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Spiegelreflexkamera

Nikons Einsteiger-Vollformat D600 im Test

Nikons neue Vollformatkamera will sich als günstigere Alternative zur halb-professionellen Spiegelreflexkamera D800 positionieren. Dabei muss sich die Kamera aber ganz und gar nicht verstecken, für einige Zwecke ist sie sogar besser geeignet als ihre große Schwester. Direkter Konkurrent der D600 wird Canons 6D sein, die allerdings erst im Dezember auf den Markt kommen wird.

Technische Daten
Der Vollformatsensor (Sensorgröße 35,9 x 24,0 mm) macht Fotos mit einer maximalen Auflösung von 24,7 Megapixel (24,3 effektiv). Als Hilfe bei schlechten Lichtverhältnissen ist ein Blitz zum Aufklappen integriert. Wie die D800 verfügt auch die D600 über zwei Speicherkartenslots, die jeweils Platz für eine SD-Karte bieten. Wahlweise kann der Nutzer entscheiden, ob die zweite Karte als Ergänzung oder Backup-Medium dient. Bei Bedarf kann die Kamera auch so konfiguriert werden, dass auf einer Karte die JPEG- und auf der anderen die RAW-Files abgespeichert werden.

Während die D800, wohl aufgrund der deutlich größeren Dateien, mit einem USB-3.0-Anschluss ausgestattet ist, hat Nikon bei der D600 nur auf USB 2.0 gesetzt. Außerdem ist ein Mini-HDMI-Ausgang sowie ein Kopfhörer- und ein Mikrofonanschluss (3,5mm-Klinke) vorhanden. Darüber hinaus gibt es noch eine Schnittstelle für einen GPS-Empfänger. Drahtlose Schnittstellen wie WLAN sind nicht vorhanden.

Der optische Sucher hat eine 100-prozentige Bildabdeckung und macht im Test einen durchwegs guten Eindruck. Das LC-Display an der Rückseite hat eine Auflösung von 921.000 Bildpunkten und wird mit einer transparenten Schutzabdeckung aus Kunststoff ausgeliefert. Die Helligkeit machte im Test zwar grundsätzlich einen guten Eindruck, Ärger machte nur immer wieder die automatische Anpassung, die das Display teilweise zu dunkel reguliert.

Maximal schafft die D600 5,5 Bilder pro Sekunde in voller Auflösung von 6.016 x 4.016 Pixel. Videos werden maximal in 1920 x 1080 mit 30, 25 oder 24 Bildern pro Sekunde gemacht. Die Lichtempfindlichkeit (ISO) geht bis maximal 6400 und lässt sich bis 25.600 erweitern.

Die Handhabung
Das Gehäuse der D600 besteht aus einer Magnesiumlegierung, ist spritzwassergeschützt und macht einen durchwegs guten und stabilen Eindruck. Die Abmessungen betragen 113 x 141 x 82mm, das Gewicht liegt bei 760 Gramm (ohne Akku und Speicherkarten). Im Vergleich zur D800 ist sie somit ein Stück kleiner und 140 Gramm leichter. Auch der Griff an der rechten Seite ist dadurch etwas kleiner geworden, was die Handhabung aber nicht dramatisch erschwert. Menschen mit etwas größeren Händen werden für wirklich sicheren Halt aber wieder einen Batteriegriff brauchen.

Die Tastenbelegung erinnert stark an die bekannten Nikon-Modelle, Kenner dürften sich sehr schnell an die Bedienung gewöhnen und sich demnach auch sehr rasch zu Hause fühlen. Einige Kleinigkeiten haben sich dennoch geändert. So wurden etwa die Zoom-Tasten an der linken Seite des Displays vertauscht, was besonders anfangs für Verwirrung sorgen könnte.

Wie von Nikon gewohnt, ist die Kamerasoftware mit einer Reihe von Spielereien ausgestattet. So ist wieder eine Funktion integriert, mit der die Bilder direkt auf der Kamera bearbeitet werden können. Dabei können etwa Bildeffekte hinzugefügt, oder das Foto zugeschnitten werden. Auch die bekannten Einstellungsprofile hat Nikon abermals integriert. Damit kann der Fotograf schnell zwischen voreingestellten Optionen-Sets wie dem gewünschten Autofokusmessfeld oder Bildqualität hin- und herschalten.

Fokus
Die D600 verfügt über 39 Autofokus-Messfelder, davon handelt es sich bei neun um die genaueren Kreuzsensoren. Das ist deutlich weniger als die große D800 (51 und 19), schlecht ist der Autofokus der D600 dennoch nicht. Unter normalen Lichtverhältnissen verrichtet der Fokus präzise Arbeit und liegt im Test nur selten daneben. Wird das Licht schlechter, leidet naturgemäß auch der Autofokus, was bei der D600 stärker auffiel, als bei anderen aktuellen Konkurrenzmodellen. Das integrierte weiße Hilfslicht konnte die Situation auch nicht verbessern.

Die Bildqualität
Die Bildqualität der D600 kann bereits ab dem ersten Moment überzeugen. Während die deutlich höherauflösende D800 nur unter optimalen Bedinungen und im Idealfall auf einem Stativ ihre vollen Stärken ausspielen kann, können die 24 Megapixel der D600 auch unter "Straßenbedingungen" voll ausgenutzt werden. Der verbaute Sony-Sensor in Verbindung mit Nikons XPEED 3 Bildprozessor liefert eine ordentliche Arbeit ab. In Sachen Schärfe und Farbtreue kann die Kamera sogar mit der deutlich teureren Canon 5D Mark III mithalten, die mit 22 Megapixel fotografiert.

Videos
Die Qualität der aufgenommenen Videos enttäuscht zwar nicht, kann sich aber auch nicht von anderen Spiegelreflexkameras abheben. Unter schwierigen Lichtbedingungen gibt die D600 sogar etwas schneller auf, als man es von anderen Modellen gewohnt ist. Auch der Rolling-Shutter-Effekt, der technisch bedingt durch den Sensor auftritt, ist vorhanden.

ISO
Das Bildrauschen bei höheren ISO-Stufen fällt eine Spur weniger stark auf, der Grund liegt natürlich auch hier in der geringeren Auflösung. Mit dem Konkurrent Canon, der bei seinen Kameras traditionell durch ein geringes Rauschverhalten auffällt, kann aber auch die D600 nicht mithalten.

Fazit
Es gibt wenig, was man an Nikons D600 kritisieren könnte. Die Verarbeitung stimmt und auch die Bildqualität kann auf ganzer Linie überzeugen. Auch bei den Funktionen hat Nikon nicht gespart. Wer gerne Bildeffekte einsetzt oder Fotos gleich auf der Kamera nachbearbeitet, wird mit dem Funktionsumfang nicht unzufrieden sein. Einzig die Videofunktion hinterlässt einen eher negativen Eindruck. Wer oft und gern filmt und auch auf eine entsprechende Leistung unter schlechtem Licht angewiesen ist, sollte sich den Kauf der D600 zwei Mal überlegen.

Mit der D600 hat Nikon selbst den schärfsten Konkurrenten für die hauseigene D800 geschaffen. Da das größere Modell die höhere Auflösung in der Regel nur unter optimalen Bedingungen und mit Stativ ausspielen kann, dürfte die D600 für eine Vielzahl von Einsatzzwecken besser geeignet sein und ist darüber hinaus 700 Euro billiger. Die D600 ist um 2.200 Euro (UVP) bereits erhältlich.

Konkurrenz
Auch der Hauptkonkurrent Canon wird im Dezember eine Vollformatkamera für Einsteiger nachliefern. Die 6D wird mit einem 20-Megapixel-Sensor kommen und im Gegensatz zur D600 mit einem WLAN- und GPS-Empfänger bestückt sein. Die Kamera soll im Dezember um 1.900 Euro auf den Markt kommen. Wer also nicht unbedingt sofort auf eine Vollformatkamera umsteigen will und sich auch bei der Marke noch nicht ganz sicher ist, sollte noch die Veröffentlichung der D6 abwarten.

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Modell:
Nikon D600
Bildsensor:
24 Megapixel CMOS-Vollformat-Sensor (35,9 x 24,0 mm, Nikon-FX-Format)
ISO:
100-6400 (50-25.600 erweitert)
Fokus:
39 Fokuspunkte, davon neun Kreuzsensoren
Serienbilder:
5,5 Bilder pro Sekunde
Video:
1920 x 1080, 30p, 25p, 24p
1280 x 720, 60p, 50p, 30p, 25p
Speicher:
Dual-Kartenslot SD
LCD:
3,2 Zoll, 921.000 Pixel
Optischer Sucher:
100 Prozent Bildfeldabdeckung
Maße:
113 x 141 x 82mm
Gewicht:
760 Gramm (nur Gehäuse)
Preis (UVP, Body):
2200 Euro

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Thomas Prenner

ThPrenner

Beschäftigt sich mit Dingen, die man täglich nutzt. Möchte Altes mit Neuem verbinden. Mag Streaming genauso gern wie seine Schallplatten. Fotografiert am liebsten auf Film, meistens aber mit dem Smartphone.

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