Die TrackingPoint-Gewehre kosten rund 13.000 US-Dollar pro Stück
Die TrackingPoint-Gewehre kosten rund 13.000 US-Dollar pro Stück
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TrackingPoint

Das Smart Rifle: Mythos und Wahrheit des Linux-Gewehrs

Vernetzte Gewehre ermöglichen Töten mit Fernbedienung“, „Hightech-Gewehr mit Linux und WiFi killt fast automatisch“ und „Smart Rifle: Töten ganz leicht gemacht“ sind nur ein paar der Titel, mit denen Medien über die Schusswaffen von TrackingPoint berichten. Laut dem Hersteller ist es möglich, dass mit diesen Gewehren sogar Anfänger problemlos auf bis zu 900 Metern präzise ein Ziel treffen können. Sogar das Abdrücken übernimmt teilweise das Smart Rifle.

Die futurezone konnte das Smart Rifle bereits vor einem Jahr ausprobieren und hat heuer mit TrackingPoint über die mittlerweile in Serienproduktion gegangenen „Wunderwaffen“, die Verbindung mit Google Glass und Schwächen des Systems gesprochen.

US-Armee testet Smart Rifles

Obwohl das System schon vor einem Jahr vorgestellt wurde, macht es gerade wieder die Runde. Und das nicht nur bei Waffenportalen, sondern auch IT-Blogs, Technik-Websites und großen Fernsehsendern aus aller Welt. Denn jetzt hat die US-Armee, laut dem Hersteller, sechs smarte Nachrüst-Kits von TrackingPoint bekommen, um das System mit ihren eigenen Waffen zu testen.

Dass die US-Armee, wie die Beschaffungsstellen der Streitkräfte vieler andere Länder auch, prinzipiell jedes neue Waffensystem zum Testen anfordert, wird dabei von den wenigsten Medien erwähnt. Stattdessen liest man klingende Überschriften wie „US-Armee kauft Scharfschützengewehr, das immer trifft“.

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Geschicktes Marketing

Die mediale Überpräsenz ist kein Zufall. Eine Woche nach der Elektronikmesse CES, die im Jänner in Las Vegas sattfindet, findet in der Glücksspielstadt die Waffenmesse Shot Show statt. Anstatt nur dort die Gewehre auszustellen, hat sich TrackingPoint 2013 und 2014 einen Stand bei ShowStoppers gemietet – einer gutbesuchten Nebenveranstaltung der CES.

So haben nicht nur Fachbesucher aus der Waffen- und Rüstungsindustrie das Gewehr begutachtet, sondern auch tausende von Technologie-Journalisten, die Schusswaffen großteils nur aus Videospielen kennen. Da ist dann auch wenig verwunderlich, dass einige Journalisten ihre TrackingPoint-Erfahrung mit Aussagen wie „es ist wie bei einem Videospiel“ beschreiben und auch publizieren.

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Digicam-Technologie

Die Gewehre von TrackingPoint basieren auf einem elektronischen Zielfernrohr. Anstatt durch eine Linse, blickt man beim Zielen auf ein OLED-Display (je nach Version mit 640 x 480 oder 800 x 600 Pixel) – ähnlich wie ein elektronischer Sucher einer Systemkamera. Hat man das Ziel im Visier, drückt man den „Tag“-Knopf am Gewehr, um es zu markieren. Auf dem Ziel erscheint ein roter Punkt. Der bleibt auch da, wenn sich das Ziel bewegt – solange es das nicht mit mehr als 16 km/h macht. Ist das Ziel markiert, lässt man den Abzug gedrückt. Der Schuss löst sich erst, wenn der Schütze das Fadenkreuz über dem roten Punkt des Ziels bringt (oder das Ziel hineinläuft).

Die Technologie hinter dem „Taggen“ kennt man ebenfalls von Digital- und Systemkameras und ist etwa als „Motivverfolgung“ oder „3D-Tracking“ bekannt. Dabei wird das Motiv anhand von Helligkeit und Farbe erkannt und der Fokus nachgezogen. So sollen auch bewegliche Motive, wie spielende Kinder oder Tiere, immer im Fokus bleiben.

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Das Tracking der Smart Rifles soll präziser als das bei Digicams sein und auch Ziele, die sich wenig vom Hintergrund hervorheben, erfassen. So soll etwa ein Eisbär am verschneiten Nordpol in 750 Meter Entfernung noch korrekt getaggt werden können.

Der Hersteller ist von seinem System so überzeugt, dass er eine punktgenaue Verfolgung verspricht, also der rote Punkt genau dort am Ziel bleibt, wo er gesetzt wurde. Dies ist für Jäger wichtig, um den Kammerschuss (umgangssprachlich „Blattschuss“) korrekt auszuführen. Unschöner ausgedrückt: Der Tag bleibt am Kopf des Geiselnehmers, auch wenn sich dieser bewegt und springt nicht auf dessen Torso um.

Entfernungsmesser

Die Zielverfolgung und elektronische Schussfreigabe sind bereits ein Novum bei Handfeuerwaffen – sowohl im zivilen als auch militärischen Bereich. Das alleine ist aber nicht der Grund, warum etwa der TV-Sender NBC die TrackingPoint-Waffen als „Smart Rifle, das nie verfehlt“ bezeichnet. Die „Magie“ passiert zwischen Ziel markieren und abdrücken.

Beim Markieren des Ziels erkennt ein integrierter Entfernungsmesser die Distanz und korrigiert das Fadenkreuz der Ballistik entsprechend. Bei einem normalen Gewehr müsste der Schütze die Distanz selbst messen oder schätzen und entsprechend Korrekturen am Zielfernrohr vornehmen. Damit bei größeren Distanzen der Schuss sitzt, braucht es schon einiges an Erfahrung und Übung. Bei TrackingPoint reicht es, das Ziel zu markieren.

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Linux und Laser

Das elektronische Zielfernrohr von TrackingPoint ist gleichzeitig die Schaltzentrale. Ähnlich wie ein Smartphone ist es mit einem ARM-Prozessor bestückt. Es nutzt ein Linux-Betriebssystem auf Basis der Angström Distribution. Auch Googles mobiles Betriebssystem Android basiert auf Linux.

Für das korrekte Anvisieren des Ziels fließen nicht nur die Entfernung ein, sondern auch die Temperatur, Luftdruck, Temperatur des Laufes, Laufabnutzung, Winkel des Gewehrs und Geschwindigkeit des Ziels. Ähnlich wie beim Smartphone ist noch ein elektronischer Kompass, WLAN und ein Micro-USB-Anschluss verbaut.

Neben dem Entfernungsmesser ist ein zweiter Laser vorhanden. Dieser ist auf den Lauf gerichtet und erkennt, ob das Zielfernrohr noch richtig am Gewehr positioniert ist. So soll sichergestellt werden, dass der erste Schuss immer trifft – auch wenn das Smart Rifle länger nicht mehr verwendet wurde oder beim Transport einen Stoß abgekriegt hat.

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Soziale Netzwerke

Da das TrackingPoint-Zielfernrohr ohnehin technisch gesehen mehr mit einem Camcorder als einer echten Optik zu tun hat (gezoomt wird wie bei einem Camcorder mit Zoomwippe), ist es naheliegend ein Video des Abschusses aufzuzeichnen oder Fotos abzuspeichern. Die Gewehre können so konfiguriert werden, dass beim Taggen des Ziels die Videoaufnahme automatisch gestartet und 25 Sekunden nach dem Abdrücken beendet wird.

Ist die „TrackingPoint“-App am iPhone oder Android-Smartphone installiert, können über das WLAN-Modul die Fotos und Videos der Abschüsse übertragen werden. Von dort aus lassen sich diese zu Facebook, YouTube oder anderen sozialen Netzwerken hochladen, um dem Internet die Jagderfolge zu präsentieren. Das TrackingPoint-Zielfernrohr hat ein Mikrofon eingebaut, damit der Schütze seinen Abschuss kommentieren kann.

Mit der App „ShotView“ wird ein Live-Bild des Zielfernrohrs zu Smartphone oder Tablet übertragen. So kann der Jagdpartner als „Spotter“ agieren und überprüfen, ob der Schütze auch das richtige Ziel markiert hat. Ein Live-Stream ins Netz ist noch nicht möglich, aber angedacht. Ein Lösen des Schusses per Smartphone oder Tablet, wie einige Medien berichten, ist nicht möglich und wird es auch nie sein.

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Keine Treffer-Garantie

Beim Schießen auf weite Distanzen sind die zwei größten Faktoren auf die Flugbahn die Entfernung und der Wind. Während ein TrackingPoint-Gewehr die Entfernung misst und das Abfallen des Geschoßes berechnet und ausgleicht, ist dies mit Wind nur bedingt möglich.

Über ein Wahlrad kann die Geschwindigkeit des Seitenwinds eingestellt werden, die dann in die Berechnung miteinfließt. Wie schnell der Wind geht und von welcher Richtung, muss der Schütze selbst bestimmen. Ohne eine entsprechende Ausbildung, ausreichend Erfahrung und/oder ein Messgerät, ist dies aber kaum möglich. Somit wird, entgegen zahlreichen Medienberichten, ein Laie nicht zum „Sniper“, nur weil er ein Smart Rifle besitzt.

Ein Beispiel: Beim Spitzenmodell XS1 gibt TrackingPoint die maximale Reichweite mit 1097 Metern an. Wird die empfohlene Munition genutzt, reicht auf diese Entfernung ein Seitenwind von 10 km/h aus, um die Kugel um 1,2 Meter abweichen zu lassen. Bei 800 Metern sind es 60 cm, bei 500 Metern immerhin noch 21 cm.

Auch ist es auf solch große Distanzen selbst mit einem aufgestütztem Gewehr und der 35-fachen Vergrößerung des XS1 für einen unerfahrenen Schützen nicht einfach, das Fadenkreuz zum Ziel zu bewegen, um überhaupt erst mal das Ziel zu markieren.

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Kein Videospiel

Der im Zusammenhang mit TrackingPoint oft herangezogene Vergleich mit einem Videospiel hinkt – aber der Bericht über das Smart Rifle lässt sich natürlich besser verkaufen, wenn Games mit realen Waffen/Gewalt in Verbindung gebracht werden.

Wenn über ein Live Bild eingeblendete Zusatzinformationen wie ein Videospiel aussehen, sind auch Digicams, die Kamera-Funktion bei Smartphones und HUD-Tachometer im Auto „wie aus einem Videospiel“.

Auf der Shot Show 2013 konnte die futurezone ein TrackingPoint-Gewehr testen. Der Blick durch das elektronische Zielfernrohr sah nicht wie ein Videospiel aus und die Qualität der Darstellung kann nicht mit dem eines hochwertigen, optischen Zielfernrohrs mithalten.

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Ausprobiert

Das etwa 900 Meter entfernte Ziel wurde, wie zu erwarten war, getroffen. Allerdings nicht von allen Anwesenden. Laut Oren Schauble, zuständig für das Marketing bei TrackingPoint, treffen etwa 70 Prozent der unerfahrenen Schützen auf diese Distanz beim ersten Mal. Das ist zwar ein beachtlicher Wert, zeigt aber auch, dass selbst die neueste Technologie und anwesendes Fachpersonal nicht aus jedem Menschen, der einen Abzug betätigen kann, einen Weitschuss-Experten machen.

Aus der Sicht eines Sportschützen ist das Schießen mit TrackingPoint ein zweifelhaftes Vergnügen. Es fehlt das Erfolgserlebnis, da man nicht die Einstellungen selbst vorgenommen hat und im Grunde das Gewehr für einen entschieden hat, wann das Ziel im Visier ist und wann abgedrückt wird.

Mit einem nicht smarten Gewehr eines anderen Herstellers im selben Kaliber mit einem normalen, optischen Zielfernrohr, wurde ein gleich großes Ziel auf eine Entfernung von 910 Metern mit 4 von 5 Schüssen getroffen. Zwar hat der Hersteller zuvor die entsprechenden Einstellungen vorgenommen, trotzdem hatte man hier das Gefühl, selbst getroffen zu haben.

Laut TrackingPoint hat sich das Gewehr bereits bei Jagden bewährt. Der weitest bestätigte Wild-Abschuss liegt bei 1.009 Metern. In Tests hat das Unternehmen bereits auf statische Ziele in 1.920 Metern Entfernung geschossen – wie erfolgreich, verrät TrackingPoint nicht.

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Probleme

Das noch recht junge System weist Schwachstellen auf. Wie bereits erwähnt kann die Bildqualität nicht mit der Klarheit und Schärfe eines hochwertigen, optischen Zielfernrohrs mithalten. Auch die Lichtstärke ist geringer. TrackingPoint arbeitet aber bereits an einer Infrarot- bzw. Nachtsichtfunktion. An einem System zur Windmessung wird ebenfalls gearbeitet.

Wie alles elektronische, benötigt auch das Smart Rifle Strom. Das elektronische Zielfernrohr wird von zwei Batterien mit einer Laufzeit von je drei Stunden gespeist. Sind die Akkus leer, kann man zwar noch schießen, aber nicht mehr das elektronische Zielfernrohr benutzen.

Trotz aller Smart-Funktionen, sind die TrackingPoint-Gewehre derzeit nur für die Munitionsart eines Herstellers kalibriert, von der 200 Patronen mitgeliefert werden. Das schränkt die möglichen Anwendungen ein. Gerade Jäger haben, je nach Wild, verschiedene Präferenzen und Anforderungen an die Patrone. Auch ist die bestmögliche Funktion der Gewehre so von der Verfügbarkeit der Munition durch nur einen Hersteller abhängig. TrackingPoint arbeitet auf Nachfrage der futurezone an Profilen für weitere Munitionssorten.

Da das Gewehr elektronisch den Schuss frei gibt und für die Berechnung der Flugbahn zuständig ist, könnte es schwerwiegende Folgen haben, wenn über die WLAN-Verbindung Schadcode ins System eingespielt wird. Auch wenn dies nicht sehr wahrscheinlich ist, besteht zumindest die theoretische Möglichkeit. Laut TrackingPoint sind „private Sicherheitsmaßnahmen“ vorhanden, die das verhindern sollen.

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Google Glass

Schon im Sommer des Vorjahres hat TrackingPoint ein Teaser-Bild veröffentlicht, dass Google Glass zeigt. Das Unternehmen arbeitet an verschiedenen Anwendungsmöglichkeiten, will aber noch keine konkreten Beispiele nennen. Eine mögliche Anwendung wäre die Übertragung des Live-Bildes. Soldaten könnten so etwa das Gewehr über die Deckung halten und so den Gegner anvisieren. Jäger und Sportschützen werden diese Funktion aber kaum benötigen.

Auf die Frage, an welchen Technologien TrackingPoint noch arbeitet, antwortet Schauble: „Jede neue Technologie interessiert uns. Unser Büro ist voll mit Drohnen, Plattformen für Waffen und technische Geräte aller Art.“ An Smartwatch-Apps, etwa um die Waffe zu sperren, wenn der Träger der Uhr nicht in Reichweite ist, hat TrackingPoint noch nicht gedacht: „Viele unserer Kunden haben Google Glass und fragen nach Apps dafür, aber ihr seid die Ersten, die nach Smartwatches fragen.“

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Wer braucht das?

Schusswaffen in den Händen von Zivilisten sind ein kontroverses Thema. Solche, die das Zielen auf weite Distanzen erleichtern, bzw. nahezu automatisieren, sind für Waffengegner tödliche Werkzeuge, die aus Bürgen Auftragskiller machen. TrackingPoint hat nach eigenen Angaben das System für Jäger entwickelt. Die Idee entstand, als der Gründer des Unternehmens, John McHale, auf einer Safari in Afrika eine Gazelle in 320 Meter Entfernung, trotz mehrerer Versuche, verfehlt hat.

Dass TrackingPoint seine Gewehre auch an Exekutive und Militär verkaufen will, ist aber kein Geheimnis. Werbevideos und Fotos zeigen fiktive Geiselbefreiungen und taktische Anwendungen. Auch zwei der drei Gewehre, die zum Start angeboten wurden, entsprechen in ihrer Konfiguration Scharfschützengewehren und nicht Jagdgewehren.

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Halbautomatische Smart Rifles

Dieses Jahr wurde zudem eine Reihe an halbautomatischen Gewehren mit dem TrackingPoint-System vorgestellt, basierend auf dem AR15-Sturmgewehr. Auch wenn diese in der halbautomatischen Variante in den meisten US-Bundesstaaten frei für Zivilisten erwerbbar sind, dürfte das Zielpublikum eher bei den Behörden zu suchen sein. Ein Jäger, der auf weite Distanzen gezielt Wild erledigen will, braucht (hoffentlich) keine 30 Schuss dafür – ebenso wenig wie der Sportschütze, der mit möglichst wenig Aufwand ein Erfolgserlebnis beim Beschießen von Zielen in einem Kilometer Entfernung sucht.

Bei den halbautomatischen TrackingPoint-Waffen wurde zudem ein „Free Fire“ Modus hinzugefügt. Bei den bisherigen TrackingPoint-Repetiergewehren wird der Tag vom Ziel nach der Schussabgabe entfernt. Beim „Free Fire“ Modus bleibt das Ziel markiert und der Abzug ist freigegeben, um möglichst viele Schüsse in kurzer Folge ins Ziel zu bringen. Dies ist etwa gedacht, um den Motorblock eines heranfahrenden Autos zu durchschießen. Oder um sicherzustellen, dass der Feind auch wirklich außer Gefecht ist, da die halbautomatischen Gewehre ein kleineres Kaliber als die Präzisionsgewehre XS1, XS2 und XS3 haben.

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Preisfrage

Ob sich das Gewehr tatsächlich bei Behörden durchsetzen wird, ist fraglich. Der hohe Preis der Präzisionsgewehre (17.000 bis 27.000 US-Dollar), sowie die Gefahr, dass bei leerem Akku das Gewehr nicht voll einsatzbereit ist, dürfte viele Behörden abschrecken.

Zivilisten haben hingegen fleißig eingekauft. TrackingPoint hat in einem halben Jahr 500 Gewehre verkauft und kommt mit der Produktion kaum nach. Am beliebtesten ist derzeit das Spitzenmodell XS1, mit einer Reichweite von über einem Kilometer.

Zeitgleich mit den halbautomatischen Gewehren hat TrackingPoint auch drei neue Gewehre der Serie TP 750 angekündigt, die für die Jagd gedacht sind (ab 10.000 US-Dollar). Als günstige Alternative wird das smarte System an große Waffenhersteller verkauft. Remington wird etwa Gewehre mit dem elektronischen Zielfernrohr, aber ohne den „smarten Abzug“, ab 5.500 US-Dollar anbieten.

Eine günstige Alternative, um bestehende Waffen ein bißchen "smarter" zu machen, sind diverse iPhone- und Smartphone-Halterungen. Inteliscope macht das iPhone etwa zum Zielfernrohr. Der Waffen- und Zubehörhersteller Knights Armament präsentierte schon 2009 eine iPhone-Halterung für das Gewehr (Produktion eingestellt), samt passender App, um ballistische Kalkulationen durchzuführen. iScope wiederum klemmt das Apple-Handy einfach an das Zielfernrohr, um per Display zu zielen oder Fotos und Videos aus der Schützenperspektive zu machen.

Selbstlenkende Kugeln

An Kugeln, die sich selbst ins Ziel lenken, arbeitet TrackingPoint nicht. Dies sei für Schauble noch für lange Zeit „Science Fiction“. Anfang 2012 sorgten die Sandia National Laboratories mit Aufsehen, als sie ein Video einer Patrone mit selbstlenkendem Projektil zeigten, dass das Ziel in 2.000 Metern Entfernung ansteuerte und traf. Seit dem hat man von dem Projekt nichts mehr gehört.

Eine smarte Infanteriewaffe ist bei der US-Armee bereits in Afghanistan in Erprobung. Der XM25 ist ein halbautomatischer 25mm-Granatwerfer. Der Zielcomputer misst die Distanz zum Ziel und berechnet die Ballistik. Der Schütze kann an der Waffe einstellen, in welcher Distanz die Granate explodieren soll. So ist es möglich die Granate über oder hinter der Deckung des Feindes explodieren zu lassen und ihn so auszuschalten. Als „Bonus“ hat das Zielcomputer auch ein Wärmebildgerät integriert, um Feinde in der Nacht aufzuspüren.

Schusswaffen-Netzwerk

Der bekannte Waffenhersteller Colt will gleich alle Gewehre am Schlachtfeld vernetzen. Beim „SWORD“-System werden die Gewehre mit Sensoren und einem Android-Smartphone bestückt. An ein bestehendes Zielfernrohr wird noch eine Kamera angebracht. Das Live-Videobild und die GPS-Daten werden zu einer portablen 3G-Station übertragen, die mit einem Satelliten-Modul ausgestattet werden kann.

Der Kommandant bekommt die Daten seiner Soldaten auf ein Tablet übermittelt. Dort kann er etwa den Soldaten Ziele zuweisen. Das System wird durch einen Quadcopter ergänzt, dessen Videobild zum Kommandanten oder den Smartphones der Soldaten übertragen wird. Wenn es nötig ist, können die Soldaten über das Smartphone auch selbst die Drohne steuern.

Kampf-Roboter

Andere Bestrebungen der US-Armee machen nicht die Waffen smarter, um den Schützen zu unterstützen, sondern ersetzen den Soldaten durch Technik. Der Foster-Miller SWORDS ist ein ferngesteuerter Roboter mit Kettenantrieb, der mit Infanteriewaffen, wie leichten Maschinengewehren, Scharfschützengewehren und Granatwerfern, bestückt werden kann. 2007 hat die US-Armee drei Stück im Irak stationiert, diese aber offiziell nie eingesetzt.

Auch wenn seit dem kein mit Gewehren bewaffneter Roboter im Dienste der US-Armee ein Schlachtfeld betrete hat, fand Im Oktober 2013 in den USA ein „Robotic Rodeo“ statt. Auf dem Militärstützpunkt Fort Benning demonstrierten die Hersteller HDT Robotics, iRobot, Northrop Grumman und QinetiQ die Treffsicherheit ihrer ferngesteuerten Roboter mit einem M240 Maschinengewehr.

Lt. Col. Willie Smith, Leiter der „Unmanned Ground Vehicles” in Fort Benning, sagte: „Wir sind zufrieden mit dem was wir hier gesehen haben. Die Technologie entwickelt sich dorthin, wo sie sein soll.“ Auch die anderen Offiziere der US-Armee schienen zufrieden und sagten gegenüber Wired, dass sie hoffen, Kampf-Roboter innerhalb der nächsten fünf Jahre einsetzen zu können.

Samsungs Grenzwächter

Während die demonstrierten, robotischen Waffenplattformen immer noch von einem Mensch gesteuert werden, ist Samsungs SGR-A1 autonom. Er ist ein stationärer, vollautomatischer Roboter, der mit einem leichten Maschinengewehr (Daewoo K3) ausgestattet ist. Am Tag soll er Ziele auf eine Entfernung von bis zu vier Kilometern erkennen. Der Roboter warnt nähernde Menschen per Sprachausgabe und kann erkennen, wenn diese die Hände in die Höhe strecken um sich zu ergeben. Passiert das nicht, kann der Roboter die Ziele automatisch mit Gummigeschossen oder scharfer Munition beschießen.

2006 testete die südkoreanische Armee den SGR-A1 zur Basisverteidigung im Irak. Die Resultate waren nicht zufriedenstellend. 2008 wurde der vorläufige Beschluss gefasst, dass der Roboter nicht, wie ursprünglich geplant, an der Grenze zu Nordkorea eingesetzt wird.

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Gregor Gruber

Testet am liebsten Videospiele und Hardware, vom Kopfhörer über Smartphones und Kameras bis zum 8K-TV.

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Gregor Gruber

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