Netgear Orbi Voice im Test: Alexa macht das WLAN besser
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Mesh-WLANs sind wunderbar. Hat man eine größere Wohnung, ein Haus oder eine besonders verwinkelte Version der genannten, kriegt man auf diese Weise guten WLAN-Empfang in alle Zimmer. Der Nachteil: Ein Mesh-WLAN benötigt mindestens zwei Geräte (Basis und Satellit), statt nur einen WLAN-Router. Viele nutzen sogar eine Basis und zwei Satelliten.
Um die Anzahl an Geräten zu reduzieren, bzw. diese mit Mehrwert auszustatten, hat Netgear eine Idee gehabt. Orbi Voice ist nicht nur ein Satellit für das Orbi-Mesh-System, sondern auch ein smarter Lautsprecher mit Amazons Alexa.
Nerviges Einrichten
Orbi Voice richtet sich nur an User, die bereits ein Orbi-Mesh-WLAN von Netgear besitzen oder vorhaben, sich eines zu kaufen. Orbi Voice wird separat angeboten (329 Euro UVP, ab 270 Euro im Handel) oder im Set mit der Basisstation, um ein neues Mesh-WLAN aufzubauen (499 Euro UVP, ab 465 Euro im Handel). Orbi Voice ist nicht mit den Mesh-WLAN-Systemen anderer Hersteller kompatibel.
Ich habe Orbi Voice im Test mit einem bereits vorhandenen Mesh-WLAN (RBK23, zwei Satelliten) getestet. Das Einrichten war nervig. Während die frühere Installation des bereits vorhandenen Orbi-Mesh-WLANs recht gut klappte, war das Hinzufügen des Orbi Voice problematisch. Es sollte zwar einfach gehen, endete aber in einem 30-minütigen Kampf, der mit dem Zurücksetzen des Admin-Passwortes und Neueinrichten des kompletten WLANs endete.
Wird der Orbi Voice in der App als Satellit gefunden, ist der Rest einfach: Amazon-Konto verknüpfen, Alexa-App herunterladen. Nach weiteren 10 Minuten ist Alexa im Orbi Voice einsatzbereit.
Grau statt Weiß
Der Orbi Voice hat in etwa die gleiche Höhe wie die Orbi-Satelliten, ist aber schwerer und dicker. Der graue Stoffbezug ist nicht so meins. Das erinnert mich zu sehr an Sofas oder etwas, woran eine Katze seine Krallen wetzen wird. Angesichts des Preises wäre ein hochwertigerer Bezug besser gewesen. Vermutlich hätte es schon geholfen, wenn der Stoff Weiß wäre und damit eher die Farbe der Orbi-Satelliten trifft.
Die Bedienelemente befinden sich als berührungsempfindliche Tasten an der Oberseite. Es gibt eine Taste zum Lautlosschalten und eine um das Mikrofon abzuschalten. Die Lautstärke wird über eine Leiste durch Wischen eingestellt. Die Beleuchtung zeigt, wie hoch die Lautstärke eingestellt ist.
Oben verläuft noch rundherum eine LED-Leiste, wie bei den Orbi-Satelliten. Hört Alexa geradezu, leuchtet sie Blau. Ist das Mikrofon ausgeschaltet, leuchtet sie Rot. Die anderen Farben verraten den Status von Orbi Voice als Mesh-WLAN-Satellit. Im Gegensatz zum grauen Stoffbezug sind diese berührungsempfindlichen Tasten und die Beleuchtung durchaus stimmig.
Orbi Voice als Satellit
Abgesehen von der holprigen Einrichtung erfüllt der Orbi Voice brav seine Aufgabe als Mesh-WLAN-Satellit. Wie die anderen Orbi-Satelliten auch, gibt es an der Rückseite zwei Ethernet-Anschlüsse. So können Geräte mit schnellem Internet versorgt werden, die entweder keinen WLAN-Adapter oder nur einen 2,4 GHz-Adapter haben. Dazu gehören etwa Sonys PS4 oder ältere Smart-TVs.
Ein bisschen störend ist, dass das Netzteil von Orbi Voice noch größer als die ohnehin schon großen Netzteile der normalen Orbi-Satelliten ist. Dies muss man bei der Platzierung von Orbi Voice miteinberechnen.
Man muss sich auch im Klaren sein, dass Orbi Voice nicht nur die Vorteile von zwei Geräten, sondern auch die Nachteile verbindet. Gibt es eine Störung im Mesh-WLAN, etwa wenn sich die Satelliten neu synchronisieren, kann in diesem Zeitraum Alexa nicht genutzt werden. Deshalb dauert es auch lange, bis nach dem Aus- und Wiedereinschalten von Orbi Voice Alexa genutzt werden kann. Der Orbi Voice muss sich nämlich zuerst wieder ins Mesh-WLAN einklinken. Das kann mehrere Minuten dauern.
Orbi Voice als Smart Speaker
Der Orbi Voice kann alles genauso, was auch ein Amazon-Echo-Lautsprecher kann. Nach der Einrichtung über die Orbi-App wird die Alexa-App genutzt, um neue Skills hinzuzufügen oder Einstellungen vorzunehmen.
Die Spracherkennung funktioniert auch noch gut, wenn man in Zimmerlautstärke redet, solange man deutlich spricht. Im mehrwöchigen Testraum kam es zu ein paar Fehlaktivierungen, meist ausgelöst durch englischsprachige Serien oder Filme im Fernsehen, obwohl Alexa auf Deutsch genutzt wurde. Im Durchschnitt passierte es alle drei Tage einmal, dass Alexa sich unaufgefordert angesprochen fühlte.
Klangqualität
Der Orbi Voice kann ein Zimmer mit bis zu 30 Quadratmetern gut beschallen. Der Sound wird in alle Richtungen ausgestrahlt. Stellt man Orbi Voice in die Mitte des Zimmers, klingt der Ton in jeder Ecke gleichmäßig. Auch wenn Orbi Voice an einer Wand steht, kann er gut den Raum mit Musik erfüllen.
Das Problem ist nicht die Verbreitung der Töne, sondern die Töne selbst. Der Klang ist dumpf, ohne markanten Bass. Die Höhen sind nicht sehr ausgeprägt. Dem Klang fehlt es allgemein an Körper und Charakter. Er wird ein wenig fülliger, wenn man den Orbi Voice an eine Wand stellt (zB. auf ein Regal), aber viel hilft das nicht.
Die Schwäche in den Höhen wird bei klassischer Musik sehr hörbar. Die Bassschwäche ist wiederum bei Pop-Songs störend. Was hingegen annehmbar klingt ist Sprache und eher ruhigere Lieder von Sängern, die ohnehin kein großes Stimmspektrum haben. Hörbücher, Nachrichten, Justin Biebers „Love Yourself“ und Party-Ska klingen gut. Klassische Musik, Rock, Techno und Queen sind bestenfalls noch akzeptabel. In der Orbi-App gibt es zwar Equalizer-Einstellungen mit vorgefertigten Profilen, aber auch diese können die Defizite im Klang nicht ausreichend kaschieren.
Die maximale Lautstärke ist gut, allerdings nimmt die Tonqualität dabei sehr stark ab. Je nach Song sind 50 Prozent der maximalen Lautstärke schon grenzwertig. Wer gerne etwas lauter Musik hört, etwa um in der Wohnküche das brutzelnde Pfannengeräusch zu übertönen, muss Einbußen in der Klangqualität in Kauf nehmen.
Fazit
Die Idee des Orbi Voice ist sehr gut. Anstatt einen Mesh-Satelliten in der Wohnlandschaft zu verstecken, stellt man sich bewusst einen Smart Speaker rein = Alexa plus besseres WLAN. Aber selbst mit dem 2-in-1-Bonus ist es hart zu verdauen, dass ein smarter Lautsprecher um 329 Euro (bzw. 270 Euro im freien Handel) nur einen mittelmäßigen Klang liefert. Um den hohen Preis zu rechtfertigen, muss deshalb der Bedarf für beide Geräte vorhanden sein. Das heißt Orbi Voice ist eine Überlegung wert, wenn:
- man sich ein Mesh-WLAN-System und einen Alexa-Lautsprecher kaufen will
- man bereits ein Orbi-Mesh-WLAN mit 2 Satelliten hat, für das man einen dritten Satelliten und einen Alexa-Lautsprecher kaufen will
Trifft einer der zwei oben genannten Fälle zu: Gratuliere, ein Gerät eingespart. In allen anderen Fällen steigt man besser aus, wenn man sich um 100 bzw. 150 Euro einen Amazon Echo oder Echo Plus kauft.
Infos zum Netgear Orbi Voice auf der Website des Herstellers
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