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Gut aber nicht perfekt: BlackBerry Z10 im Test

Das Z10 ist für BlackBerry, der bis vor kurzem noch unter dem Namen Research in Motion (RIM) bekannt war, nicht einfach nur ein neues Smartphone, sondern ein Neustart, der über die Zukunft des Konzerns entscheiden wird. Nachdem die Marktanteile gegenüber der Konkurrenz von Apple, Samsung und Co. in den vergangenen jahren nahezu ins Bodenlose gefallen sind, soll mit dem Z10 ein neuer Anlauf genommen werden. BlackBerry setzt dabei frische Akzente, baut jedoch gleichzeitig auf alten Werten, wie den BlackBerry-Services und die damit verbundenen Sicherheitsaspekte, auf.

Das Äußere
Rein äußerlich geht das Z10 einen konventionellen Weg. Die Form erinnert etwas an das aktuelle iPhone, genauso wie die Position der Kamera samt LED-Blitz an der Rückseite. Das Design ist in schlichtem Schwarz gehalten und wirkt professionell und minimalistisch. Einzig der BlackBerry-Schriftzug auf der Vorderseite beziehungsweise das Logo auf der Rückseite brechen etwas mit dem dezenten Äußeren. Die Rückseite ist aus gummierten Kunststoff, wodurch das Z10 gut in der Hand liegt. Der Deckel auf der Rückseite ist abnehmbar, so lassen sich Akku sowie SIM- und microSD-Karten einsetzen beziehungsweise tauschen. Die Verarbeitung macht einen widerstandsfähigen Eindruck, und bietet keinen offensichtlichen Grund für Kritik.

Bei den physischen Tasten ist das Z10 spartanisch ausgestattet. Neben dem Power-Button, der etwas ungewohnt an der Oberseite liegt, ist noch ein Lautstärkenregler sowie eine Taste zum Starten der Sprachsteuerung vorhanden.

Das Display
Das LC-Display hat eine Diagonale von 4,2 Zoll bei einer Auflösung von 1.280 x 768 Pixel. Dabei kommt das Z10 auf eine Pixeldichte (Pixel per Inch - PPI) von 356 und ist somit im Vergleich mit aktuellen Full-HD-Androiden jenseits der 400 PPI nicht ganz am Puls der Zeit. In der Praxis fällt die geringere Auflösung jedoch nicht negativ auf, das Display ist scharf, klar und hell genug, um auch bei grellem Sonnenlicht etwas erkennen zu können. Die Farbdarstellung macht im ersten Moment keinen schlechten Eindruck, erst im Vergleich mit anderen LC-Displays fällt auf, dass das Z10-Display einen leichten Gelbstich hat.

Auch an der Reaktionsfähigkeit des Touchscreens lässt sich nicht aussetzen, das Z10 reagiert präzise und zuverlässig.

Die Bedienung
Da das Z10 weder über Home-, Menü, noch Zurück-Button verfügt, gibt der Anwender die entsprechenden Befehle so, indem er vom Rand in das Display streicht. Streicht man etwa mittig von der Unterseite nach oben, kommt man zum Hauptmenü. Dort sieht man alle geöffneten Apps als minimierte Fenster und kann sie durch antippen wieder maximieren. Streicht man nach links kommt man zu den installierten Apps, ähnlich wie man es von iOS kennt. Einen App-Drawer, wie unter Android, gibt es nicht. Will man die Apps gruppieren, kann man sie einfach übereinanderziehen, wodurch Ordner entstehen. Bei den Einstellungen hat sich BlackBerry offenbar Anleihen bei Android genommen und ebenfalls eine Leiste eingebaut, die von der Displayoberseite heruntergezogen werden kann, wo anschließend Funktionen wie WLAN, Bluetooth etc. aktiviert und deaktiviert werden können.

Streicht man von der unteren Displaymitte nach oben und dann zum rechten Rand, kommt man zum BlackBerry-Hub, dem Herzstück des neuen Betriebssystems.

BlackBerry Hub
Im BlackBerry Hub laufen alle wichtigen Benachrichtigungen der eigenen Accounts zusammen. So kann man etwa sein E-Mail-Konto sowie seinen Twitter- und Facebook, oder LinkedIn-Account hinzufügen. Hat man das erstmal gemacht, werden alle Benachrichtigungen, die über einen dieser Services hereinkommen, chronologisch in einer Liste angezeigt.

In der Praxis funktioniert das sehr zuverlässig, so kommen über Facebook sämtliche Nachrichten und Aktivitäten an, die auch in der Web-Oberfläche angezeigt werden. Ähnliche bei Twitter, wo Erwähnung und Direct Messages (DMs) angezeigt werden. All diese Benachrichtigungen können im BlackBerry-Hub von zentraler Stelle aus durchsucht werden, was im Test sehr zuverlässig funktioniert hat. Direkt über den Hub kann man natürlich auch Mails, Facebook-Updates oder Tweets verfassen und versenden.

Insgesamt ist der Hub eine sinnvolle Idee und funktioniert zuverlässig. Nutzt man seine Mails und Online-Netzwerke jedoch intensiv wird es schnell unübersichtlich. Hier wäre es hilfreich gewesen, wenn BlackBerry eine Filterfunktion integriert hätte, mit der man die einzelnen Benachrichtigungen strukturieren kann.

Die Kamera
Die Acht-Megapixel-Kamera macht einen durchschnittlichen Eindruck und liefert eine Leistung ab, wie man sie bereits von anderen Smartphones kennt. Erwähnenswert ist ein integrierter Whiteboard-Modus, der darauf optimiert ist, Texte und Präsentationen abzufotografieren. Ein großer Unterschied zum automatischen Modus ist im Rahmen des Tests aber nicht aufgefallen. Positiv: Standardmäßig kann die Kamera nicht nur über Touch, sondern auch über die Lautstärketasten an der Oberseite ausgelöst werden.

BlackBerry World
Über die BlackBerry World werden Apps heruntergeladen beziehungsweise gekauft. Die Auswahl ist mit 100.000 Apps deutlich geringer, als man es von den Marktführern Apple beziehungsweise Google Play gewohnt ist. Wer von seinem Android oder iPhone auf den BlackBerry umsteigt, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit viele Apps schlichtweg nicht finden. Die Musik-Streaming App Spotify fehlt dabei genauso wie der Foto-Dienst Instagram. Auch alternative Browser fehlen im Angebot. Apps für die Online-Netzwerke Twitter,Facebook sowie LinkedIn sind hingegen bereits bei Inbetriebnahme eines neuen Gerätes standardmäßig vorinstalliert.

BlackBerry hat es zumindest geschafft, einige populäre Apps zum Start in seinen Store zu holen. Dazu zählt etwa das Spiel Angry Birds oder die Nachrichten-App WhatsApp, die erst kürzlich zum Angebot hinzugestoßen ist.

Die Apps, die man im Store findet, machen im Test einen positiven Eindruck. Besonders optisch pflegen sich Apps von verschiedenen Nachrichtenportalen oder Spielen gut in das Betriebssystem ein und laufen auch flüssig und ohne Probleme.

Akku
Wirklich enttäuschend ist die Leistung des Akkus. Auch wenn man das Gerät nicht besonders intensiv nutzt, schafft man es kaum über einen Tag. Im Dauerbetrieb, etwa durch ständiges Surfen oder Musikhören verschlechtert sich die Laufzeit natürlich noch zusätzlich. Gerade bei einem Gerät, das einen starken Fokus auf die Nutzung als Arbeitsgerät gelegt hat, ist eine lange Akkulaufzeit wichtig und notwendig. Darüber, woran die schwache Akkuleistung liegt, kann nur spekuliert werden. Eine detaillierte Batterieanzeige, wie man es etwa von Android kennt, gibt es nicht.

BlackBerry hat bereits reagiert und ein Update des Betriebssystems veröffentlicht, das dem Akkuproblem entgegen wirken soll. Im Test war die Leistung aber dennoch so, wie oben beschrieben. Es bleibt zu hoffen, dass BlackBerry 10 softwareseitig noch weiter optimiert werden und so zumindest teilweise Schadensbegrenzung erfolgen kann.

Fazit: Starkes Smartphone mit schwachem Akku
BlackBerry hat mit dem Z10 ein durchwegs solides Produkt abgeliefert, das im ersten Moment kaum Schwächen zeigt. Design, Verarbeitung und Software folgen einer klaren Linie und funktionieren so, wie man es von einem modernen Smartphone erwartet. Anwender bekommen mit dem Z10 moderne Hardware mit einem aktuellen Betriebssystem, das zusätzlich noch die sicheren BlackBerry-Services nutzt und somit auch bei Unternehmen eingesetzt werden kann, bei denen es um sensible Daten geht.

Enttäuschend an der Software ist lediglich die magere Auswahl im App-Store. Die umfangreiche Arbeit die BlackBerry im Vorfeld mit den App-Entwicklern geleistet hat, hat offenbar noch nicht die erhofften Früchte getragen.

Die größte Schwachstelle des Z10 sind aber nicht die Apps, sondern ist der Akku. Die Leistung ist derzeit einfach nicht konkurrenzfähig, was viele Anwender wohl nur schwer verschmerzen werden können.

Das Z10 ist in Österreich vertragsfrei um knapp 600 Euro (Straßenpreis, Stand 20.3.2013) erhältlich. In Verbindung mit einem Mobilfunkvertrag wird es bis 1. Juni 2013 exklusiv von A1 angeboten.

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Thomas Prenner

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Beschäftigt sich mit Dingen, die man täglich nutzt. Möchte Altes mit Neuem verbinden. Mag Streaming genauso gern wie seine Schallplatten. Fotografiert am liebsten auf Film, meistens aber mit dem Smartphone.

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