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Test

Nikons Android-Cam kann nicht überzeugen

Smartphones laufen Pocket-Kameras immer mehr den Rang ab. Nikon will diesem Trend nun den Kampf ansagen und bringt eine Kamera auf den Markt, die ein wenig auch Smartphone sein will. Dazu stattet der Hersteller seine PocketCam s800c mit einem Touchscreen mit 3,5 Zoll (8,9 cm) und Googles mobilem Betriebssystem Android aus. Damit Android auch flüssig läuft, hat Nikon einen ARM-v9-Prozessor mit 512 MB Ram verbaut. Außerdem ist eine WLAN- und GPS-Schnittstelle integriert.

Abgesehen davon bietet die Kamera das, was man von anderen Pocket-Cams kennt: Ein CMOS-Sensor mit 1/2.3 Zoll, der mit 16 Megapixel fotografiert und ein Zoom-Objektiv mit einer Brennweite von 4,5 - 50 mm (entspricht bei 35mm 25 - 250mm) mit einer Lichtstärke von f3.2-5.8. Das Gehäuse misst 111.4 x 60.0 x 27.2mm, mit Akku und Speicherkarte wiegt die Kamera gut 180 Gramm.

Abgesehen vom Auslöser gibt es noch einen Knopf, um die Kamera aus- bzw. einzuschalten sowie unter dem Touchscreen jeweils einen Home-, Zurück- und Menü-Knopf. Die restliche Bedienung erfolgt komplett über den Touchscreen, wie man es von Android gewohnt ist.

Erster Eindruck
Von außen wirkt die Kamera wie eine gewöhnliche PocketCam. Die Verarbeitung fällt weder als besonders negativ, noch besonders hochwertig auf, die wenigen Bedientasten wirken verlässlich. Im Vergleich zu aktuellen Android-Smartphones wirkt das Display mit seiner Auflösung von 854 x 480 Pixel (Pixeldichte 240ppi) eher bescheiden. Auch Schärfe und Helligkeit können nicht mit aktuellen Smartphones mithalten.

Geladen wird der austauschbare Akku direkt in der Kamera. Dafür verfügt sie über keinen gewöhnlichen microUSB-Anschluss, sondern über eine exotischere miniUSB-Variante mit acht Pins.

Die Software
Als Betriebssystem hat Nikon das, mittlerweile schon fast antik wirkende, Android 2.3 (Gingerbread) gewählt. Viel angepasst wurde nicht, einzig die Kamera-App wurde gegen Nikons hauseigenes Produkt ausgetauscht. Innerhalb der App werden alle Einstellungen von Belichtung über Blende bishin zu Spezialeffekten geregelt. Neben der Kamera-App kann man natürlich auch im Internet surfen oder E-Mails verwalten.

Offiziell kein Instagram
Einer der Vorteile des Android-Betriebssystems soll sein, das Gerät beliebig mit weiteren Funktionen erweitern zu können. Dazu zählt etwa das Installieren alternativer Kamera-Apps. Einer der populärsten Vertreter ist Instagram, das bereits mehr als 100 Millionen Mal auf Android-Geräte heruntergeladen wurde.

Wenn man sich mit Nikons Android-Kamera in die lange Reihe an Instagram-Usern einordnen will, stößt man sehr schnell auf ein Problem: Die App wird (derzeit) im Google Play Store als inkompatibel angezeigt und lässt sich auf offiziellem Weg nicht installieren. Über einen Umweg mit der Installationsdatei (APK) kann man diese Hürde zwar umgehen, Probleme gibt es dann jedoch trotzdem. So stürzt die App immer wieder ab und ist darum nur sehr eingeschränkt nutzbar.

Die alternative Kamera-App Retro Camera wird zwar nicht als inkompatibel angezeigt, völlig korrekt funktioniert aber auch sie nicht. Will man etwa direkt in der Applikation fotografieren, kann man den optischen Zoom nicht einsetzen. Betätigt man den entsprechenden Regler an der Kamera, wird lediglich der digitale Zoom ausgelöst. Dieses Problem zieht sich durch sämtliche Kamera-Apps, die im Rahmen des Tests ausprobiert wurden. Einzig in der Standard-App macht der Zoom-Regler, was er soll.

Die Bildqualität und der Akku
In Sachen Bildqualität ordnet sich die S800c genau dort ein, wo man es von anderen Kompaktkameras kennt. Die Ergebnisse sind von anderen Vertretern der Nikon-S-Serie kaum zu unterscheiden, da auch ein Sensor gleicher Größe verwendet wird. Etwas auszusetzen gibt es an den Fotos nicht, die Farben sind angenehm neutral, Schärfe und Kontrastdarstellung fallen ebenfalls nicht negativ auf.

Wo die Kamera nicht ganz mit anderen kompakten Modellen mithalten kann, ist bei der Akkuleistung. Nikon gibt an, dass die Kamera mit einer Akkuladung 140 Bilder schafft. Im Praxisbetrieb sind solche allgemein gültigen Aussagen nur sehr schwer zu treffen, da es sehr stark darauf ankommt, wie intensiv man Android auf der Kamera nutzt. Wenn man die geschossenen Bildern sofort bei Facebook oder ähnlichen Diensten hochlädt, gibt der Akku schneller auf, als wenn man nur fotografiert. Bei intensiver Nutzung aller Funktionen hielt die Kamera im Test gerade mal einen halben Tag durch, ohne an die Steckdose zu müssen. Beim Aufladen fällt noch ein weiterer Minuspunkt auf: Während des Ladevorganges kann man die Kamera weder bedienen, noch mit ihr fotografieren.

Fazit
Eine Kamera mit "smarten" Funktionen auzustatten macht durchwegs Sinn. Ob es tatsächlich Android sein muss, ist jedoch fraglich. Wie man an der Nikon S800c sieht, kommt eine große Zahl an Foto-Apps mit dem Einsatz auf einer Kamera nicht wirklich zurecht. Mit dem Problem ist Nikon nicht alleine, auch bei Samsungs Galaxy Cam, die ebenfalls mit Android ausgestattet ist, treten ähnliche Probleme auf, wie ein

der futurezone gezeigt hat. Im Gegensatz zu Nikon hat Samsung der Kamera allerdings eine aktuellere Android-Version spendiert.

Auch die Akkuleistung der S800c lässt zu wünschen übrig, um die Anschaffung eines Ersatz-Akkus wird man bei Reisen nicht herumkommen. Die Bildqualität ist für eine Pocketkamera zwar akzeptabel, bei einem Preis von 399 Euro (UVP) hätte man sich aber mehr erwartet.

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Thomas Prenner

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Beschäftigt sich mit Dingen, die man täglich nutzt. Möchte Altes mit Neuem verbinden. Mag Streaming genauso gern wie seine Schallplatten. Fotografiert am liebsten auf Film, meistens aber mit dem Smartphone.

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