Analyse

"Das iPhone 5 darf kein Rohrkrepierer werden"

"Die Latte liegt für Apple enorm hoch - sowohl was die erwartete Innovationsleistung als auch das Marketing betrifft", meint Rechberger. Zwar habe sich Apple auch ohne Steve Jobs bisher hervorragend geschlagen und glänze an der Börse mit Zahlen, als würde das Wachstum ewig so weitergehen. Werden die Erwartungen enttäuscht, könne es mit dem Börsenkurs aber auch schnell wieder hinunter gehen", so der Analyst der Raiffeisen Bank International.

Starke Community
Als Pluspunkt wertet Rechberger allerdings die treue Community, die dem Konzern und der Marke auch bei weniger beeindruckenden Produktpräsentationen wohlgesonnen bleibe. "Apple wird sicher mehr verziehen als anderen Herstellern, was auch das Risiko eines Absturzes an der Börse verringert. Eine ganz große Enttäuschung beim iPhone 5 darf sich aber selbst Apple nicht leisten", so Rechberger.

Auch IDC-Analyst John Delaney sieht Apple ungeachtet des enormen Erfolgs der vergangenen Jahre unter Zugzwang. "Das iPhone ist mittlerweile fünf Jahre alt und läuft langsam, aber sicher Gefahr, alt auszusehen", sagt Delaney zur futurezone. Dass das iPhone 5 - wie auf bereits

sichtbar - ein größeres Display spendiert bekomme, sei unausweichlich. "Samsung, aber auch andere Hersteller haben einen Trend zu teils viel
ausgelöst. Gerade auf dem US-Markt kann Apple diese Entwicklung nicht ignorieren", ist Delaney überzeugt.

Mittelfristige Strategie unklar
Uneins sind sich die Marktbeobachter allerdings weiterhin, was die mittel- und langfristige Strategie Apples auf dem Smartphone-Sektor betrifft. Während Apple-Experte Horace Dediu

, dass der US-Konzern seine Strategie adaptieren und mit billigeren Geräten die boomenden Handy-Märkte mitbedienen müsse, um weiterzuwachsen, sieht IDC-Analyst Delaney weiterhin genügend Potenzial im Highend-Segment. "Das Wachstumspotenzial im Highend-Bereich ist weiterhin groß. Dazu kommt, dass Apple noch Potenzial im Business-Segment hat. Viele Firmen gehen erst jetzt langsam dazu über, dass Mitarbeiter ihr eigenes, gewünschtes Smartphone an ihren Arbeitsplatz mitnehmen dürfen - und viele wollen auf das iPhone wechseln", so Delaney.

Auch Gartner-Analystin Carolina Milanesi sieht aktuell keinen Grund, warum Apple seine hochpreisige Strategie verändern sollte. "Mit billigeren Geräten in den Massenmarkt zu gehen, schmälert die Gewinnspanne und ist auch für die Marke nicht ohne Risiko. Gleichzeitig würde ein derartiger Strategiewechsel nicht notwendigerweise bessere Chancen zur Umsatzsteigerung bedeuten", ist Milanesi im Gespräch mit der futurezone überzeugt.

Zahl der Kritiker größer geworden
Als größte Stärken Apples ortet die Gartner-Analystin weiterhin die herausragende Marke und die Geräte-übergreifende Bedienung. Dass Apple anders als Microsoft mit Windows 8 nicht auf ein identes Betriebssystem für seine Macs, das iPad und iPhone setze, sondern nur einige Funktionen adaptiere, sieht Milanesi nicht als Nachteil. "Nichtsdestotrotz muss Apple mit dem neuen iPhone beweisen, dass es weiterhin in der Lage ist, innovativ zu sein und auf dem Markt weiterzuwachsen, zumal die Zahl der Kritiker, die genau das bezweifeln, im vergangenen Jahr größer geworden ist", meint Milanesi.

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Martin Jan Stepanek

martinjan

Technologieverliebt. Wissenschaftsverliebt. Alte-Musik-Sänger im Vienna Vocal Consort. Mag gute Serien. Und Wien.

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