HoT: Kein 5G vor 2022, Kritik an Huawei-Sperre
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Wer auf einen attraktiven 5G-Tarif beim Hofer-Mobilfunker HoT hofft, muss sich wohl noch ein wenig gedulden. Laut HoT-Betreiber Ventocom wird es diesen wohl erst 2022 geben. "Aktuell ist das 5G-Netz vom Ausbau her tatsächlich nur in Ansätzen vorhanden und auch die Endgeräte sind noch nicht soweit. Wir gehen davon aus, dass die Technologie 2022 so marktreif ist, dass es auch für den Massenmarkt und somit unsere Kunden interessant wird", sagt Ventocom-CEO Michael Krammer auf Anfrage der futurezone.
Krammer: Betreiber werden Netze öffnen
Dass virtuelle Betreiber wie HoT sich schon bald in die 5G-Infrastruktur der großen Netzbetreiber einmieten können, steht für Krammer hingegen außer Frage. Mitte März gebe es dazu einen runden Tisch, nachdem sich die Regulierungsbehörde und die Bundeswettbehörde dem Thema angenommen habe. 5G sei angesichts der benötigten Netzkapazitäten ein absolute technische Notwendigkeit. Da die Technologie wesentlich effizienter als bestehender Mobilfunk sei und somit die Produktionskosten senke, werde den Betreibern auch gar nichts anderes übrig bleiben, als ihre Netze zu öffnen, ist Krammer überzeugt.
Die Bilanz von HoT und Ventocom fiel im von Pandemie und Lockdown geprägten Jahr 2020 positiv aus. Obwohl der Gesamtmarkt seit 2017 stagniere, sei es gelungen, die Kundenanzahl um 115.000 auf 1,058 Millionen zu steigern. Das entspricht einem Jahreswachstum von 11 Prozent, der Serviceumsatz stieg im selben Zeitraum um 18 Millionen auf 86 Millionen Euro. Wie bei anderen Betreibern verzeichnete auch HoT Lockdown-bedingt einen starken Anstieg der klassischen Gesprächstelefonie (plus 26 Prozent) und des Datenverbrauchs (37 Prozent), vor allem bei stationären Produkten.
Wechselfreudige Kunden
Krammer zufolge setze sich der erfreuliche Kundenzuwachs auch in den ersten Monaten des neuen Jahres fort. Dabei profitiere man von den aktuellen Preiserhöhungen bei A1, Magenta und Drei und dem damit verbundenen außerordentlichen Kündigungsrecht von Kunden. Anders als etwa beim Wechsel der Bank scheint die Hürde im Mobilfunk weniger hoch. Einer von Ventocom in Auftrag gegebenen Studie zufolge haben 75 Prozent aller Österreicher*innen schon einmal oder mehrmals den Mobilfunkanbieter gewechselt.
Das werde sich auch durch das geplante neue Telekommunikationsgesetz nicht ändern, das laut Krammer eine wesentliche Verschlechterung für Kunden bei Verträgen vorsehe. Erhöhen die Mobilfunker die Preise eines bestehenden Vertrags, müssten die Kunden dann bei einer außerordentlichen Kündigung einen Betrag für das gestützte Gerät zurückzahlen. "Das ist aus unserer Sicht unfair, wird den Trend zu Prepaid- und SIM-Only-Tarifen und somit unserem Geschäftsmodell aber noch verstärken", meint Krammer.
Kritik an Huawei-Sperre
Wenig Verständnis zeigte der Ventocom-CEO hinsichtlich der harten Vorgangsweise gegenüber Huawei. Den Konzern und sein technisches Equipment wie Antennen und Basisstationen vielerorts auszusperren, sei in erster Linie politisch motiviert, wie die Handhabung der meisten NATO-Länder im Vergleich zu Nicht-NATO-Länder zeige. Im Pressegespräch sprach er sogar von populistischem Vorgehen.
Aus Netzbetreiber-Sicht könne man durchaus Vorkehrungen treffen, die das Sicherheitsrisiko minimieren. "Werden Betreiber durch zu restriktive Gesetz hingegen gezwungen, ihr technisches Equipment auszutauschen, laufen hier enorme Investitionskosten ins Leere, die den Digitalisierungsbemühungen des jeweiligen Standorts völlig zuwider laufen", kritisiert Krammer.
Langsames Internet
Auch zur Problematik, dass mobile Internetverbindungen langsam aber sicher an ihre Grenzen stoßen, nahm Krammer Stellung. Aktuell würden einige Betreiber ihre Kunden in den sogenannten Nutzungsklassen zurückstufen. Damit ist die Priorisierung von Verbindungen in Funkzellen gemeint. Ist eine Zelle überlastet, werden die Smartphones und Router, die sich mit ihr verbinden, gereiht und gegebenenfalls die Bandbreite gedrosselt. Bei HoT garantiere man für die Smartphone-Tarife weiterhin die höchste Priorisierung innerhalb der Zelle.
Etwas anders sieht es allerdings bei reinen Datentarifen aus. "Hier können man aktuell nur weitergeben, was wir vom Netzbetreiber bekommen. Mobile Breitbandprodukte sind bei allen Betreibern in einer niedrigeren Priorisierungsklasse eingestuft. Gerade in dicht bebauten Gebieten könne es in Stoßzeiten natürlich zu Engpässen kommen. Im Vergleich zu anderen Betreibern könnten Kunden aber jederzeit kündigen, wenn sie an einem bestimmten Standort nicht zufrieden seien.
Keine Änderung ist hinsichtlich der Verträge mit Magenta und Drei geplant. Während die Smartphone-Tarife von HoT seit längerem über das Netz von Magenta abgewickelt werden, hatte sich der virtuelle Betreiber im Herbst 2020 bei einem Datentarif erstmals auch bei Drei eingemietet. Die Kooperation mit beiden Mobilfunkern werde auch in Zukunft fortgeführt, ein kompletter Wechsel von Magenta zu Drei sei derzeit kein Thema, sagt Krammer auf futurezone-Anfrage.
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