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Test

Fuji X20 im Test: Viel Foto im Retro-Look

Kompaktkameras hatten es in den vergangenen Jahren nicht leicht. Besonders die Konkurrenz aus dem Smartphone-Sektor macht der Geräteklasse stark zu schaffen. Aus diesem Grund konzentrieren sich immer mehr Hersteller darauf, Premium-Modelle auf den Markt zu bringen. Diese Kameras wollen mit großen Sensoren und lichtstarken Objektiven in Verbindung mit einem kompakten Gehäuse Systemkameras aber auch Spiegelreflexkameras Marktanteile abknöpfen.

Fuji hat zuletzt gleich zwei neue Modelle veröffentlicht. Die teurere X100S, die mit dem ausgewachsenen APS-C-Sensor und dem Festbrennweitenobjektiv eher für ambitionierte Anwender konzipiert ist und die günstigere X20, die mit dem Zoom-Objektiv und 2/3-Zoll Sensor auf preisbewusste Allround-Fotografen zielt. Die futurezone hat die X20 einem Test unterzogen.

X20 – Das Äußere
Die X20 ist der direkte Nachfolger der X10 und ähnelt ihrem Vorgänger auch optisch. Das Gehäuse ist in Retro-Optik gehalten und mit künstlicher Vulkanit-Belederung überzogen. Ober- und Unterscheite sind aus Metall, die Verarbeitung aller Bedienelemente ist ordentlich. Lediglich das Navigationsrad an der Rückseite wirkt, wie auch bei anderen Fuji-Kameras, etwas fragil und nicht ganz so vertrauenswürdig wie man es sich wünschen würde. Um die Kamera einzuschalten, muss man das Objektiv ausfahren.

Im eingefahrenen Zustand ragt das Objektiv rund zwei Zentimeter aus dem Gehäuse heraus, ausgefahren bei 28mm sind es knapp mehr als vier Zentimeter. Gezoomt wird direkt durch Drehen des Objektivs.

Die Bedienung ist nahezu ident mit jener bei der X100, X100S und X10. So finden sich auf der Oberseite zwei manuelle Einstellräder für Aufnahmemodus und Belichtungskorrektor. Der Auslöser ist mit einem Gewinde versehen und lässt sich dadurch auch mit Drahtauslösern aus der Ferne bedienen.

Das Display an der Rückseite hat eine Diagonale von 2,8 Zoll und eine Auflösung von 460.000 Bildpunkten. Zusätzlich befindet sich an der Kamera noch ein optischer Sucher samt Dioptrinkorrektur und Augensensor. Der Sucher ist zwar gut gemeint, in der Praxis aber nur sehr eingeschränkt brauchbar, da er nur einen kleinen und ungenauen Bildfeldbereich abdeckt. Ist man im Weitwinkelbereich kann man außerdem das Objektiv an der rechten unteren Seite erkennen. Aber es gibt auch Positives zu berichten: Er zoomt immerhin mit dem Objektiv mit und zeigt, im Gegensatz zum Vorgänger X10, Blende, Verschlusszeit und Aufnahmemodus an.

Technische Details
Bildsensor der X20 ist ein X-Trans-CMOS-II-Sensor mit einer Größe von 2/3 Zoll und einer Auflösung von zwölf Megapixel. Der Sensor ist somit größer als bei den Konkurrenzmodellen Canon G15 und Nikons P7700 (1/1.7 Zoll), allerdings auch kleiner als bei Sonys RX100 (ein Zoll).

Der Sensor der X20 wird rückwärtig beleuchtet, was zu einer größeren Lichtausbeute führen soll. Die Lichtempfindlichkeit lässt sich standardmäßig von ISO 100 bis 3200 schrauben und auf bis zu ISO 12.800 erweitern. Die Autofokus-Sensoren für den Phasenvergleich liegen laut Fuji direkt auf dem Bildsensor. In Verbindung mit dem konventionellen Kontrastvergleich entsteht ein Hybrid-Aufofokus, der laut Fuji in weniger als 0,06 Sekunden scharfstellen soll. Im Test erwies sich der Autofokus tatsächlich als sehr flott und präzise. Mühsamer wurde es nur unter schwächeren Lichtverhältnissen. Hier war es zeitweise schwierig, den Autofokus zu zähmen.

Das dazugehörige Objektiv ist das gleiche wie schon bei der X10 und hat eine Brennweite (35mm-Equvivalent) von 28 - 112mm. Das Objektiv ist angenehm lichtstark, die Blende geht von f2 - f2,8.

Die Funktionen
Die X20 verfügt über alle gängigen Aufnahmemodi, wie Programm-, Blenden- oder Zeitautomatik. Zusätzlich sind zwei Vollautomatik-Modi sowie ein spezieller Modus für Porträts auswählbar.

Wie bei Fuji-Kameras üblich gibt es auch die Möglichkeit, verschiedene alte Fuji-Filme digital zu simulieren. Als Standardeinstellung ist Provia vorgegeben, alternativ kann man für farbintensive Bilder auf auf Velvia oder für eher weichere Fotos auf Astia wechseln. Außerdem gibt es noch mehrere Monochrom-Filter für Schwarz-Weiß-Fotos.

Eine weitere Besonderzeit der X20 ist ihr Super-Makro-Modus. Dabei kann man mit niedrigster Brennweite auf bis zu einem Zentimeter auf das zu fotografierende Objekt herangehen. Im Test funktionierte der Modus äußerst gut und lud zu allerlei Spielereien ein.

Bedienung in der Praxis
Die  X20 lässt sich in den meisten Situationen sehr angenehm bedienen. Besonders das Drehrad zur Belichtungskorrektur will man nach einiger Zeit nicht mehr missen. Die Kamera ist gerade groß genug, um alle Tasten und Knöpfe so unterzubringen, dass man auch mit größeren Händen meistens den richtigen Knopf erwischt.

Die Kamera selbst liegt besser in der Hand als kleinere Kompaktkameras. Ein Grund dafür ist wohl, dass man sie in der Regel auch am Objektiv hält, um damit zu zoomen. Für den rechten Daumen gibt es an der Rückseite zusätzlich noch eine Gummierung, die das Handling ebenfalls erleichtert.

In JPEG bietet die X20 ein durchwegs positives Foto-Erlebnis, schaltet man jedoch auf RAW um, wird es etwas weniger angenehm. So braucht die Kamera für das Abspeichern von RAW-Files vergleichsweise lange, was im Alltag leicht zum Geduldsspiel werden kann.

Die Bildqualität
Dass die X20 tatsächlich eine Premium-Digitalkamera ist, merkt man anhand der Fotos. Die Aufnahmen werden scharf und, nicht zuletzt durch die gering gehaltene Auflösung, auch angenehm frei von störendem Bildrauschen. Sieht man sich die Bilder in voller Auflösung an, mangelt es jedoch immer wieder ein wenig an den Details, selbst unter guten Lichtverhältnissen.

Dieser Umstand ist wohl auch darin begründet, dass der Bildsensor eben doch nicht ganz so groß ist, wie man es von anderen Kameras kennt. Insgesamt liefert die X20 dennoch durchwegs ansprechende Bilder, die sich vor denen der Konkurrenz nicht zu verstecken brauchen.

Fazit
Die Fuji X20 ist eine gut durchdachte Kompaktkamera, die wenig Makel aufweist. Dass der Sensor nicht ganz so groß ist, wie beim Konkurrenten RX100 kompensiert die X20 mit einem besonders lichtstarken Objektiv. Die Bedienung über manuelle Einstellräder, sowie das Zoomen am Objektiv hinterlässt im Test ein positives Foto-Erlebnis.

Etwas enttäuschend ist der Sucher. Baut man schon ein optisches Element ein, hätte man auch ein wenig mehr Liebe zum Detail aufweisen können.

Ein wirklicher Ersatz für eine Spiegelreflex- beziehungsweise APS-C-Kamera kann auch die Fuji X20 nicht sein. Diesen Anspruch stellt sie aber auch nicht. Für ambitioniertere Kompaktfotografen bietet sie zu einem moderaten Preis eine Kamera, mit der man auch über die nächsten Jahre noch seine Freude haben kann.

Die Kamera ist ab sofort in Österreich zu einem UVP von 549 Euro erhältlich.

Alternativen
Am Premium-Kompaktkameramarkt gibt es derzeit viel zu entdecken. Eine mögliche Alternative zur X20 wäre etwa Sonys RX100, die noch eine Spur kompakter ist, aber dennoch mit einem größeren Sensor ausgestattet ist. Dafür ist wiederum das Objektiv in den Zoom-Stufen weniger lichtstark.

Andere Modelle, die man sich genauer anschauen könnte, wären etwa Canons G15, Nikons P7700 oder die Olypus XZ-2. All diese Modelle weisen jedoch einen Sensor auf, der um rund 50 Prozent kleiner ist als jener der X20.

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Modell:
Fujifilm X20
Sensor:
12 MP X-Trans CMOS II Sensor
Videoaufnahme:
FullHD 60p
Serienaufnahme:
Bis zu 11 Bilder/s
Objektiv:
28-110mm  Kleinbildäquivalent), Lichtstärke 1:2,0–2,8
ISO-Bereich:
160 bis 12.800 (erweiterbar bis 25.600)
Abmessungen:
117 × 70 ×
65 mm, 353 Gramm
Preis:
549 Euro UVP

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Thomas Prenner

ThPrenner

Beschäftigt sich mit Dingen, die man täglich nutzt. Möchte Altes mit Neuem verbinden. Mag Streaming genauso gern wie seine Schallplatten. Fotografiert am liebsten auf Film, meistens aber mit dem Smartphone.

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