Nvidia Shield Android TV
Nvidia Shield Android TV
© Gregor Gruber

Test

Nvidia Shield Android TV: UHD-Streaming und Cloud-Gaming

Nach Shield und dem Shield Tablet erweitert Nvidia seine Android-Geräte-Palette um eine Streaming-Box: Shield Android TV. Im Gegensatz zu ähnlichen Settop-Boxen, wie Amazons Fire TV, ist sie mit stärkerer Hardware bestückt. Neben 4K/UHD-Streaming soll sie mit angepassten Android-Games und einem Cloud-Gaming-Services auch Spieler ansprechen. Die futurezone hat Shield Android TV getestet.

Kantig

Die Box ist flach und kompakt genug, um sie zu verstecken, wenn man das möchte. Die Helligkeit der Beleuchtung der Box kann in den Einstellungen reduziert werden, falls einem das Grün zu markant ist. Soll die Box auffallen, kann um 35 Euro ein Vertikal-Standfuß erworben werden. Dieser haftet gut auf glatten Oberflächen und ist schwer und scharfkantig genug, um sich im Notfall damit gegen im Wohnzimmer einfallende Zombies zu verteidigen.

Das Netzteil ist ebenfalls kompakt und unauffällig. An der Rückseite der Box sind der HDMI-2.0-Ausgang, Ethernet, zwei USB-3.0-Anschlüsse, ein Micro-USB-2.0-Anschluss und ein Micro-SD-Slot. Von den internen 16 GB Speicher stehen etwa 11 GB zur Verfügung, weshalb sich das Auslagern von Apps und Games auf eine Micro-SD-Karte empfiehlt. Alternativ gibt es auch eine Version von Shield Android TV mit 500 GB Speicher. Diese kostet aber 299 Euro – die 16-GB-Version kommt auf 199 Euro.

5.1 und 7.1-Surround Sound gibt es als HDMI Pass-through, einen eigenen optischen Audioausgang hat Shield Android TV nicht. Kabellose Verbindungen werden per 802.11ac und Bluetooth 4.1 hergestellt. An der Front befindet sich noch eine Infrarot-Schnittstelle für Universal-Fernbedienungen.

Nvidia Shield Android TV

Controller und Fernbedienung

Im Lieferumfang ist ein Controller enthalten. Dieser ist bulkiger und schwerer als die Xbox-One- und PS4-Controller, hält sich aber angenehmer, als er aussieht. Die Trigger-Tasten und Analog-Sticks sind schwergängiger als bei den Controllern aktueller Konsolen, was aber nur im direkten Vergleich auffällt.

Ungewöhnlich für einen Game-Controller ist der Einsatz von Softtouch-Tasten. Die Nvidia-, Zurück-, Home- und Play-Taste sind Softtouch. Die Lautstärken-Tasten unten sind aber wiederum normale Tasten. Diese sind sehr leichtgängig, weshalb man öfters mal unabsichtlich draufdrückt, wenn der Controller in die Hand genommen wird.

Die Nvidia-Taste weckt den Controller aus dem Standby-Modus auf und startet die Spracheingabe. Das Mikrofon dafür befindet sich über der Taste. Der Controller wird per Micro-USB-Anschluss an der Oberseite aufgeladen oder direkt mit der Box verbunden. Ebenfalls an der Oberseite ist eine 3,5mm-Klinkenbuchse. Dieser wäre an der Unterseite besser gewesen, damit das Kabel beim Spielen nicht in den Weg kommt.

Die optionale Fernbedienung (55 Euro) sieht zwar gut aus, hält sich aufgrund der sehr schlanken Form aber nicht bequem. Wie der Controller hat sie ein Mikrofon für die Spracheingabe, wird per Micro USB aufgeladen und hat eine 3,5mm-Klinkenbuchse. Da sie keinen Zusatznutzen im Vergleich zum Controller hat und mit 55 Euro relativ teuer ist, kann man darauf verzichten. Derzeit läuft eine Weihnachtsaktion: Kauft man Shield Android TV im Webshop von Nvidia, ist die Fernbedienung kostenlos dabei.

Nvidia Shield Android TV

Streaming

Da Shield Android TV, wie der Name schon sagt, Android TV als Betriebssystem nutzt, ist die Auswahl an Streaming-Apps noch überschaubar. Normale Android-Apps können nicht über den Android-TV-Play-Store installiert werden. Eine Amazon Instant Video App gibt es nicht – hier müssen sich wohl noch Amazon und Google einigen, um die App für Android TV zu veröffentlichen.

Shield Android TV unterstützt YouTube-UHD-Videos mit 60 Frames pro Sekunde. Neben Googles eigenem Filmangebot gibt es auch die Netflix-App, um UHD-Filme und Serien zu streamen. Schade: Die Sprachsuche durchsucht zwar das Google-Filmangebot aber nicht Netflix.

Musik und Videos können von USB-Wechselmedien wiedergegeben werden. Hat man viele Unterverzeichnisse auf der USB-Festplatte, ist die normale Bild- und Foto-App leider kaum zu gebrauchen. Hier empfiehlt es sich eine Dateiexplorer-App zu nutzen, wie etwa ES File Explorer.

Shield Games: Half Life 2 Episode 1

Gaming

Es gibt vier Möglichkeiten um Games auf Shield Android TV zu spielen: über den Google Android TV Play Store, Shield Games, GameStream und Geforce Now. Die Shield Games sind eine Auswahl an speziell für die Hardware angepassten Spiele. Das sind zwar etwas ältere, aber vollwertige Games und nicht nur die üblichen, portierten Android-Smartphone-Spiele.

Da Shield Android TV mit dem Tegra X1 und 3 GB RAM durchaus leistungsfähig ist, findet man Games wie Half Life 2 (+ Episode 1 und 2), Doom 3 BFG Edition, GTA San Andreas, GTA Vice City und Portal im Angebot. Ebenfalls vorhanden: Hotline Miami 2, Final Fantasy 3 bis 6, NBA Jam, Soul Calibur 1 und die üblichen Telltale Games. Die meisten Spiele sind etwas günstiger als auf der PC-Plattform Steam bzw. im regulären Android Play Store. Final Fantasy kostet 7 Euro, Doom 3 11 Euro, Half Life 2 8 Euro und Soul Calibur 1 10 Euro. Einige Spiele erfordern zwingend einen Controller. Shield Android TV unterstützt auch USB- und Bluetooth-Controller anderer Hersteller, sowie die Verwendung von Maus und Tastatur.

Die Qualität der Umsetzung der Spiele schwankt. Half Life 2: Episode 1 sieht, gemessen am Alter des Spiels, durchaus gut aus, hat jedoch Framerate-Schwankungen. Es ist noch spielbar, aber eben nicht so, wie man es von damals am PC in Erinnerung hat. Auch wirkt die Steuerung etwas träge. Doom 3 läuft sehr flüssig, Charaktere und Umgebungen sehen aber pixeliger als beim Original-PC-Spiel aus. Juju, ein Jump-and-Run das UHD-Upscaling unterstützt, sieht zwar in Ordnung, aber nicht beeindruckend aus. Zudem wirkt das Game etwas zu träge.

Mit GameStream können unterstützte Spiele vom PC auf Shield Android TV gestreamt werden, vorausgesetzt im PC ist eine entsprechende Nvidia Geforce GTX-Grafikkarte verbaut.

Cloud-Gaming

Mit Geforce Now ist bei Shield Android TV Nvidias eigener Cloud-Gaming-Service an Bord. Die ersten drei Monate sind kostenlos, danach sind zehn Euro pro Monat fällig. Derzeit befinden sich 47 Spiele in Geforce Now, die meisten davon sind im Monatsabo inkludiert. Die inkludierten Games sind etwas älter, aber bei weitem nicht so alt wie die Shield Games. Dazu gehören etwa Sniper Elite V2, Homefront, Grid 2, Witcher 2, Batman: Arkham Asylum, Arkham City und Arkham Origins, Dead Island, Darksiders 2 und mehrere Lego-Games.

Bei den kostenpflichtigen Titeln findet man etwa Witcher 3 (60 Euro), Metro 2033 Redux (20 Euro) und Resident Evil: Revelations 2 (40 Euro). Bei den Kaufspielen sind Download-Codes dabei, um die Games auch auf dem PC spielen zu können. Ein Nachteil beim Spielen der Games über Geforce Now ist, dass Netzwerkfunktionen und Online-Multiplayer derzeit nicht unterstützt werden.

Geforce Now: Resident Evil: Revelations 2

Streaming-Qualität

Als Minimum für Geforce Now empfiehlt Nvidia eine Datenleitung mit 10 Mbit/s. Will man die Games in 1080p mit 60 fps spielen, sind 50 Mbit/s nötig. Getestet wurde Geforce Now mit einer UPC 150-Mbit-Leitung. Eine Verzögerung bei der Eingabe war bei keinem der getesteten Spiele bemerkbar.

Die meisten Games sehen grafisch besser aus als ihre Gegenstücke auf der Xbox360 und PS3, aber etwas schlechter als auf Xbox One und PS4. Bei ein paar Games erkennt man die Komprimierung, einige sehen so aus, als hätte man am PC die Grafikeinstellungen auf niedrig geschaltet. Bei den meisten Spielen können die Grafikeinstellungen geändert werden. Das ist aber nicht zu empfehlen, da das fast immer in einen rapiden Reduktion der Framerate sorgt, bis hin zur Unspielbarkeit.

Nutzt man die vorgegebenen Einstellungen, ist Witcher 3 nahezu ruckelfrei spielbar. Allerdings sieht das Game deutlich schlechter als auf der PS4 aus, vor allem die Weitsicht ist eingeschränkt. Die Umgebung von Resident Evil: Revelations 2 sieht im Kampagnen-Modus etwas verwaschen aus, im Raid-Modus ist nur wenig Unterschied zur PS4-Version erkennbar.

Trine 3, ein aktuelles aber etwas weniger aufwändiges Game, sieht hingegen sehr gut aus – grafische Abstriche sind kaum zu erkennen. Die etwas älteren Titel Darksiders 2 und die Lego-Titel sind ebenfalls in Ordnung und sehen besser als auf Xbox360/PS3 aus. Beim Hardware-hungrigen Dead Island ist die Umgebung unscharf, die Weitsicht eingeschränkt und die Charaktere etwa pixelig, aber es läuft flüssig. Bei Batman: Arkham Origins ist auch eine leichte Unschärfe in der Umgebung erkennbar, was aber nicht allzu dramatisch ist.

Nvidia Shield Android TV

Fazit

Mit einem Preis von 200 Euro ist Shield Android TV eine der teuersten UHD-Streaming-Boxen, die derzeit verfügbar sind. Apple TV Generation 4 kommt mit 32 GB Speicher auf 179 Euro und Amazon Fire TV auf 85 Euro – allerdings werden beide ohne Controller ausgeliefert.

Die für Android TV portierten Shield Games sind ein nettes Zuckerl. Das Highlight ist aber Geforce Now. Mit einer schnellen Internetleitung sind die Spiele verzögerungsfrei und in guter Qualität spielbar. Wer noch keine Konsole hat kommt damit für zehn Euro im Monat zu einer jederzeit verfügbaren Spielesammlung, die hoffentlich laufend wachsen wird.

Hat man keine aktuelle Spielkonsole, aber Lust auf Gaming am Flat-TV und sowieso vorgehabt sich eine Streaming-Box zuzulegen, macht Shield Android TV Sinn. Wer eine Xbox One oder PS4 zuhause hat, bekommt mit Shield Android TV keinen nennenswerten Zusatznutzen. Für reines UHD-Streaming gibt es günstigere Lösungen, bzw. unterstützen viele der neuen UHD-TVs die entsprechenden Streaming-Apps direkt.

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Gregor Gruber

Testet am liebsten Videospiele und Hardware, vom Kopfhörer über Smartphones und Kameras bis zum 8K-TV.

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