© KnowRoaming

KnowRoaming: SIM-Sticker soll beim Roaming Geld sparen

KnowRoaming: SIM-Sticker soll beim Roaming Geld sparen

Das KnowRoaming-Konzept klingt beinahe schon zu einfach, um wirklich funktionieren zu können. Man klebt einen kleinen Sticker auf die eigene SIM-Karte und spart dadurch im Ausland Geld. Bei dem Sticker handelt es sich um eine eigenständige SIM-Karte von KnowRoaming, die sich im Ausland aktiviert und mit den Partnernetzen des Unternehmens verbindet. Kommt man wieder nach Hause, telefoniert man vollautomatisch wieder wie gewohnt mit seiner normalen SIM.

Aufgrund der SIM-Sicherheitsvorkehrungen kann KnowRoaming die eigene SIM auch nicht emulieren, sondern lässt sie bei Bedarf durch, wie CEO Greg Gundelfinger im Gespräch mit der futurezone erklärt: “Wir leiten Informationen einfach weiter, wenn wir inaktiv sind”.

Durch den Sticker telefoniert man im Ausland (im Idealfall) günstiger, als man es mit den Roaming-Gebühren seines Netzbetreibers tun würde. Bezahlt wird über das eigene KnowRoaming-Profil, das man mittels Kreditkarte aufladen kann. Durch das Prepaid-Prinzip sollen so Kostenfallen vermieden werden.

Der Sticker kann online bestellt werden und kostet knapp 30 Dollar (27 Euro). Aktiviert man den Sticker sofort, bekommt man 15 Dollar davon sofort als Guthaben auf sein KnowRoaming-Konto gutgeschrieben.

Mobilfunkbetreiber begrüßen den Dienst

Lokale Mobilfunker sehen den Dienst nicht als Konkurrent, wie Gundelfinger gegenüber der futurezone angibt. Demnach begrüßen Mobilfunkbetreiber KnowRoaming sogar. “Unsere Kunden sind solche, die Roaming im Ausland für gewöhnlich ausschalten würden, oder sich eine lokale SIM-Karte besorgen würden. Mobilfunker sehen unseren Sticker als einen innovativen Mechanismus, ihren Service auszubreiten.”

Im Fokus des Start-ups stehen laut Gundelfinger derzeit vorwiegend Kunden in englischsprachigen Ländern, weswegen die dazugehörige App derzeit nur in Englisch verfügbar ist. Nutzbar ist KnowRoaming jedoch bereits in zahlreichen Ländern weltweit und man arbeite derzeit auch daran, die App in mehreren Sprachen anzubieten.

Die futurezone hat KnowRoaming ausprobiert und überprüft, wann und ob man damit wirklich billiger kommt.

Das Aufkleben des Stickers

Der SIM-Sticker kommt in einer kleinen Plastikbox und wird mit einer Vorrichtung ausgeliefert, die das Aufkleben so einfach wie möglich gestalten soll. Um den Sticker aufzutragen, muss man seine SIM-Karte zuerst in einen zugeschnittenen Pastikrahmen geben, in dem der Sticker bereits korrekt ausgerichtet ist. Anschließend drückt man mit einem beiliegenden Werkzeug die SIM an dem Sticker fest. Im futurezone-Test dauerte das Auftragen des Stickers weniger als eine Minute.

Bedenken muss man, dass die SIM mit dem Sticker minimal dicker ist als ohne. Je nach Handy, könnte das zu Problemen führen, die SIM-Karte einzusetzen. Im Test war es zwar immer möglich, die SIM trotzdem einzusetzen, das Herausbekommen gestaltete sich jedoch oft eine Spur schwieriger als ohne Sticker.

Wenn man sein Android-Handy mit der beklebten SIM startet, erscheint ein eher seltenes Notification-Symbol in der Benachrichtigungsleiste. Es ist das Icon des SIM-Toolkits, das in der Regel auf jedem Gerät vorinstalliert ist. In der Benachrichtungsleiste wird an der entsprechenden Stelle entweder “Home” oder “KnowRoaming” angezeigt, je nachdem, ob der Sticker derzeit aktiv ist.

Ist der Sticker aktiv, verhält er sich im Grunde wie eine völlig eigenständige SIM-Karte. Der einzige Unterschied ist, dass die Nummer, die dem Gegenüber bei ausgehenden Anrufen angezeigt wird, die eigene Nummer ist.

Umgekehrt ist man unter seiner tatsächlichen Nummer im Ausland jedoch standardmäßig nicht erreichbar, außer, man kauft über die KnowRoaming-App den Zusatzdienst “ReachMe”, der knapp vier Euro im Monat kostet. Ist dieser Dienst aktiviert, kann man auch im Ausland wie gewohnt unter seiner Nummer angerufen werden. Nimmt man Anrufe an, entstehen jedoch natürlich auch die entsprechenden Kosten.

Die App

Um KnowRoaming zu nutzen, benötigt man die kostenlose App, die sich im jeweiligen App Store findet. Dort muss man sich mit seiner E-Mail-Adresse und der Seriennummer des KnowRoaming-Stickers registrieren. Anschließend kann man sein Guthaben via Kreditkarte aufladen. Der geringste Betrag, den man aufladen kann, beträgt 25 US-Dollar, der Maximalbetrag liegt bei 150 Dollar. Wahlweise kann man außerdem festlegen, dass sich das KnowRoaming-Konto automatisch laden soll, wenn das Guthaben einen gewissen Wert unterschreitet. Auf diese Option sollte man jedoch nach Möglichkeit verzichten, da das Prepaid-Prinzip einen guten Schutz vor ungewollt hohen Rechnungen darstellt.

Neben der Möglichkeit, das Konto aufzuladen, hat man in der App auch eine detaillierte Aufstellung aller entstandenen Kosten, egal ob Sprache, SMS oder Daten. Darüber hinaus kann man sich die Tarife für alle unterstützten Länder ansehen und spezielle Pakete (Details dazu unter “Tarife”) kaufen.

Die Tarife

Die KnowRoaming-Tarife sind sehr schwer zu durchschauen, da es dabei immer einen Unterschied macht, in welches Land man anruft und ob es sich bei dem gewünschten Anschluss um Festnetz oder Mobilfunk handelt. Außerdem besteht ein Unterschied, ob das Gespräch direkt aufgebaut werden soll, oder ob man die sogenannte Callback-Funktion nutzt. Dabei wird die Verbindung über einen Umweg aufgebaut: Man wählt die gewünschte Nummer und bekommt wenige Sekunden später einen Rückruf. Hebt man ab, ertönt erst der Freiton, bzw. es läutet beim Gegenüber. Callback ist bei KnowRoaming standardmäßig aktiviert und bietet dabei immer die günstigste Möglichkeit, zu telefonieren.

Das Nutzen der KnowRoaming-SIM im Ausland macht natürlich nur dann Sinn, wenn man sich auch tatsächlich Geld beim Telefonieren bzw. beim Surfen sparen kann. Die futurezone hat einige Stichproben gemacht und verglichen, was von den jeweiligen Reisezielen ein ausgehendes Gespräch zu einer Mobilfunknummer in Österreich kostet. Spezielle Roaming-Pakete oder Roaming-Tarife der Mobilfunker werden in dieser Rechnung nicht berücksichtigt.

Als Vergleichswert wurde der Callback-Tarif von KnowRoaming herangezogen, da die Funktion standardmäßig eingeschaltet ist. Da die KnowRoaming-Tarife in US-Dollar angegeben sind, muss für den Vergleich außerdem zuerst in Euro umgerechnet werden. Als Wechselkurs wird der Tageswert beim Verfassen des Artikels von 0,88664 EUR angenommen.

KnowRoaming (Callback) A1 Drei T-Mobile
Deutschland 0,13 Euro 0,228 Euro 0,228 Euro 0,228 Euro
USA 0,14 Euro 1,50 Euro 1,50 Euro 1,99 Euro
Thailand 0,29 Euro 4,99 Euro 1,50 Euro 3,49 Euro

Bei den Datenverbindungen wird der Preis eines Megabyte als Vergleichswert herangezogen:

KnowRoaming A1 Drei T-Mobile
Deutschland 0,13 Euro 0,228 Euro 0,228 Euro 0,228 Euro
USA 0,09 Euro 19,90 Euro 5 Euro 15,36 Euro
Thailand 0,27 Euro 19,90 Euro 5 Euro 15,36 Euro

Wahlweise bietet KnowRoaming auch eine Daten-Flatrate an, mit der man um 7,10 Euro 24 Stunden unbegrenzt Surfen kann.

Roaming-Pakete als Alternative

Ohne KnowRoaming-Sticker hat man noch die Möglichkeit, bei seinem eigenen Mobilfunker vor seiner Reise ein Roaming-Paket zu buchen. Angeboten werden diese Pakete jedoch nur bei den großen Providern A1, Drei und T-Mobile. Bei den virtuellen Discount-Betreibern gibt es derartige Pakete in der Regel nicht.

Teilweise kommt man mit den Paketen in EU-Ländern meist günstiger, als mit den KnowRoaming-Tarifen, allerdings auch nicht immer. Entscheidet man sich etwa für das günstigste A1-Datenpaket mit 150 MB um 19,90 bezahlt man pro MB 13 Cent, einen Cent mehr als bei KnowRoaming regulär. Beim nächstgrößeren A1-Paket mit 300MB um 29,90 kommt man pro MB lediglich auf 10 Cent.

Drei bietet ein Einmalpaket an, das eine Woche gültig ist und 50MB um sechs Euro enthält. Rechnet man das auf den Preis pro MB aus, kommt man auf 12 Cent. T-Mobile bietet 200MB für sieben Tage um 20 Euro an, kommt also auf 10 Cent pro MB.

Durch die Roaming-Pakete wird das Surfen zwar deutlich billiger, allerdings heißt es auch hier aufpassen, da die Angebote nur in EU-Ländern gelten. Außerdem sollte man besonders bei Daten den Überblick behalten, wie viel man verbraucht, da nach Ablauf der Freimenge wieder nach regulärem Tarif abgerechnet wird.

Verbraucht man das Paket außerdem nicht zur Gänze, wird dennoch der volle Preis abgerechnet. Darüber hinaus muss man die Roaming-Pakete etwa bei A1 wieder stornieren, damit sie nicht automatisch weiter verlängert werden.

In der Praxis

In der Praxis hat KnowRoaming im futurezone-Test so funktioniert, wie angegeben. Verlässt man das Heimnetz in Österreich, springt verlässlich die KnowRoaming-SIM an und schaltet den Betrieb ein. Wahlweise kann man in der App auch festlegen, dass KnowRoaming manuell aktiviert bzw. deaktiviert werden muss. Direkt in der App hat man auch Zugriff auf eine detaillierte Tarifübersicht. Dabei muss man lediglich angeben, in welchem Land man sich befindet und in welches Land man telefonieren möchte.

Etwas problematisch war es dann nur, eine Internetverbindung im Ausland herzustellen. Teilweise war es notwendig, einen neuen Access Point anzulegen. Das ist relativ simpel gestaltet, so muss man dabei lediglich “knowroaming” als Namen angeben. Eine Anleitung, wie genau man vorgeht, gibt es darüber hinaus in der App.

Im Praxistest in Ungarn, der Schweiz, Deutschland und den USA war die Geschwindigkeit jeweils ausreichend und lag in der Regel zwischen vier und sechs Mbit/s. Derzeit bietet KnowRoaming laut eigenen Angaben lediglich 3G-Geschwindigkeiten an, LTE will man in Zukunft ebenfalls unterstützen.

Fazit

KnowRoaming ist ein interessantes Konzept, das im futurezone-Test auch tatsächlich so funktionierte, wie versprochen. Ist man viel im Ausland unterwegs, kann man sich mittels des kleinen Stickers viele Schwierigkeiten und Kosten ersparen. Durch das automatische Aktivieren der SIM und dem Prepaid-Konzept ist man relativ sicher vor Schockrechnungen, auch dann, wenn man im Ausland surft und telefoniert.

Auch die Möglichkeit, gegen eine geringe monatliche Gebühr unter der eigenen Nummer erreichbar zu bleiben, ist ein durchwegs sinnvolles Feature und außerdem hat man dadurch einen klaren Vorteil gegenüber lokalen SIM-Karten, die man sich bei längeren Aufenthalten im Ausland ebenfalls holen kann.

Auch preislich ist KnowRoaming attraktiv und bei den Stichproben, die die futurezone durchgerechnet hat, immer billiger als der reguläre Roaming-Tarif der österreichischen Mobilfunker. Besonders dann, wenn man außerhalb der EU unterwegs ist, spart man sich eine schöne Summe Geld, speziell bei Datendiensten.

Etwas anders sieht es innerhalb der EU bei den Roaming-Paketen aus, jene sind teilweise günstiger als KnowRoaming. Nachteile sind etwa der Umstand, dass man die Pakete teilweise manuell wieder abmelden muss und immer den vollen Preis bezahlt, egal, wie viel man davon verbraucht.

Ein Nachteil an KnowRoaming ist die die relativ komplizierte Tarifstruktur. Zwar sind die Kosten in der App übersichtlich dargestellt, jedoch gibt es insgesamt viel zu beachten. Dennoch schützt das Prepaid Konzept vor allzu unangenehmen Überraschungen.

Kompatibel ist KnowRoaming mit iPhones (ab 4), Android (ab 4.0) und Windows Phones. BlackBerrys werden nicht unterstützt. Damit das Handy die fremde SIM zulässt, muss es offen für alle Netze sein.

Ferngespräche und Unternehmen als zukünftiges Geschäft

Als Zukunftsmarkt sieht der KnowRoaming-CEO vor allem Ferngespräche, die in ausgewählten Ländern bereits angeboten werden, in Österreich aber noch nicht. Dabei aktiviert sich die KnowRoaming-SIM automatisch, wenn man eine internationale Nummer wählt. “Das ist ein nahtloser Übergang”, so Gundelfinger. Schon jetzt ist es auch möglich, die KnowRoaming-SIM manuell in Österreich zu aktivieren, um so günstige Gespräche ins Ausland zu führen.

Vorstellen könne man sich auch, den Sticker für Unternehmen anzubieten. Dabei könnten die Mitarbeiter den Sticker auf ihre private SIM-Karte kleben. Anschließend aktiviert sich die Arbeits-SIM-Karte von neun bis 17 Uhr automatisch, davor und danach ist es die private SIM. Wann man mit derartigen Features starten will, ist jedoch noch unbekannt.

Hat dir der Artikel gefallen? Jetzt teilen!

Thomas Prenner

ThPrenner

Beschäftigt sich mit Dingen, die man täglich nutzt. Möchte Altes mit Neuem verbinden. Mag Streaming genauso gern wie seine Schallplatten. Fotografiert am liebsten auf Film, meistens aber mit dem Smartphone.

mehr lesen
Thomas Prenner

Kommentare