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Smartphone Test

HTC Sensation XE: Guter Sound als Gimmick

Das HTC Sensation war hierzulande das erste Smartphone des taiwanesischen Herstellers mit Dual-Core-Prozessor. Durch den Kauf von Dr. Dres Kopfhörer-Label „Beats Audio“ hat das im Juni erschienene Smartphone jetzt einen „Beinahe“-Nachfolger bekommen. Beinahe, weil das Sensation XE sich kaum vom ursprünglichen Sensation unterscheidet.

Formfaktor und Display-Größe sind gleich geblieben. Optisch ist das XE ein bisschen aggressiver gestaltet. Die Lautsprecher-Leiste und die Softtouch-Tasten sind rot eingefärbt, ebenso wie der Ring um die Kameralinse. Das Gehäuse ist zudem eine Spur dunkler und hat einen gebürsteten Aluminium-Look verpasst bekommen. Die rote Note steht dem Sensation XE gut, wobei die Softtouch-Tasten farblich noch eine Spur dunkler besser aussehen würden.

Leistung
Der Dual-Core-Prozessor taktet mit 1,5GHz, beim Original-Sensation waren es 1,2GHz. Der RAM hat aber nach wie vor 768MB, weshalb sich die 300MHz mehr kaum im Alltagsgebrauch auswirken. Das ist in diesem Fall aber nichts schlechtes, da schon das ursprüngliche Sensation kaum Verzögerungen aufwies und schnell durch die Menüs navigierte. Im direkten Vergleich ist die höhere Taktrate minimal bei der Kamera-App bemerkbar, die jetzt schneller lädt und eine Spur weniger Auslöse-Verzögerung hat.

Um den schnelleren Prozessor mit Strom zu versorgen, wurde die Akku-Kapazität von 1520mah auf 1730mah erhöht. Eine nennenswerte Verbesserung zum ersten Sensation ist aber nicht bemerkbar. Nutzt man das Handy öfter, ist der Akku am Ende des Tages leer. Verzichtet man auf Leistungs-intensive Apps, Spiele oder das Anschauen von Videos, sind bis zu zwei Arbeitstage möglich.

Audio
Zwar wird mittlerweile jedes Smartphone mit In-Ears ausgeliefert, die Klangqualität ist aber meistens nicht besonders hoch. Deshalb liegen dem Sensation XE „YourBeats“-Kopfhörer von Beats Audio bei. Technisch entsprechen diese den „iBeats“ (UVP 99,99 Euro), nur dass die Fernbedienung mit dem eingebauten Mikrofon eben nicht für das iPhone, sondern für HTCs Smartphones Sensation XE und XL ausgelegt ist.

Die In-Ears gehen weit ins Ohr, weshalb sie relativ gut abdichten – ist die Musik normal laut aufgedreht, kriegt man von der akustischen Außenwelt nichts mehr mit. Die Kopfhörer kommen mit einer Transporthülle, einem Clip und jeweils zwei Paar Stoppeln in drei verschiedenen Größen.

Werden die Kopfhörer angesteckt, wird automatisch der Beats-Audio-Equalizer aktiviert. Der kann zwar deaktiviert werden, was sich aber als keine gute Idee erweist. Ohne den Equalizer klingt der Sound stumpf und leise. Mit Equalizer werden sowohl Bass als auch Höhen verstärkt. Der Bass ist sehr dominant, was zwar gut für den üblichen Pop-Rock-Metal-House-Techno-Mix, bei klassischer Musik und Sprachwiedergabe (Serien, Hörbücher) aber eher störend ist. Bei normaler Lautstärke macht die Basslastigkeit gemächlichere Songs zu stumpf und bei hoher Lautstärke beginnen die Höhen auszureißen. Im Vergleich mit anderen, beigelegten In-Ear-Kopfhörern ist die Qualität aber dennoch deutlich besser.

Equalizer
Werden andere Kopfhörer verwendet, kann ebenfalls der Beats-Audio-Equalizer aktiviert werden. Dieser erhöht Bass und Höhen, was aber nur annehmbar klingt, wenn es sich dabei um höherwertige Kopfhörer handelt. Bei günstigeren Modellen sind Schwächen in den Höhen hörbar.

Ein Grund für die doch deutlichen Unterschiede sind nicht nur die Qualität der beigelegten YourBeats, sondern der Beats-Audio-Profile am Handy. Es gibt drei Beats-Audio-Equalizer, die entsprechend der verwendeten Kopfhörer aktiv sind: Einen für die beiliegenden YourBeats, einen für die On-Ear-Kopfhörer „Solo Beats“ und einen für alle anderen Kopfhörer. Während die zwei ersten speziell an die Eigenschaften der jeweiligen Kopfhörer angepasst sind, ist Nummer Drei im Grunde nur ein Bass-Booster.

Ein wenig enttäuschend ist, dass trotz des Fokus auf Musik der vorinstallierte Player keine Lossless-Audio-Dateien, wie etwa FLAC, abspielen kann. Auch wäre wünschenswert gewesen, dass nicht nur der eine Equalizer ein- und ausgeschaltet, sondern dass auch eigene Profile erstellt werden können.

Fazit
Die Umsetzung der Beats-Audio-Kooperation passt zu HTCs All-in-One-Schema: Der User bekommt ein Android-Komplettpaket, bei dem die wichtigsten Apps vorinstalliert sind und sogar gute Kopfhörer beiliegen. Der Nachteil bei Komplettpaketen ist aber, wie so oft, dass sie vieles können, aber nichts perfekt. Dasselbe trifft auch hier zu: Die Lösung aus YourBeats-Kopfhörer und Equalizer ist auf jeden Fall eine nette Dreingabe, aber kein Kaufargument.

Liebäugelt man mit dem Kauf eines Sensation, sollte man gleich das Sensation XE nehmen. Hat man bereits gute Kopfhörer , kriegt man mit einem Samsung Galaxy SII ein ähnlich gutes Smartphone. Das SII ist zwar um etwa 70 Euro günstiger, hat aber optisch eher den Geek-Charme, während das Sensation XE mit seinen verrucht-eleganten Look universal nett aussieht und sich in der Jeanshosen- als auch der Handtasche gut macht.

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Modell:
HTC Sensation XE
Betriebssystem:
Android 2.3.4
Display:
4,3 Zoll Super-LCD, 960x540 Pixel
Prozessor:
1,5GHz Dual Core
RAM:
768MB
Speicher:
1GB intern, 8GB MicroSD-Karte beiliegend
Kamera:
8MP Rückkamera, 1080p Videoaufnahme, VGA-Frontkamera
Dimensionen:
126,1mm x 65,4mm x 11,3mm, 151 Gramm
Preis:
589 Euro UVP
ab 483 Euro (Geizhals)

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Gregor Gruber

Testet am liebsten Videospiele und Hardware, vom Kopfhörer über Smartphones und Kameras bis zum 8K-TV.

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