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Home Office: Wie sinnvoll sind Blaulichtfilterbrillen?

Etwa 20 Prozent der österreichischen Arbeitnehmer befanden sich im dritten Quartal im Home Office, wie Statistik Austria ermittelt hat. Aktuell dürfte die Zahl aufgrund des zweiten Lockdowns, der Anfang November verordnet wurde, höher sein. Für viele bedeutet die Heimarbeit mehr Zeit vor dem Rechner und am Smartphone. Video-Konferenzen, der rege Austausch über Instant-Messaging-Dienste wie Slack und der E-Mail-Verkehr scheinen die Augen oft trocken und müde zu machen.

Viele vermuten dahinter die Blaulichtanteile im künstlichen Licht, das von digitalen Geräte wie Handys, Tablets und Computern ausgestrahlt wird. Um sich davor zu schützen, greifen zahlreiche Brillenträger zu Blaulichtfiltergläsern. Doch wie sinnvoll sind sie? Die futurezone ist dieser Frage nachgegangen.

HEV-Licht

Prinzipiell sorgen diese speziellen Brillenfilter dafür, dass hochenergetisches blaues Licht (HEV-Licht) abgeblockt wird. Sie funktionieren im Grunde wie eine Sonnenbrille: „Filter in Brillen oder Intraokularlinsen filtern neben UV-Strahlung auch die kurzen blauen Wellenlängen des Lichtes heraus, somit gelangen diese Blaulichtanteile nicht ins Auge“, sagt Michael Amon, Präsident der Österreichischen Ophthalmologischen Gesellschaft (ÖOG) und Vorstand der Augenabteilung im KH Barmherzige Brüder Wien, gegenüber der futurezone.

Es gibt zwei Arten von Blaulichtfilterbrillen. Die sogenannten Kantenfilterbrillen lassen Licht nur in einem bestimmen Wellenlängenbereich durch und können bestimmte Farben des sichtbaren Lichts vollständig herausfiltern. Die Gläser weisen eine starke gelbe Tönung auf – ähnlich einer Ski-Brille – und sorgen damit auch für eine veränderte Farbwahrnehmung. Bei der zweiten Variante ist die Tönung kaum sichtbar. Sie blockiert blaues Licht im Wellenlängenbereich von 380 und 440 Nanometer und soll die Augen ebenfalls vor HEV-Licht schützen.

"Kontroversiell diskutiert"

Viele Experten befürworten diesen Schutz, denn sie vermuten, dass das blaue Licht langfristig Sehstörungen, Augenerkrankungen und Konzentrationsstörungen verursachen kann. Einer Untersuchung der University of Toledo zufolge weisen Menschen, die ständig im Dunkeln auf Bildschirme starren, sogar ein höheres Risiko auf, ihr Augenlicht zu verlieren.

„Schäden durch blaues Licht werden sehr kontroversiell diskutiert“, sagt Amon. Er kann beruhigen. Denn während der Schutz vor UV-Strahlung wohl wichtig sei, sei Blaulicht, welches von Handys, Computer und der Beleuchtung ausgesandt wird, ihm zufolge hingegen unbedenklich. „Blaulicht ist eine kurzwellige, energiereiche Strahlung, vor der man prinzipiell aber keine Angst zu haben braucht. Müdigkeit und trockene Augen werden durch viele Faktoren beeinflusst – eher nicht durch Blaulicht“, so der Experte. 

Sinnvoll seien Kantenfiltergläser sehr wohl aber für Patienten mit Makulaerkrankungen, also Erkrankungen der Netzhaut. Die können laut Amon durch das Filtern gewisser Wellenlängen von blauem Licht den Kontrast verbessern.

Michael Amon, Präsident der Österreichischen Ophthalmologischen Gesellschaft (ÖOG) und Vorstand der Augenabteilung im KH Barmherzige Brüder Wien

Nachtmodus

Auch steht blaues Licht seit Jahren zudem im Verdacht, Schlafstörungen zu verursachen, zumal es die Produktion des Hormons Melatonin hemmen könnte, das für den Schlaf wesentlich ist. Abhilfe sollte der Nachtmodus bei digitalen Geräten schaffen.

Der Nachtmodus von Smartphones etwa, bei dem der Bildschirm in einen gelblichen Ton getaucht wird, hat laut einer Studie der University of Manchester aber nicht den Effekt, dass Nutzer leichter einschlafen können oder gar besser schlafen. Die futurezone hat berichtetLaut den Forschern könnte es der Gesundheit sogar weit zuträglicher sein, tagsüber helle und wärmere Beleuchtung und abends dunklere, kühlere Beleuchtung zu verwenden. 

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Andreea Bensa-Cruz

Andreea Bensa-Cruz beschäftigt sich mit neuesten Technologien und Entwicklungen in der Forschung – insbesondere aus Österreich – behandelt aber auch Themen rund um Raumfahrt sowie Klimawandel.

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