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CES 2012

„Eine der größten Shows, die es je gab“

futurezone: Herr Shapiro, zum letzten Mal hält ein Microsoft-Boss die Eröffnungsansprache bei der CES. Microsoft-CEO Steve Ballmer hat kürzlich bekannt gegeben, dass Microsoft ab 2013 nicht mehr ausstellen wird. Sind Sie enttäuscht?
Gary Shapiro:
Natürlich, aber Microsoft hat jetzt 14 Jahre lang die Keynote gehalten und dabei hat der amtierende CEO deren große Innovationen präsentiert, ob das nun Betriebssysteme waren, Spiele-Plattformen oder Mobilfunktechnologien. Nun haben wir uns geeinigt, dass es ab 2013 vorbei ist. Aber für deren Messebereich in der Zentralen Messehalle gibt es ohnehin schon eine lange Warteliste.

Es ist zwar noch viel Zeit bis dahin, aber wer wird 2013 die Eröffnungsansprache halten?
Das werden wir im Sommer 2012 bekannt geben.

Werden Sie Ihr Glück – wie im vergangenen Jahrzehnt – wieder bei Apple versuchen?
Wir haben in den vergangenen Jahren immer wieder Apple bzw. Steve Jobs eingeladen, wir werden künftig Tim Cook fragen, ob er die Keynote halten möchte. Für 2013 haben wir angefragt.

Und gibt es schon eine Antwort aus Cupertino?
Noch nicht.

Bleiben wir bei der Gegenwart. Was sind die Messe-Highlights 2012?
Unser Hauptfokus liegt auf drahtloser Kommunikation, denn das ist wirklich ein heißes Thema. Und dazu gehören u.a. Tablets. Dazu kommt noch die Automobil-Branche mit intelligenten Autos und eCars - sechs der größten zehn Autohersteller sind auf der Messe vertreten. Auch Daimler/Mercedes-Benz CEO Dieter Zetsche hält eine Keynote. Connected TV ist ebenfalls ein Thema, weil es eine globale Bedeutung hat. Und Content und Devices stehen ebenfalls im Mittelpunkt. Der große Trend ist nämlich der legale Zugang zu Inhalten wie Video oder Musik.

Die CES fördert seit einigen Jahren auch junge Unternehmen und hat „Sonderzonen“ gemacht. Wie läuft dieses Konzept?
Die CES TechZones werden sehr gut angenommen. Heuer sind es schon 90 Firmen, die künftige Technologien zeigen. So haben wir heuer erstmals die G.hn-Zone, in der Smartgrid-Innovationen demonstriert werden, vernetztes Wohnen, es wird wieder eine Mommy TechZone, in der Familienlösungen wie Tablets für Kinder gezeigt werden. Neu ist auch ein eigener Bereich für Fotoprodukte.

Wir haben in Europa die IFA in Berlin, Sie haben die CES – welche Show ist die größte und wichtigste?
Wie definieren Sie „größte“ und „wichtigste“? Wenn man es vom Publikum her betrachtet, ist es die IFA, weil es eine Publikumsmesse ist. Auf der CES ist nur Fachpublikum erlaubt. Wir zählen jeden nur einmal, auch wenn er mehrmals an den Messetagen vorbei kommt. Aber wir sind definitiv die größte Handelsshow. 2012 wird eine der rößten Shows, die wir je hatten.

Im Vorjahr hatten Sie rechtzeitig zur CES 2011 Ihr Buch „The Comeback“ auf den Markt gebracht, in dem Sie von den Politikern Maßnahmen forderten, damit sich die USA wieder als Technologieführer etablieren können. Hat es auch etwas bewirkt?

Ja, es hat die Politik beeinflusst. Der freie Handel hat sich verbessert, die Zoll-, Einfuhr- und Steuerbestimmungen wurden überdacht und Gesetze werden geändert. Auch die Zahl der guten Fachkräfte aus dem Ausland ist gestiegen. Und es hat sich in den Köpfen der Verantwortlichen verankert, dass Innovation Teil der amerikanischen Wirtschaftsstrategie sein muss.

Man hat manchmal das Gefühl, dass die US-Hightech-Industrie den gesamten Globus beherrschen will. Worin unterscheiden sich die europäische und die amerikanische IT-Welt?
Was das Internet anlangt, sind wir natürlich die dominierende Nation, ob Google, Yahoo, Facebook, eBay, Zynga oder Foursquare. Die Prozessor-Firmen wie Intel oder Qualcomm sind dominant, Hersteller wie Apple und HP ebenso – auch wenn sie teilweise in Asien produzieren lassen. Die Stärke Europas liegt in der Automobilindustrie, das ist eine deutsche Stärke und etwa in der Medizintechnik. Vor einigen Wochen war ich in Großbritannien und ich war dort schwer beeindruckt, welche IT-Lösungen es in der Gesundheitsvorsorge gibt.

Nokia ist nicht mehr die Firma, die es einmal war. Ericsson ebenfalls. Es gibt wenige europäische Technologie-Firmen, die international den Ton angeben. Verlieren die Europäer Technologie-Kompetenz?
Sicherlich ist im Handy-Markt der Wettbewerbs am stärksten, aber Nokia hat angekündigt, auf der CES eine Vielzahl neuer Geräte vorzustellen.

Welche Firmen werden wir in den kommenden Jahren nicht mehr sehen?
Keine Firma ist bisher verschwunden, aber es hängt nicht davon ab, wo die Firma ihren Sitz hat, sondern wie sie agiert. Und ob das Unternehmen weiß, was Konsumenten wollen. Ich würde Nokia zum Beispiel noch nicht abschreiben, Nokia ist noch immer eine starke Firma und hat eine gute Performance in Entwicklungsländern.

Was ist ihr Ziel mit der CES 2015/2020?
Mein Ziel ist, dass es das Zentrum für Innovation bleibt, auf der sich die Führer der Technologie-Welt treffen um zu erfahren, was sich in Zukunft abspielen wird. Wir wollen faszinierend, dynamisch und jedes Jahr anders sein, mit verschiedenen Sprechern, Keynotes. Die Besucher sollen gerne die Show besuchen. Wir sind die Bewahrer der Innovations-Flamme. Und wollen Innovation fördern und Menschen motivieren, innovativ zu sein. Sie muss nicht größer sein, aber innovativ bleiben.

Normalerweise findet gleichzeitig zur CES immer die Pornomesse Adult Entertainment Expo statt. Heuer erstmals nicht.
Ich weiß nicht, warum sie den Termin geändert haben, aber vermutlich, weil es während der CES mit den Hotelzimmern knapp wurde. Aber ich freue mich definitiv darüber, dass die Show nicht mehr zeitgleich stattfindet.

CES-Fakten:
Auf der Consumer Electronics Show (CES) zeigen heuer 2700 Austeller aus 140 Ländern auf 160.000 m2 ihre Produkte. Es werden 140.000 Besucher und nicht weniger als 5000 Journalisten und Blogger aus der ganzen Welt erwartet. Die Messe findet von 10. bis 13. Jänner statt. Die CES gibt es seit 1967, damals fand die Show in New York statt. Seit 1995 ist Las Vegas Veranstaltungsort.

CES-Innovationen:
Die CES wurde immer schon von Firmen genutzt, um ihre Innovationen erstmals vorzustellen:

Videokassettenrecorder (VCR): 1970


Laserdiscplayer: 1974

Camcorder und CD-Player: 1981


Interaktive Compact Disc: 1991

Digitale Satellitensysteme: 1994


DVD: 1996

Hochauflösendes Fernsehen (HDTV): 1998

Festplattenrecorder: 1999

Satellitenradio: 2000


Plasma-TV: 2001

Home-Media-Server: 2002


Blu-ray-Disc: 2003

IPTV: 2005

OLED-TV: 2008

3-D-TV: 2009

Tablets, eBooks, Netbooks: 2010

Connected TV, Android Honeycomb: 2011

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