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Musik überall: Google Music im Test

Googles Musikdienst wurde im Rahmen der Entwicklerkonferenz I/O am 10. Mai 2011 angekündigt. Mit dem Service können User bis zu 20.000 Musikstücke auf die Server von Google laden und diese dann sowohl über einen Webbrowser-basierten Player als auch über Android-Smartphones mittels entsprechender App abspielen. Andere mobile Endgeräte werden ebenfalls unterstützt, sofern sie Flash-tauglich sind. Derzeit kann man ausschließlich seine eigenen Dateien hochladen, es ist nicht möglich, Musik direkt über den Dienst zu kaufen. Einmal hochgeladene Songs können auch nicht mehr heruntergeladen werden.

Aktuell befindet sich der Dienst in der geschlossenen Beta-Phase, die US-Einwohnern vorbehalten ist. In anderen Teilen der Welt gibt es zurzeit noch keine offizielle Möglichkeit, den Dienst zu nutzen. Mithilfe eines Umweges kann man Google Music Beta jedoch auch jetzt schon außerhalb der USA verwenden. Hierfür muss man über einen US-amerikanischen VPN-Server um eine Beta-Einladung ansuchen. Sofern man jene hat, wird die Herkunft nicht mehr über die IP-Adresse oder ähnliches überprüft. Teilnehmer der Beta können Music kostenlos nutzen, später soll der Dienst gebührenpflichtig werden. Zu welchem Preis ist aktuell noch nicht bekannt.

Die Funktionsweise
Sobald man bei Google Music angemeldet ist, kann man schon Musik hochladen. Das geschieht nicht manuell, sondern über den Google „Music Manager“. Die knapp 600 Kilobyte große Anwendung durchsucht wahlweise das eigene iTunes-Archiv, Windows-Media-Player-Archiv, oder einen manuellen Pfad nach vorhandener Musik. Sobald Dateien gefunden werden, beginnt der Upload auf die Google-Server. Die Software nutzt standardmäßig die volle Upload-Bandbreite aus, dies kann jedoch in den „Advanced“-Einstellungen reguliert werden.

Auf Wunsch kann der Music Manager einen bestimmten Ordner überwachen und Songs, die hinzugefügt werden, automatisch erkennen und gleich hochladen. Umgekehrte Synchronisation ist derzeit nicht möglich, wenn man also etwas aus dem Ordner löscht, wird es trotzdem nicht aus der Cloud entfernt.

Der Web-Player
Wenn Musik hochgeladen ist, kann man über music.google.com den webbasierten Player aufrufen. Das Design des Players ist, wie man es von Google gewohnt ist, aufgeräumt und reduziert. Die Funktionen beschränken sich auf das wesentliche und ähneln denen, des Amazon Cloud Players. Gleichzeitig bietet Google ein interessantes Zusatzfeature: Mit der Funktion „Instant Mixes“ wird auf Grundlage eines Songs eine Playlist mit anderen passenden Stücken generiert. Die Funktion ähnelt somit Apples „Genius“, das in iTunes integriert ist.

Ingesamt funktioniert der webbasierte Player problemlos, flüssig und stabil, man merkt der Software den Beta-Status kaum noch an.

Der Android-Player
Auch der Android-Player ist spartanisch gehalten, bietet aber Zugriff auf die wichtigsten Funktionen. So kann man entweder auf Artists, Albums, Songs oder Playlists zugreifen. Auch innerhalb der App kann man eigene Playlists erstellen, einschließlich der automatisch generierten Instant-Playlists. Die App verfügt außerdem über das Feature „Musik offline zugänglich machen“. Wer also in Gebieten mit schlechter Netzabdeckung oder im Ausland unterwegs ist, kann die Musik zuvor einfach temporär auf das Gerät herunterladen, wahlweise auch ausschließlich über eine WLAN-Verbindung. Beim Streamen oder Herunterladen über das Mobilfunknetz muss jedoch auch immer der Datenverbrauch im Auge behalten werden, sofern man über keine Flatrate verfügt.

Das Streamen funktioniert im Alltagsbetrieb zum größten Tei unterbrechnungslos, was aber natürlich auch vom jeweiligen Mobilfunk- beziehungsweise WLAN-Empfang abhängig ist. Die App selbst läuft teilweise noch etwas ruckelig. Hier muss Google nochmal nachbessern.

Die Applikation ist für Android-Geräte ab der Version 2.2 (FroYo) kostenlos erhältlich. Wenn man Google Music außerhalb der USA nutzt, kann man die App nicht direkt aus dem Market herunterladen, sondern muss sich die .apk-Datei anderweitig beschaffen.

Fazit
Google lässt mit seinem neuen Dienst nichts anbrennen. Die Funktionsweise ist simpel und die Bedienung ist intuitiv. Bis der Dienst jedoch die Beta-Phase verlassen kann, muss vor allem noch der Android-Client verbessert werden. Auch der Music-Manager könnte noch aufgepeppt werden, so wäre es etwa wünschenswert, wenn man komfortabler bestimmen könnte, welche Dateien hochgeladen werden sollen und welche nicht. Wie interessant die Lösung für die breite Masse ist, wird vor allem durch den Preis bestimmt werden. Da man von Google (auch im Hinblick zu Apples iCloud) Kampfpreise erwarten kann, bleibt die Entwicklung sehr spannend.

Pro

+ Intuitive Bedienung

+ Intelligente Playlists

+ Hohes Limit von 20.000 Songs.

+ Songs können in der Android App offline verfügbar gemacht werden

+ Beta-Phase ist komplett kostenlos.

Contra

- Songs können nicht heruntergeladen werden.

- App könnte noch Optimierungen vertragen.

- Beta offiziell nur in den USA verfügbar.

Alternativen
Wer seine Musik in der Wolke abspeichern will, hat aktuell eine große Anzahl an alternativen Anbietern zur Auswahl. AmazonsCloud Drive“ bietet etwa fünf Gigabyte kostenlosen Speicher an. Auch das Online-Versandhaus bietet einen webbasierten Player sowie einen Android-Client an, um Musik direkt abspielen zu können. Neben Musikdateien können hier noch jede Art von anderen Daten abgesichert werden. Im Gegensatz zu Googles Service, kann man bei Amazon sämtliche Musik nach dem Upload auch wieder herunterladen.

Eine andere Alternative ist T-Mobiles-Mediencenter. In jenem können neben Musik auch Fotos und Videos abgespeichert und auch bei Bedarf wieder heruntergeladen werden. 100 Gigabyte Speicherplatz kommen bei T-Mobile aktuell auf 60 Euro und das Streamen über das Mobilfunknetz wird bei T-Mobile-Kunden nicht vom Datenvolumen abgezogen.

Auch Apple hat bereits einen eigenen Dienst in den Startlöchern: iCloud soll für 25 US-Dollar im Jahr Platz für 25.000 Songs bieten. Auch hier soll die Musik auf verschiedenen Apple-Endgeräten verfügbar sein.

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Thomas Prenner

ThPrenner

Beschäftigt sich mit Dingen, die man täglich nutzt. Möchte Altes mit Neuem verbinden. Mag Streaming genauso gern wie seine Schallplatten. Fotografiert am liebsten auf Film, meistens aber mit dem Smartphone.

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