HTC One V im Test: Ein geknickter Androide
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Während HTC bei seinen beiden Spitzenmodellen One S und X einen Superlativ nach dem anderen liefert - dünnstes Smartphone, erster Quadcoreprozessor, kratzfeste Beschichtung - gibt sich der taiwanische Smartphone-Hersteller bei seinem Einsteigermodell One V eher konserativ. Die Ausstattung des Legend-Nachfolgers ist sehr spärlich und auf das Notwendigste beschränkt. Im futurezone-Test zeigt sich, ob das Smartphone auch mit magerer Ausstattung und ansprechendem Design überzeugen kann.
Design und Handhabung
Dass das One V der Nachfolger des Legend ist, lässt sich nicht leugnen. Die Gestaltung des Geräts ist auf den ersten Blick nahezu ident zu dessen zwei Jahre alten Vorgänger. Doch die feinen Unterschiede zeigen sich erst bei näherer Betrachtung. Der Offensichtlichste: Der Bildschirm ist um 0,5 Zoll größer und misst nun 3,7 Zoll. Dadurch hat das gesamte Gerät etwas an Größe gewonnen, gleichzeitig aber dennoch im direkten Vergleich Gewicht verloren. Das One V wiegt mit 115 Gramm deutlich weniger als das Legend (126g) und liegt nahezu gleichauf mit dem großen Bruder One S (119,5g).
Hier hat aber das S dank der größeren Fläche, auf dem sich das Gewicht besser verteilen kann (1,4 g/cm2), die Nase vorn. Denn trotz der zusätzlichen 4,5g fühlt sich das One S spürbar leichter an als das V (1,6 g/cm2). Das verleiht dem One V im Zusammenspiel mit dem Aluminium-Unibody einen robusten Eindruck, der aber trotz Gorilla-Glas nicht aktiv auf die Probe gestellt werden sollte. Denn im Gegensatz zum Samsung Galaxy Xcover ist das One V nicht IP-zertifiziert und somit gibt HTC keine Garantie auf Spritzwasser-, Staub- oder Stoßfestigkeit.
Das One V lässt sich dank seiner Abmessungen angenehm mit einer Hand halten und bedienen. Einzig die Bedienung der Tastatur im Hochformat erweist sich oft als umständlich, da die Abstände zwischen den Tasten relativ gering sind. So muss beim Tippen meist die zweite Hand zu Hilfe genommen oder in das Querformat gewechselt werden.
Der Knick
Der berühmte HTC-"Knick" sorgte 2009 bei dessen Einführung am HTC Hero noch für große Diskussionen. Doch das Design konnte nach einer Weile auch die Skeptiker überzeugen und wurde - in etwas entschärfter Fassung - am Legend und einigen anderen Modellen fortgesetzt. Nach zwei Jahren traut sich HTC nun erstmals wieder an das markante Design heran.
Erstmals bleibt der Knick dabei vollkommen frei von jeglichen Bedienelementen. Während beim Hero noch zwei Hardwareknöpfe sowie ein optisches Trackpad vorhanden waren, ist beim One V nur mehr das blanke Aluminium des Unibody-Gehäuses zu sehen. Die Rückseite des Knicks ist zugleich auch das einzige abnehmbare Bauteil am Smartphone. Die Kunststoffabdeckung verbirgt neben dem SIM- und microSD-Karten-Einschub auch die Lautsprecher der Hausmarke Beats Audio. Die Abdeckung mag komfortabel für den raschen Wechsel der SIM-Karte sein, doch sie stört auch das Gesamtbild des Smartphones, da bereits leichter Druck ausreicht um den griffigen Kunststoff durchzubiegen. Eine etwas robustere Ausführung wie beim One S wäre hier wünschenswert gewesen. Die Oberfläche des Aluminium-Unibodys ist im Gegensatz zu den beiden anderen Modellen nicht eloxiert oder auf eine andere Weise behandelt. Daher kann es auch etwas leichter zu Kratzern kommen, wobei sich das One V im Test nicht als sonderlich anfällig hierfür erwies. Auf Schlüssel und Smartphone in der selben Hosentasche sollte aber trotzdem verzichtet werden.
Der Winkel des Knicks ist etwas stärker als beim Vorgänger. Das One V lässt sich dennoch angenehm in der Hosentasche tragen. Nur Fans von engen Jeans könnten mit den knapp drei Millimetern, die die Spitze des Knicks über das Display ragt, ein Problem haben. Generell lässt sich der Knick des One V als optisches "Gimmick" bezeichnen, das keine nennenswerten Vorteile im Alltag bringt. Wäre hier, wie beim HTC Legend, ein optisches Trackpad verbaut worden, ließe sich das V deutlich einfacher bedienen.
Bedienung
Wie für ein Ice-Cream-Sandwich-Modell üblich, sind beim One V drei Soft-Keys verbaut: ein Zurück, ein Home- sowie ein Taskmanager-Button. Neben diesen beiden Knöpfen finden sich noch der Power-Knopf oben rechts sowie eine Lautstärkewippe auf der rechten Seite am Smartphone. Auch wenn das auf den ersten Blick sehr puristisch erscheint, so ist das für die Bedienung von Ice Cream Sandwich voll und ganz ausreichend. Das Problem des fehlenden Menu-Buttons wurde hier deutlich besser gelöst als bei anderen Modellen. Der Menu-Button ist nach wie vor für zahlreiche Apps, die noch nicht für Ice Cream Sandwich optimiert wurden, erforderlich und wird als zusätzliche Taste am Bildschirm simuliert. Das funktioniert bei größeren Displays, wie dem des One S, recht gut, kostet aber auf kleinen Bildschirmen wertvollen Platz. Um dem zu entgehen wird beim One V über längeren Druck auf die Taskmanager-Taste der Menu-Button simuliert - eine elegante Lösung.
Display - One X "light"
Wie auch das Spitzenmodell der One-Serie, das X, setzt das V auf ein Display mit Super LCD 2-Technologie. Doch klarerweise muss man hier einige Abstriche im Vergleich zum 4,7 Zoll großen HD-Display des Flaggschiffs machen. Das 3,7 Zoll große Display hat lediglich eine Auflösung von 480x800 Pixel und somit eine Pixeldichte von 252 Pixel per Inch. Das liegt auf dem selben Niveau wie das des One S (256 ppi), aber deutlich unter dem One X (312 ppi). Obwohl die beiden Modelle in der Pixeldichte nahezu gleichauf liegen, ist es, im Gegensatz zum S, beim V sehr schwer einzelne Pixel zu erkennen. Auch die "scharfkantigen" Ränder, die beim Super AMOLED Display des One S zu beobachten waren, sind hier nicht vorhanden.
Dafür büßt das Display des One V allerdings etwas an Helligkeit ein, bleibt aber trotz alledem auch im Tageslicht gut lesbar. Auch die Farben wirken im Vergleich zum Super AMOLED-Dispay etwas blass. Dafür überzeugt das Weiß des Super LCD 2-Displays eher. Auch der Betrachtungswinkel des Displays ist herausragend. Die Farben bleiben selbst aus dem kleinsten Winkel gleich und das Bild scharf.
Kamera
Die Kamera setzt, wie die beiden anderen Geräte der One-Serie, auf die eigens entwickelte ImageSense-Technologie. Dazu zählen neben dem ImageChip auch einige Anpassungen in der Kamerasoftware, die nun auch Serienbildaufnahme und einige Softwarefilter mitliefert. Die Kamera ist nahezu baugleich mit den Kameras des S und X, bietet jedoch nur eine Auflösung von 5 Megapixeln. Auch die Videoaufnahme ist nur bis 720p möglich. Alle anderen Funktionen, wie Schnappschüsse während der Videoaufnahme, Gesichtserkennung sowie Lächelaufnahme sind mit an Bord. Eine Frontkamera fehlt beim One V, sodass Gesichtsentsperrung per "Face Unlock" nicht möglich ist.
Internes
Bei der Ausstattung zeigt sich HTC etwas zurückhaltend. Lediglich 4 GB an Telefonspeicher, wovon im Test allerdings lediglich ein Gigabyte zum Speichern von Apps und anderen Inhalten zur Verfügung stand. Sehr mager, der Speicher lässt sich allerdings per microSD auf bis zu 32 GB erweitern. Auch bei den Schnittstellen erhält der Benutzer nur Schonkost: WLAN (802.11 b/g/n), Bluetooth 4.0, 3,5-mm-Audioanschluss und eine Micro-USB-Schnittstelle. Es fehlt die Unterstützung für DLNA und MHL, über das beim One S und X ein HDMI-Adapter angeschlossen werden kann.
Laufzeit
Das One V gibt sich deutlich genügsamer als dessen "Geschwister". Das dürfte auch am Snapdragon S2 liegen, der im Zusammenspiel mit dem 1.500 mAh Akku auch bei intensiver Nutzung knappe 10 bis 12 Stunden durchhält. Bei moderater Nutzung kommt das One V bis zu zwei Tage ohne Ladegerät aus. Der Akku ist fest verbaut.
Software
Wie auch bei den anderen Geräten der One-Serie ist hier Android 4.0.3 mit Sense 4.0 im Einsatz. Doch da die Leistung des One V deutlich niedriger ist, wurde auf einige Effekte verzichtet. Widgets bleiben starr und ohne Animationen, der Übergang zwischen den Homescreens ist schlicht und ohne 3D-Effekte. Auch die dynamischen Lockscreens mit Informationen zu Wetter, Aktien oder Sozialen Netzwerken sind auf dem One V nicht verfügbar. Lediglich das Starten von vordefinierten Anwendungen wie SMS oder E-Mail ist nach wie vor über den Lockscreen möglich. Weitere Abstriche müssen allerdings nicht gemacht werden.
Performance - der wunde Punkt
In den Benchmarks sorgt das One V nicht für überwältigende Ergebnisse. Der doch etwas betagtere Snapdragon S2 von Qualcomm, der bereits im HTC Desire HD zum Einsatz kam, bietet lediglich eine mit dem Samsung Galaxy S vergleichbare Leistung. Das mag zwar reichen um die (reduzierten) Effekte der Sense-Oberfläche flüssig darzustellen, doch aus GTA 3 wird zeitweise ein Daumenkino. Für das Spielen unzureichend, für den alltäglichen Gebrauch und den gelegentlichen Videodreh in 720p ausreichend.
Fazit
Das HTC One V ist ein solides Smartphone in schlichter, aber dennoch ansprechender Optik. Da HTC leider - mit Ausnahme der Kamera - veraltete Technik verbaut, ist das One V als Einsteigermodell in dieser Preisklasse aufgrund der harten Konkurrenz nur mäßig interessant. Sollte der Preis auf 200 Euro fallen, ist das One V eine ernstzunehmende Option. Doch in der derzeitigen Form ist es nur ein schwaches Upgrade für Fans des HTC Legend und des berühmten Knicks.
Alternativen
Für etwas weniger Geld (250 Euro) erhält man bereits jetzt mit dem Nokia Lumia 710 ein Smartphone in der gleichen Größe, das über einen etwas stärkeren Prozessor verfügt. Auch das Samsung Galaxy W (250 Euro) setzt auf den selben 1,4 GHz starken Qualcomm-Prozessor und ist im direkten Vergleich mit dem Lumia 710 deutlich leichter (110 g). Das Motorola Atrix liegt auf dem selben Preisniveau wie das One V und bietet einen etwas größeren qHD-Bildschirm (960x540 bei 4 Zoll). Derzeit gibt es allerdings noch kein Update auf Androids aktuelle Version Ice Cream Sandwich. Dieses wurde allerdings für das dritte Quartal in Aussicht gestellt.
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Modell:
HTC One V
Display:
3,7 Super LCD 2-Display mit 480 x 800Pixel
Prozessor:
1 GHz Single Core (Qualcomm Snapdragon S2)
RAM:
512 MB
Speicher:
4GB, MicroSD-Slot (bis zu 32 GB)
Betriebssystem:
Android 4.0.3 mit Sense 4.0
Anschlüsse/Extras:
Micro-USB, 3,5mm Klinke, WLAN (b/g/n), Bluetooth 4.0
Kamera:
5MP Rückseite
Videos:
720p Rückkamera
Maße:
120.3 x 59,7 x 9,24 mm, 115 Gramm
Preis:
299 Euro UVP in schwarz, grau oder violett
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