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Test

Im Test: Sport-Walkman ohne Kabel und Tadel

MP3-Player sind ja angeblich tot. Die Verkaufszahlen sinken, die Produktvielfalt ebenso. Wenn jemand einen MP3-Player besitzt, ist das heutzutage meist ein iPod. Doch nicht einmal den benötigt man mehr dringend. "Wozu ein MP3-Player? Ich hab doch eh` ein Smartphone" lautet eine gängige Meinung. In puncto Funktionsumfang und Audioqualität mag das auch richtig sein, doch die Kombi Smartphone und Kopfhörer hat ihre Grenzen. Jenseits davon befindet sich etwa der Sony Walkman NWZ-W263.

Nehmen wir einmal an, Sie treiben gerne Sport. Nehmen Sie ihr Handy mit, um Musik zu hören? Abgesehen davon, dass man beim Joggen, Radfahren oder Langlaufen unter Umständen gar nicht telefonisch erreicht werden will: Wie transportiert man das Smartphone? Hält man es in der Hand und lässt das Kopfhörer-Kabel baumeln? Steckt man es in die Tasche und fühlt sich durch Gewicht und Ausmaße genervt? Nimmt man in Kauf, dass es bei einem Sturz kaputt geht? Im Angesicht dieser Fragen erscheinen MP3-Player wieder als gute Alternative. Und der Negativtrend hat auch sein Gutes: Mit den Verkaufszahlen sinken auch die Preise. Laut Geizhals.at sind die Preise für Multimedia-Player alleine im ersten Quartal 2012 um 19,7 Prozent gesunken.

Mit dem Walkman NWZ-W263 visiert Sony vor allem Sportler und andere Outdoor-Fans an, die bei jedem Wetter draußen sein, Musik hören und dabei möglichst unbelastet bleiben möchten. Das Gerät ist Player und Kopfhörer in einem, wasserfest und mit 32 Gramm Gewicht extrem leicht. Der Akku und 4 Gigabyte Speicher sind fix integriert. Beladen und geladen wird per miniUSB-Port (2.0). Auf ein Display muss man verzichten.

Der Walkman in freier Wildbahn

Der Walkman NWZ-W263 besteht aus zwei Ohrenteilen, die mit einem relativ steifen und etwas dickeren Kabel (als bei Kopfhörern üblich) verbunden sind. Das Kabel wird wie ein Bügel am Hinterkopf und den Ohren getragen. Die Ohrenteile sind mit In-Ear-Knöpfen ausgestattet, für die Gummi-Adapter in drei Größen mitgeliefert werden. Die Form passt sich recht gut an den Schädel an, großartige Verstell-Möglichkeiten gibt es aber nicht.

Ob man mit In-Ear-Kopfhörern zurecht kommt, ist individuell unterschiedlich. Allerdings saß der Walkman selbst für eine Person, die ansonsten ständig das Gefühl hat, dass ihr In-Ear-Knöpfe jederzeit aus dem Ohr fallen könnten, ausreichend fest - und das in allen Testsituationen. Im futurezone-Test wurde der MP3-Player mannigfaltigen Aktivitäten und Körperhaltungen ausgesetzt. Unter anderem wurde er beim Inlineskaten, Laufen, Radfahren und am Spielplatz verwendet.

Aus dem Ohr gerutscht ist der Walkman dabei nie, selbst beim Kopfüber-Hängen am Klettergerüst nicht. Bei längeren Ausflügen zeigte sich der Vorteil des geringen Gewichts. Der Walkman war nach einiger Zeit kaum mehr spürbar. Auch nach zwei Stunden durchgehendem Tragen fiel der Player nicht unangenehm auf. Eine ungewöhnliche Sonderfunktion zeigte sich beim Inlineskaten durch einen riesigen Mückenschwarm: Man braucht keine Gedanken an Ohr-Eindringlinge verschwenden.

Stimme statt Display
Bedient wird der Walkman mittels Knöpfen an der Unterseite der beiden Ohrteile. Play/Pause, Vor/Zurück, Lauter/Leiser und Shuffle oder nicht Shuffle, das sind hier die Optionen. Ob man während des Tragens den richtigen Knopf erwischt hat, merkt man an einem Piepsen (bei Vor/Zurück), der Lautstärke (eh klar) oder einer sexy Frauenstimme, die einem "Play" oder "Shuffle on" ins Ohr haucht. Zwischen Musik-Ordnern wechselt man mit Druck auf die Vor/Zurück-Wippe für mehr als eine Sekunde, wobei man von der Frauenstimme mit "Next Folder" bzw. "Previous Folder" informiert wird. An und Aus geschalten wird das Gerät mit einem Schieberegler am rechten Ohrteil.

Hält man den Play-Knopf länger als eine Sekunde gedrückt, wechselt man in den so genannten "Zappin"-Modus, eine Vorschau-Funktion, bei der nur die ersten vier Sekunden jedes Musik-Titels angespielt werden. Drückt man während der Zappin-Wiedergabe abermals länger als eine Sekunde die Play-Taste, werden aus vier Sekunden 15 Sekunden Vorschau. Die Frau sagt "Zappin long", beim Zurückwechseln "Zappin short". Will man einen der auf diese Weise durchstöberten Titel weiterspielen lassen, drückt man wiederum kurz auf Play. Das alles klingt auch in der Bedienungsanleitung kompliziert, ist in der Praxis aber einfach.

Hantieren am Ohr
Von außen gesehen, greift man sich bei der Bedienung ständig ans Ohr. Das ist vielleicht am Anfang ungewohnt, gibt einem andererseits auch dieses gewisse Auftreten von Security-Menschen - die sich zumindest in Filmen ebenfalls ständig an ihren unauffälligen Ohr-Stecker greifen müssen um Kommunikations-Vorgänge zu signalisieren. Vorausgesetzt man hat einen mentalen Überblick über die geladene Musiksammlung, wird man nicht lange mit den Tasten des Walkman hantieren müssen. Wer einen spezifischen Titel sucht, wird schon länger am Ohr unterwegs sein. Wer gar einen spezifischen Titel-Ausschnitt sucht, kann lange suchen, denn innerhalb eines Titels vor- oder zurückspulen kann man mit dem Gerät nicht.

Die Soundqualität des Sony Walkman NWZ-W263 lässt nichts zu Wünschen übrig. Wenn man während des Radfahrens durch ein Geräusch, das scheinbar von hinten heranrauscht, erschreckt wird, das Rad verreißt, dann aber merkt, dass das Geräusch Teil des Songs ist, den man gerade hört, ahnt man: Die Tontechniker haben ihre Sache gut gemacht. Erfreulicherweise lässt sich die Lautstärke etwas höher drehen als bei den meisten Smartphones. Das kommt gelegen, wenn man stärkeren Gegenwind hat. Drückt man den In-Ear-Knopf ein wenig ins Ohr, wird der Bass stärker. Im Normalfall verharrt das Ohrteil jedoch nicht in dieser Position, der Bass ist aber auch in normaler Trageposition okay.

Akku und Datentransfer
Bei Voller Ladung liefert der Akku des Walkman acht Stunden lang Strom. Von 0 auf 100 Prozent Ladestand benötigt das Gerät eineinhalb Stunden. Hat man nur drei Minuten Zeit, kann man dem Player immerhin Saft für eine Stunde Musikwiedergabe verschaffen. Über den Ladestand wird man am Gerät durch eine LED informiert, die während des Betriebs alle fünf Sekunden aufleuchtet. Die Farbe ändert sich je nach Füllstand von Grün auf Orange und Rot. Ist der Akku endgültig leer, blinkt die LED schneller, der Player spielt sein letztes Lied in Form eines Signaltons und gibt dann den Geist auf.

Einziger Zugang zum Walkman ist ein miniUSB-Port am rechten Ohrteil. Dessen robuster Ausführung traut man wasserabweisende Fähigkeiten durchaus zu. Verbindet man den Player mit dem Computer, wird der Player als Massenspeicher erkannt und sein Akku aufgeladen. Der Dateitransfer funktioniert mit Drag and Drop in den Musik-Ordner angenehm simpel. Alternativ kann man den Musik-Import und -Export auch mit Windows Media Player oder iTunes durchführen. Für letzteres befindet sich eine Setup-Datei im Player-Verzeichnis, die ein kleines Programm namens "Content Transfer" installiert, das die Datenübertragung aus iTunes unterstützt.

Fazit
Der Sony Walkman NWZ-W263 überzeugt durch seine Kompaktheit. Wer sich an einen Mediaplayer ohne Display und In-Ear-Knöpfe gewöhnen kann, wird damit seine Freude haben. Das Gerät sitzt gut und klingt gut. Durch die Bauweise integrierter Player und Kopfhörer entsteht beim Transport kein Kabelsalat. Der Funktionsumfang des Players bleibt bescheiden. Wer sich neben Play und Pause die Anordnung von Titeln nach unterschiedlichen Kriterien wünscht, eine Suchfunktion, Favoriten-Listen, Equalizer oder anderes, ist mit einem klassischen Mediaplayer oder seinem Smartphone besser dran.

Preislich ist der Walkman im Mittelfeld angesiedelt. Im Handel findet man ihn im Bereich 70 bis 75 Euro. Zum Vergleich: Der ebenfalls displaylose iPod shuffle mit 2 GB Speicher kostet 50 Euro. Der iPod nano mit 8 GB kommt auf 120 Euro. Der Formfaktor des Sony-Geräts wird allerdings momentan von keinem anderen bekannten Hersteller geboten.

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David Kotrba

Ich beschäftige mich großteils mit den Themen Mobilität, Klimawandel, Energie, Raumfahrt und Astronomie. Hie und da geht es aber auch in eine ganz andere Richtung.

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