Logitech G910
Logitech G910
© Logitech

Test

Logitech G910: Mechanische Gaming-Tastatur mit Handyhalter

Leidenschaftliche PC-Spieler wissen, dass eine gute Maus alleine nur die halbe Miete ist. Gerade bei Shootern will man eine Tastatur haben, deren Tasten schnell und zuverlässig ansprechen. Deshalb setzen viele Gamer mittlerweile auf Keyboards mit mechanischen Schaltern. Peripherie-Hersteller, die sich auf Gaming-Hardware spezialisiert haben, liefern die passenden Geräte.

Bei Logitech ist es mittlerweile schon zweieinhalb Jahre her, seit das letzte mechanische Gaming-Keyboard erschienen ist. Mit der G910 (189 Euro, UVP) gibt es jetzt eine mechanische Tastatur im Premium-Preissegment mit beleuchteten Tasten. Die futurezone hat sie getestet.

Schwerer Kunststoff

Die G910 hat einen modernen Look, der im Vergleich zu anderen Gaming-Keyboards nicht allzu stark heraussticht. Auffällig ist die himmelblaue Handy-Halterung, die oben an der Tastatur herausgezogen werden kann.

Die G910 ist schwer und sehr gut gegen Verrutschen gesichert. Die Handballenauflage ist nicht gesteckt sondern verschraubt, was ein unbeabsichtigtes Lösen der Auflage beim Verschieben des Keyboards verhindert.

Beide Handballenauflagen - eine ist größer mit erweiterter Auflage für das Spielen mit den WASD-Tasten - bestehen aus dünnem Plastik, wodurch sie fragil wirken. Auch am Keyboard selbst dominiert Plastik. Das ist großteils auch in Ordnung, nur die Medientasten und die viel zu leicht gängige Lautstärkenwalze sehen und fühlen sich nicht hochwertig an.

Zudem hat die G910 kein geflochtenes USB-Kabel, was für eine 189 Euro teure Gaming-Tastatur eher ungewöhnlich ist. Auch auf zusätzliche USB- oder Headset-Anschlüsse verzichtet Logitech bei der G910.

Spielen statt tippen

Logitech G910
Ein deutlicher Unterschied zu anderen Gaming-Keyboards ist die Form der Tasten. Beim G910 sind der linke, rechte und obere Rand jeder Taste stark erhoben. Der linke und rechte erhobene Rand sind oben breiter, die ebene Fläche der Taste bildet so ein Trapez. Zusammen mit der Beschichtung, die sich fast schon klebrig anfühlt, ist ein Abrutschen von den Tasten fast unmöglich.

Die radikale Tastenform ist zwar toll fürs Spielen, aber schlecht für das Tippen. Beim schnellen Tippen erwischt man öfters mal die Tasten an den fast schon spitzen Rändern, was nicht nur unangenehm ist, sondern auch einen Anschlagen der Tasten verhindern kann. Dies kann auch beim Gaming passieren: Erwischt man die Taste etwas seitlich, kann es durch die stärkere Hebelwirkung passieren, dass die Taste fühlbar nachgibt aber nicht anschlägt.

Hat man sich nach ein paar Stunden an die Tasten gewöhnt, weiß man die zusätzliche Griffigkeit und Stabilität, die die höheren Ränder geben, zu schätzen. Bei den meisten Tasten zumindest. Bei der Enter- und Leertaste empfindet man die Form eher als störend.

Romer-G-Schalter

Die meisten mechanischen Keyboards für Gamer setzen auf Cherry-MX-Red-Schalter. Die G910 nutzt die von Logitech entwickelten Romer-G-Schalter. Der Hersteller verspricht ein schnelleres Auslös der Tasten, da die Auslösedistanz 1,5 mm ist, während die MX Red 2 mm haben. Der Widerstand beträgt bei beiden 45 Gramm.

Im direkten Vergleich ist die G910 leiser und der Anschlag fühlt sich weicher an. Das ist gewöhnungsbedürftig, wenn man zuvor eine mechanische Tastatur mit Cherry-MX-Schaltern genutzt hat. Schlussendlich ist es Geschmackssache: Hat man lieber einen weichen oder härteren Anschlag, bevorzugt man das satte Klacken der Tasten oder freut man sich, wenn es nicht bei jeder Fingerbewegung scheppert.

Beleuchtung

Beispiel für Tastenbeleuchtung
Die LED-Beleuchtung ermöglicht laut Logitech 16 Millionen Farben, wobei es in der Praxis schwer fällt, solch feine Nuancen optisch zu unterscheiden. Die Ausleuchtung der einzelnen Tasten ist gleichmäßiger als bei anderen Gaming-Tastaturen und sehr hell. Die Helligkeit kann nur über die Software reguliert werden. Auf der G910 gibt es lediglich eine Taste, um die Beleuchtung komplett auszuschalten.

Die Software ist nicht besonders benutzerfreundlich. Es ist nicht ausreichend erklärt, wie die Unterschiede der Modi Freestyle, Zonen und Befehle im Zusammenhang mit den Profilen funktionieren. Nach ein wenig herumprobieren hat man aber sein Wunsch-Setup, sofern dies mit den Limitationen der Software möglich ist, gefunden.

Im Modus Freestyle kann jede Taste individuell beleuchtet werden. Bei Zonen wählt man die Beleuchtung für Tasten-Cluster aus, wie etwa WASD oder 0 bis 9. Bei Befehle sind nur Tasten, für die Makros oder Shortcuts festgelegt wurden, beleuchtet. Und dann gibt es noch Effekte, bei denen die Tastatur in Regenbogen-Farben erstrahlt oder nur die Taste aufleuchtet, die gerade gedrückt wurde. Viele der Effekte sind zwar witzig, irritieren durch die Beleuchtungsstärke aber zu stark beim Spielen.

Lästig ist, dass das Profil-System nur rudimentär implementiert ist. Befindet man sich im Modus Befehle, wird automatisch die Beleuchtung gewechselt, wenn man etwa Diablo 3 beendet und Battlefield 4 startet. Ist man allerdings im Modus Freestyle oder Zonen, ist es nicht möglich ein Beleuchtungsprofil für ein Spiel zu konfigurieren, das automatisch ausgeführt wird, wenn man das Spiel startet.

Makros und App

Heat Map
Immerhin funktioniert das Belegen der G1- bis G9-Makrotasten in der Software sehr gut. Mit den Tasten M1 bis M3 wird zwischen der Mehrfachbelegung der G-Tasten umgeschaltet. Mit der Taste MR können Makros On-the-Fly aufgezeichnet werden. In der Software gibt es noch die Heat Map. Diese zeichnet die Tastenanschläge auf und stellt farblich dar, wie oft welche Taste gedrückt wurde.

Die G910 hat nicht nur eine Handyhalterung, um während dem Spielen Anrufe und SMS im Auge zu behalten. Über die Arx-Control-App für iOS und Android wird das Smartphone zum Zusatzdisplay beim Spielen. Das Smartphone wird lediglich in die Halterung gelegt. Einen Stecker oder Schaumstoff zur Fixierung gibt es nicht. Breite Smartphones sitzen relativ stabil in der Halterung, bei schmalen Geräten ist es eine wackelige Angelegenheit. Das Ablegen des Smartphones im Breitbild-Format ist keine Alternative, da die Smartphone-App nur hochformatig funktioniert.

Smartphone und App ersetzen das Display, das Logitech in Gaming-Keyboards, wie dem G19s, verbaut hat. Das ist gut so, weil die Bildqualität der Displays meistens nicht besonders gut war und die Steuerung der Inhalte träge und mühsam war.

Derzeit ist der Funktionsumfang von Arx Control noch eingeschränkt. Man kann Spiele starten die in der Profil-Liste sind, die Belegung der Makro-Tasten anschauen, den Mediaplayer und die Lautstärke kontrollieren und Einstellungen an der Maus vornehmen, falls diese ebenfalls von Logitech ist. Arx-Control-Erweiterungen von Drittanbietern sind derzeit noch rar gesät, weshalb die Nutzung als Second Screen, etwa für das Anzeigen der aktuellen Score oder der Map, entfällt. Teamspeak, Steam-Freunde oder andere Chat-Lösung werden derzeit nicht unterstützt.

Fazit

Logitech G910
Die G910 ist ein gutes Gaming-Keyboard. Wird der Computer aber auch zum Arbeiten verwendet, speziell zum Tippen längerer Texte, ist das G910 keine gute Wahl. In diesem Fall sollte man sich eher das Razer BlackWidow Chroma oder Corsair K95 RGB ansehen, bei denen die Tasten weniger aggressiv geformt sind.

Diese beiden Keyboards wirken aufgrund der verwendeten Materialen und des geflochtenen USB-Kabels hochwertiger als das Logitech G910. Dafür ist aber die Beleuchtung der Tasten weniger gleichmäßig.

Gamer, die zwar mit mechanischen Tastaturen liebäugeln, aber noch unschlüssig sind für welches Modell sie gut 200 Euro investieren wollen, sollten die G910 einmal ausprobieren. Die etwas leiseren mechanischen Schalter und ungewöhnlich geformten Tasten könnten genau den persönlichen Geschmack treffen.

Hat dir der Artikel gefallen? Jetzt teilen!

Gregor Gruber

Testet am liebsten Videospiele und Hardware, vom Kopfhörer über Smartphones und Kameras bis zum 8K-TV.

mehr lesen
Gregor Gruber

Kommentare