Motorola Razr 40 Ultra im Test: Soll das die Handy-Zukunft sein?
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr!
Als Motorola das neue Razr 40 Ultra präsentiert hat, haben die Bilder von dem Gerät für ziemliches Aufsehen gesorgt. Vor allem der Außenbildschirm, der sich im zusammengeklappten Zustand nahezu über die gesamte Breitseite zieht, ließ die Erwartungen an das Gerät hochkochen.
Aber nur weil er gut aussieht, muss der Screen im Alltagseinsatz nicht gleichzeitig auf viel Gegenliebe stoßen. Es kommt in erster Linie darauf an, wie die Usability dieses zusätzlichen Screens umgesetzt ist. Und das habe ich im Praxiseinsatz herausgefunden, was mich ziemlich ratlos zurückgelassen hat.
Pro & Contra
Pro
- Sieht schick und stylish aus
- Außen-Display als wahrer Hingucker
- Externer Screen in manchen Situationen praktisch
Contra
- Kameraqualität nur mäßig
- Viele Apps am Außenbildschirm unbrauchbar
- Zu hoher Preis für diese Ausstattung
21 Bilder
Tolles Design
Stylish, modern und futuristisch - ungefähr so könnte man meinen Ersteindruck von dem Motorola Razr 40 Ultra beschreiben. Es sieht flott aus, liegt gut in der Hand und ist für ein faltbares Smartphone weitgehend makellos verarbeitet.
Durch den Aluminiumrahmen wirkt das Gerät robust und hochwertig zugleich. Die halbseitig aufgeraute Rückseite wirkt da etwas deplatziert, macht aber Sinn, weil das Handy dadurch nicht aus der Hand gleitet.
Gegenüber anderen Klapp-Handys wie dem Samsung Galaxy Z Flip 4, dem Oppo Find N2 Flip oder dem Huawei P50 Pocket unterscheidet sich der Formfaktor des Razr 40 Ultra kaum. Das Razr hat in etwa dieselbe Größe und dasselbe Gewicht.
➤ Mehr lesen: Alle Details zu Samsung Galaxy Fold 5 und Flip 5 geleakt
Technische Spezifikationen
Motorola Razr 40 Ultra
- Maße aufgeklappt: 170,8 x 74 x 7 Millimeter, 188,5 Gramm
- Maße zusammengeklappt: 88,4 x 74 x 15,1 Millimeter
- Innen-Display: 6,9 Zoll, LTPO AMOLED, 165 Hz, 1.080 x .2640 Pixel, HDR10+, 1.400 nits (peak)
- Außen-Display: 3,6 AMOLED, 144 Hz, 1.056 x 1.066 Pixel, HDR10+, 1100 nits (peak) Gorilla Glass Victus
- Kamera:
- 12 MP Hauptkamera: f/1.5, 1/2.55", 1.4µm, PDAF, OIS
- 13 MP Weitwinkelkamera: f/2.2, 1/3", 1.12µm, AF
- Video: 4K@60fps
- Selfie-Kamera: 32 MP, f/2.4, 0.7µm, 4K@60fps
- Prozessor: Snapdragon 8+ Gen 1 (4 nm)
- Speicher: 8/256 GB, UFS 3.1
- Akku: 3.800 mAh, 30 Watt Charging, 5 Watt kabelloses Laden,
- Software: Android 13
- Sonstiges: 5G, NFC, Wlan 802.11 a/b/g/n/ac/6e, Bluetooth 5.3, kein Kopfhöreranschluss
- Farben: Infinite Black, Glacier Blue, Viva Magenta
- Preis: gesehen ab 1.189 Euro
Der riesige Außen-Screen
Wo sich das faltbare Moto aber deutlich von der Konkurrenz abhebt, ist der riesige Außenbildschirm, der sich im zusammengeklappten Zustand praktisch über die gesamte Außenseite zieht. Dabei handelt es sich nicht um einen abgespeckten Zweit-Screen oder einen Smartwatch-ähnlichen Zusatzbildschirm, der in seinem Funktionsumfang stark eingeschränkt ist.
Nein - das externe Display des Razr 40 Ultra ist ein vollwertiger Touchscreen, der ganz normal wie ein herkömmlicher Smartphone-Bildschirm genutzt werden kann. Das ist Fluch und Segen zugleich, wie sich im Alltagseinsatz rasch herausstellt.
Zunächst noch etwas Positives: Der 3,6 Zoll große Screen ist von hervorragender Qualität, hat eine Refresh-Rate von 144 Hz, eine hohe Auflösung von 1.056 x 1.066 Pixel und ist mit 1.100 nits (Peak) hell genug, um auch im Sonnenlicht sämtliche Inhalte ohne Probleme entziffern zu können.
➤ Mehr lesen: Pixel Fold im Test - Googles faltbarer Versuch
Probleme und Problemchen
Wie es für solche Außen-Displays üblich ist, eignen sie sich perfekt für die Darstellung von Notifications, von Datum und Uhrzeit, der Wettervorschau sowie zur Steuerung der Musikwiedergabe und Ähnlichem. Bei Außen-Screen-Features, die darüber hinausgehen, beginnt es mit Problemen und Problemchen.
Das äußere Display ist in verschiedene Kategorien zur Schnellauswahl unterteilt: Apps, Zifferblatt für Anrufe, Kalender, Wetter, Games, Google News und Spotify. Diese Kategorien lassen sich de- und aktivieren, personalisieren kann man allerdings nur, welche Anwendungen unter Apps angezeigt werden.
Kalender, Wetter und Dial-Pad funktionieren einwandfrei und sind ebenso wie die Darstellung von Notifications wunderbar an den Außenbildschirm angepasst. Kein Wunder, denn diese Art Widgets stammen von Motorola selbst. Eine freie Widget-Wahl oder Widgets von Drittanbietern gibt es nicht.
Doch nicht ganz so toll
Bei Spotify hat man lediglich Zugriff auf den aktuell laufenden Song sowie die vorgefertigten Daily-Playlisten. Das ist zwar praktisch, aber der Funktionsumfang lässt ziemlich zu wünschen übrig. Am Ende muss man das Handy dann doch wieder aufklappen, um die Musikwiedergabe einstellen zu können.
Bei den Apps am Außen-Screen wird es dann ziemlich tricky. Zunächst muss im Einstellungsmenü für jede Anwendung einzeln ausgewählt werden, ob sie am externen Display angezeigt werden soll. Außerdem kann man einstellen, ob eine App automatisch auf den Außenbildschirm wandert, wenn man das Handy zuklappt und die App gerade aktiv ist.
Es ist zwar lobenswert, dass man hier frei entscheiden kann, der Usability sind solche zwingend notwendigen Einstellungen allerdings alles andere als zuträglich. Noch deutlich schlechter für die User-Experience ist jedoch die Art und Weise, wie manche Apps auf dem Außen-Screen dargestellt werden.
Brauchbar und unbrauchbar
Brauchbar auf dem kleineren Bildschirm wird etwa Google Maps angezeigt, sodass das schnelle Navigieren einwandfrei klappt, ohne das Handy aufklappen zu müssen. Auch ein Blick in die Gmail-Inbox, einen Song auf Sonos auswählen oder etwas mit dem Taschenrechner ausrechnen, kann ohne Weiteres über den kleinen Screen erledigt werden.
Die allermeisten Apps werden auf dem Außenbildschirm allerdings derart zusammengestaucht, dass sie mehr oder weniger unbrauchbar werden, weil sich Schaltflächen überlagern oder Inhalte beschnitten werden. Bestes Beispiel hierfür ist WhatsApp und jede andere App, bei der man die Tastatur benötigt.
WhatsApp-Nachrichten können auf dem 3,6 Zoll Display noch einigermaßen gelesen werden. Will man aber auf eine Nachricht antworten, poppt die Tastatur auf und nimmt die komplette Screen-Fläche ein. Man kann zwar tippen, sieht aber nicht, was man gerade tippt. Um zu kontrollieren, ob man eh keinen Schreibfehler eingebaut hat, muss die Tastatur minimiert werden.
Alles in allem sieht das flächenfüllende Außen-Display supercool aus, kann aber mit seiner Usability leider nicht überzeugen. Nur bei wenigen Apps und Anwendungsfällen bringt der Screen einen Mehrwert. Oft ist die Bedienung darüber derart behäbig und umständlich, dass man das Handy ohnehin lieber aufklappt.
Der Innen-Screen mit dem Höcker
Wenn man das tut, blickt man auf ein hochwertiges 6,9 Zoll LTPO-AMOLED mit einer extremen Refresh-Rate von 165 Hz (die leider von kaum einer App unterstützt wird) und einer maximalen Helligkeit von 1.400 nits - keine schlechten Werte. Auch an der Darstellung gibt es nicht allzu viel auszusetzen. Aber …
Auch wenn man sie kaum sieht, stören mich die Höcker in der Bildschirmmitte beim Scharnier. In erster Linie machen sich die Unebenheiten beim Drüber-Scrollen unangenehm bemerkbar. Wer so wie ich die Gestensteuerung nutzt, wird sich vermutlich an den erhöhten Rändern stören, die das Display einfassen und vor allem beim Scharnier ziemlich spitz und scharf sind.
Mit den Displays von herkömmlichen High-End-Smartphones können die flexiblen Bildschirme einfach nicht mithalten. Bei der Darstellung mag es an Nuancen liegen. Was mich aber am meisten nervt, ist die Beschichtung des Screens. Dieser ist ständig schmutzig, schmierig und mit Fingerabdrücken übersät, auch wenn man ihn in kurzen Abständen reinigt.
Mäßige Kamera
Wenn es nun um die Fotoqualität geht, könnte man behaupten, dass ein solches Handy wohl niemand wegen der Kameraqualität kauft. Das mag eventuell auch zutreffen. Wer aber 1.189 Euro für ein Smartphone ausgibt, sollte sich schon eine hochwertige Kamera erwarten dürfen. Gemessen am hohen Preis ist die Fotoqualität des Razr 40 Ultra leider ziemlich enttäuschend.
Bei Tageslicht sind die Bilder mit der Hauptkamera noch passabel und fallen nicht allzu negativ auf. Dieselben Aufnahmen durch das Weitwinkelobjektiv betrachtet, zeigen dann doch einige Schwachstellen auf, über die man nicht so ohne Weiteres hinwegsehen kann. Farbdarstellung, Schärfe, Details und Kontrast sind hier ziemlich verbesserungswürdig.
Auch der Porträt-Modus kann nicht restlos überzeugen. Hier gibt es ebenso Probleme bei der Schärfe und manchmal wurde auf die falschen Stellen fokussiert. Praktisch ist, dass man für Selfies auch die Hauptkamera in Kombination mit dem Außen-Screen nutzen kann.
Viele, viele Beispielbilder
35 Bilder
Prozessor und Akku
Mehr erwarten könnte man sich auch beim Prozessor. Auch wenn der Qualcomm Snapdragon 8+ Gen 1 mehr als ausreichend Power an den Tag legt, sollte bei dem hohen Preis schon das aktuelle Qualcomm-Flaggschiff drin sein. Der Fingerprint-Sensor ist seitlich im Power-Button angebracht und funktioniert einwandfrei.
Wie lange der Akku durchhält, kommt sehr darauf an, wie oft man das Handy aufklappt und den großen Screen nutzt. So oder so ist das Razr 40 Ultra kein Akku-Wunder. Einen Tag sollte es aber mindestens durchhalten, ein zweiter Tag wird sich nicht ausgehen.
Beim Aufladen mit 30 Watt ist das faltbare Handy auch nicht allzu flott unterwegs. Immerhin kann es auch kabellos geladen werden, allerdings nur mit bis zu 5 Watt. Ladekabel und Netzteil sind übrigens im Lieferumfang enthalten.
Fazit
Das Motorola Razr 40 Ultra sieht extrem stylish aus. Wer es aus der Hosentasche zieht, dem sind zahlreiche neugierige Blicke gewiss. Auch mit einer Anfrage zu einer kurzen Vorführung von Außen-Screen-Nutzung, Auf- und Zuklappen muss man rechnen. Wem das 1.189 Euro wert ist, sollte sich das klappbare Moto kaufen. Alle anderen sollten es sich zumindest gut überlegen.
Bei der Kameraqualität kann das Razr 40 Ultra nämlich nicht wirklich überzeugen. Für diesen Preis bekommt man bei herkömmlichen Smartphones eine deutlich bessere Fotoqualität und auch ein Teleobjektiv. Ähnlich sieht es beim Hauptbildschirm aus und auch der Prozessor ist nicht am aktuellen Stand, wenn man in der High-End-Liga mitspielen will.
Der Außen-Screen ist zwar ein wahrer Hingucker und in manchen Situationen auch wirklich brauchbar. In vielen Fällen ist die Nutzung des externen Screens jedoch ziemlich frustrierend, sodass man sich ärgert und dann ohnehin auf den größeren Innenbildschirm wechselt.
Also wenn das die Handy-Zukunft sein soll, muss noch einiges verbessert werden. Ähnlich wie auf einem Tablet mit einem größeren Bildschirm muss die Darstellung der Apps auf den kleineren Außenbildschirm angepasst werden, damit die Nutzung des kleineren Displays auch sinnvoll sein kann. So wie es jetzt ist, ist es ein netter Versuch und ein lobenswerter Ansatz – mehr aber auch nicht.
Was hat die Konkurrenz zu bieten?
Wer auf das Außen-Display verzichten kann, sollte auch das Motorola Razr 40 in Betracht ziehen. Es hat zwar einen kleineren externen Bildschirm, ist aber ansonsten nahezu deckungsgleich ausgestattet und kostet nur 896 Euro.
Noch günstiger kommt man bei der Konkurrenz zu einem smarten Klapp-Handy: Das Samsung Galaxy Z Flip 4 kostet derzeit 649 Euro, ist aber auch schon ein Jahr auf dem Markt. Ende Juli wird Samsung übrigens die neueste Generation des Flip-Smartphones vorstellen.
Abseits davon gibt es noch das Oppo Find N2 Flip für 999 Euro und das Huawei P50 Pocket für 678 Euro. Das klappbare Huawei-Handy ist halt auch schon seit 2021 auf dem Markt und hat immer noch das Problem, dass keine Google-Dienste verwendet werden können.
Warum wir Partnerlinks einsetzen
Unsere Artikel entstehen in redaktioneller Unabhängigkeit. Die futurezone kann aber eine Provision erhalten, wenn ihr über einen der verlinkten Shops etwas kauft. Was das bedeutet, erfahrt ihr hier.
Kommentare