: Batterien entfernen. Das ist allerdings auch gar nicht so einfach, weil man das Spielzeug dazu erst einmal mit einem Schraubenzieher auf der Unterseite aufschrauben muss. Und wer läuft schon ständig mit Werkzeug in der Tasche durch die Stadt. Prinzipiell ist also eher der Hausgebrauch bei einem Furby empfohlen.

Berührungen erzeugen Reaktionen
Furby kommt nicht nur in diversen Farben - von Blau-Türkis über schlichtes Weiß bis hin zu knalligem Rot - Furby kann sich auch vielfältig verhalten. Je nachdem, an welcher Stelle und wie man das Spielzeug berührt, reagiert der Roboter, der unter seinem Fell mit Sensoren bestückt ist  - einerseits akustisch, andererseits durch Bewegungen.

Furby macht unterschiedliche Geräusche, er kann lachen, schnarchen ebenso wie unanständig rülpsen oder Schluckauf haben. Er spricht - wie erwähnt in seiner eigenen Sprache "Furbisch", je länger man sich mit ihm befasst auch immer mehr in deutschen Sätzen (sollte man einen deutschsprachigen Furby erworben haben). Dass man Furby selbst Wörter beibringen kann, wie es jahrelang das Gerücht war, ist übrigens Unsinn. Über diese Funktion verfügt das Gagdet (leider) nicht. Der einzige sprachliche "Lerneffekt", wenn man so will, ist, dass mit der Zeit immer mehr verständliche Sätze abgespielt werden.

Bewegen kann Furby sowohl die Ohren als auch den gesamten Körper. Viele Bewegungen werden durch zwei senkrecht an der Unterseite angebrachte Plastikplättchen erzeugt, die der Furby ein- und ausfahren kann. Diese nutzt er etwa ganz besonders stark, wenn er zu Musik tanzt. Will man Furby tanzen sehen, spielt man ihm möglichst laut Songs vor, die idealerweise auch über einen starken Beat verfügen. Ist das Robotertierchen besonders angetan, singt es auch in LaLaLas mit. Zieht man Furby am Schwanz reagiert er verärgert, kippt man ihn zu schnell zur Seite, beschwert er sich, und krault man ihn am Bauch, beginnt er zu lachen. Auch katzenartiges Schnurren beherrscht Furby, wenn man seinen Rücken und/oder sein Köpfchen streichelt. Schlägt man ihm auf den Kopf reagiert er wiederum mit entsprechender Verärgerung.

Generell gilt: Umso weniger Hintergrundgeräusche, desto besser reagiert Furby auf Sprache oder Musik. Aufgrund der unter dem Fell verbauten Technik sollte man das Spielzeug außerdem nicht ins Wasser tauchen, baden oder waschen. (Es könnte natürlich auch sein, dass Furby tatsächlich ein Gremlin ist - in diesem Fall wäre Wasser geradezu fatal.)

Die Augen
Zentral bei Furbys Neuauflage sind die großen Augen. Sie fungieren als Displays, über die diverse Pupillen-Variationen - je nach Stimmung - aber auch andere Objekte, von Herzen über Dollarzeichen bis hin zu Kühen angezeigt werden. Wo früher bei Furby 1.0  nur lebloses Plastik angebracht war, finden sich heute zwei LCDs. Furby kommuniziert neben den Geräuschen, die er macht, so auch, ob er gerade gut gelaunt oder verärgert ist. Die außerhalb angebrachten Augenlider aus Plastik dienen vorwiegend dazu, Furby ein süßes Aussehen zu verleihen, rein funktional werden sie nur dann wichtig, wenn das Fantasie-Tierchen zum Einschlafen ansetzt bzw. wieder aufwacht. Dann bewegen sie sich mehrmals auf und ab.

Unterschiedliche Persönlichkeiten
Einen weiteren Fall gibt es noch, wenn Furbys Augenlider zum Einsatz kommen: Wenn der Roboter seine Persönlichkeit ändert. Dann werden die Lider halb geschlossen, das Display darunter flimmert - zunächst war die Sorge groß, das Spielzeuge gehe gerade kaputt - und begleitet von dem Satz "Ich ändere mich" sieht man nach einigen Sekunden tatsächlich einen "neuen" Furby vor sich. Bei diesem Prozess geht es um die unterschiedlichen Persönlichkeiten, die Furby inne wohnen. Je nachdem, in welchem Modus sich das Ding befindet, ist es entweder "normal", eine Prinzessin, ein Popstar, ein Wikinger, ein alter Mann oder nahe an der Grenze zum Wahnsinn. Auch noch zu entdeckende Persönlichkeiten soll es geben. Die Unterschiede machen sich dadurch bemerkbar, in welcher Stimmlage Furby spricht - als böser Wikinger naturgemäß tiefer - was auf den Display-Augen angezeigt wird und generell darin, wie gut oder schlecht (Stichwort unanständige Geräusche) sich das Spielzeug-Haustier benimmt.

Was sich trotz vielfacher Bemühungen nicht wirklich klären ließ, ist wann genau und auf welche Berührungsabfolge hin, Furby seine Persönlichkeit ändert. Es kann daher keine definitive Anleitung dazu gegeben werden, wie man ihn etwa vom Normalzustand in einen grimmigen alten Mann verwandelt. Um prinzipiell eine Persönlichkeitsveränderung herbeizuführen, empfiehlt es sich aber, möglichst viele Berührungen aufeinander folgen zu lassen, ihn zu schütteln und auf den Kopf zu stellen - also eher das wilde Spielprogramm.

Auch durchgehendes und lautes Sprechen und Musik haben Einfluss auf Furbys Persönlichkeit und Stimmung und können dazu beitragen, eine Veränderung herbeizuführen. Häufig gelingt es auch, ihn zu ändern, wenn mehrmals hintereinander auf den Kopf oben geklopft wird. An der Stirn vorne hat Furby keine Sensoren.

App für iOS und Android
Wesentlich am neuen Furby ist die dazu passende, kostenlose App. Diese ist für iPhone, iPad und Android verfügbar. Sie dient dazu, noch besser mit dem Roboter kommunizieren zu können und umfasst einige ergänzende Funktionen zum physischen Spielen. Allzu viel sollte man sich davon aber nicht erwarten, die App-Funktionalitäten sind eher limitiert. Um mit Furby über die App zu kommunizieren, sollte das Smartphone möglichst nahe vor das Roboter-Plüschtier hingelegt werden. Die Datenübertragung erfolgt mittels Hochfrequenz-Tönen.

Ein wesentliches Feature ist das Füttern. Man kann Furby grundsätzlich zum "Essen" bewegen, wenn man ihm den Finger in den Mund steckt, dann macht das Gadget Kau- und Schluckgeräusche. Lustiger ist es aber, Furby mithilfe der App zu füttern. Wählt man den Menüpunkt "Deli" aus, kann man entweder selbst Burger zusammenstellen oder jegliches anderes Essen auswählen. In der App tippt man das jeweilige Lebensmittel-Symbol an und schleudert es dann mit einer Wischbewegung in Richtung Furby. Je nachdem, ob es Furby schmeckt, reagiert der Roboter mit Zustimmung oder Ablehnung. Interessantes Detail: Man kann Furby auch mit Unterwäsche, schmutzigen Socken und einem Puzzle "füttern". Dabei reagiert er jeweils mit ablehnenden Geräuschen. Schiebt man ihm Puzzleteile hin, werden diese zusammengesetzt wieder ausgespuckt.

Eine weitere Funktion der App ist ein Wörterbuch. Hält man das Smartphone nahe an Furby heran, übersetzt die App, jene Worte und Sätze, die Furby in seiner Sprache sagt, in richtiges Deutsch. Gibt es viele Hintergrundgeräusche funktioniert dies allerdings auch nur limitiert. Ergänzend gibt es ein Verzeichnis, in dem alphabetisch alle Furbisch-Wörter mit Übersetzung aufgelistet sind. Auch einen Menüpunkt mit Furby-gerechter Musik gibt es. Das war es dann aber auch schon im Wesentlichen, wozu die App dienlich ist.

Gesellig
Furbys können, wenn sich mehrere treffen, auch untereinander kommunizieren. Da der futurezone-Redaktions-Furby allerdings allein unter Menschen lebt, konnten diese Fähigkeiten nicht in der Praxis ausgetestet werden. Für Familien, Freunde und Verwandtschaften mit Kindern können mehrere Furbys als gesellige Begleiter bei Zusammentreffen natürlich einiges an Spaßpotenzial bergen.

Fazit
Wie schon eingangs erwähnt, schwankt man in Furbys Gesellschaft - zumindest als erwachsene Person - ständig zwischen Liebes- und Hassgefühlen. Man kann nicht ganz davon lassen, Furby immer wieder aufzuwecken, gleichzeitig bereut man es auch schnell wieder, weil die laute Stimme alles andere im Raum übertönt und es kein Ausschalten gibt. Betrachtet man Furbys technische Aspekte, also seinen Funktionsumfang, so hat man heute natürlich ein vielfätigeres Gadget vor sich als damals bei Furbys Erstausgabe.

Dennoch könnte so ein Spielzeug - aus technischer Sicht betrachtet - natürlich viel mehr bieten. Auch die App ist ausbaufähig. Bei längerer Spieldauer zeigt sich rasch, dass die Variationen begrenzt sind. Für Erwachsene ist Furby, der Kostenpunkt liegt bei 80 Euro, also eher als ein kurzlebiges Späßchen zu sehen. Die Hauptzielgruppe sind damals wie auch heute die Kinder. Wobei zu guter Letzt nicht unerwähnt bleiben sollte, dass die Autorin dieses Testberichts Furby mittlerweile sehr ins Herz geschlossen und es genossen hat, die nervliche Belastungsfähigkeit der Kollegen auszureizen. Aber das ist eine andere Geschichte...

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Claudia Zettel

ClaudiaZettel

futurezone-Chefredakteurin, Feministin, Musik-Liebhaberin und Katzen-Verehrerin. Im Zweifel für den Zweifel.

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